Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QUENDELINE

(getauft am 19.07.2010)

 

Westlich von Neufundland entstand am Morgen des 16.07. ein Tiefdruckwirbel, der langsam in Richtung des europäischen Raums zog.

Am 18.07. lag das Tief mit seinem Kern über den zentralen Nordatlantik. Nördlich davon verlief dessen Okklusionsfront (Mischung aus Kalt- und Warmfront), die sich bis nach Nordirland erstreckte. Dort teilte sie sich in eine kurze Warmfront, die bis zur Keltischen See reichte, und in eine rückläufige Kaltfront über den Atlantik.

Da die Zyklone immer mehr an Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa gewann, wurde sie am 19.07. mit einem Kerndruck von 1000 hPa auf den Namen QUENDELINE getauft.

Das zum Teil okkludierte Tief verlagerte sich in den folgenden Tagen langsam weiter Richtung Osten und lag am 21.07. mit seinem Zentrum über den Britischen Inseln. Innerhalb des Systems der Zyklone entwickelte sich am Ende der Warmfront über Skandinavien ein zweiter Kern namens QUENDELINE II mit einen Druck von 1010 hPa im Zentrum. Auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplexes strömte feucht–warme Luft von der Biskaya nach Mitteleuropa. Dadurch lagen die Höchsttemperaturen deutschlandweit meist bei 30°C und darüber. Die nachfolgende Kaltfront von QUENDELINE I löste an der französischen Atlantikküste einige kräftige Schauer und Gewitter aus. In der Stadt Dax fielen innerhalb 24 Stunden 32,8 mm. Auch QUENDELINE II sorgte für Regen über Skandinavien. Die Station Bergen meldete 42 mm innerhalb 24 Stunden.

Einen Tag später wurde es in Deutschland noch heißer mit bis zu 35°C am Oberrhein, selbst an den Küsten kletterte das Thermometer verbreitet auf über 30°C wie z.B. in Rostock mit 32°C, ehe die Kaltfront auch in Deutschland kräftige Gewitter auslöste.

In der Nacht, mit Durchzug der Kaltfront, wurde die zum Teil seit Wochen anhaltende Hitze- und Dürreperiode in der Osthälfte Deutschlands beendet. Verbreitet fielen im Berliner Raum 30 mm innerhalb 24 Stunden, was in etwa die Hälfte eines Monatssolls entspricht. Örtlich fielen sogar über 60 mm innerhalb 24 Stunden, wie in Berlin Friedrichshain.

Am folgenden Tag brachte der Temperatursturz dort nur noch Höchsttemperaturen unter der 20°C- Marke, die Station Berlin-Dahlem meldete 19,2°C.

Währenddessen schwächte sich das Zentrum von QUENDELINE I weiter ab und löste sich über England auf. QUENDELINE II hingegen zog unter Verstärkung über Lappland zur Barentssee weiter zur Südspitze Nowaja Semlja, wo der Kerndruck am 24.07. etwa 970 hPa betrug. Weiterhin gelangten vorderseitig warme Luftmassen bis zur Eismeerküste. An mehreren russischen Station, wie in Tambova mit 38,0°C, wurden laut Medien absolute Höchstwerte verzeichnet. Auch in Moskau war es mit über 36°C weiterhin ungewöhnlich heiß. Das Tief zog weiter über Nordrussland zum Nordpolarmeer, wo es in der Nacht zum 26.07 aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte verschwand.


Geschrieben am 17.08.2010 von Dario Ibold

Wetterkarte: 22.07.2010

Pate: Dirk Lindhorst