Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet QUENDOLIN
(getauft am 16.04.2014)
Im Laufe des 15.05.2014 spaltete sich ein Tiefdruckgebiet über der
Danmarkstraße in drei einzelne Kerne auf, die sich über der Grönlandsee, dem
Nordwesten Islands und der Südostküste Grönlands befanden. Einer dieser
Tiefdruckkerne verlagerte sich in seiner Entwicklung weiter nach Südosten und
wurde am 16.04.2014 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen QUENDOLIN
getauft.
Das Tief QUENDOLIN lag
am 17.04.2014 um 00 Uhr UTC, das entspricht 02 Uhr MESZ, mit seinem Zentrum und
einem Kerndruck von rund 998 hPa über den Färöer-Inseln. Südöstlich des Kerns erstreckte
sich eine Kaltfront bogenförmig südwestwärts über Schottland und Irland hinaus
auf den Nordatlantik. Die Warmfront der Zyklone verlief vom selben Punkt
ausgehend nach Nordosten bis nach Mittelschweden, wo sie in die Okklusion eines
unbenannten Wirbels über Spitzbergen überging. Eine Okklusion beschreibt dabei
einen Frontentyp, welcher Warm- sowie Kaltfronteigenschaften in sich vereint.
In der Nacht zum
18.04.2014 zog die in den letzten 24 Stunden entstandene Kaltfrontokklusion
des, mit seinem Zentrum inzwischen über Südschweden gelegenen,
Tiefdruckgebietes QUENDOLIN von Nordwesten mit dichter Bewölkung heran. Dies
führte dazu, dass es im größten Teil Deutschlands frostfrei blieb. Ein
Niederschlagsgebiet griff bereits am Vorabend auf den Nordwesten und in den
frühen Morgenstunden auch auf den Berliner Raum über, wo meist 3 bis 5 mm Regen
fielen. Am Vormittag erfasste das Niederschlagsfeld den Mittelgebirgsraum,
wobei in den unteren Lagen des Erzgebirges Schnee fiel. Am Vormittag gab es
auch in Hof Schneefall und Chemnitz meldete mit Schnee vermischten Regen.
Rückseitig des Wirbels QUENDOLIN entstanden über Deutschland Schauer, die meist
eng begrenzt waren und daher bis mittags nur geringe Niederschlagsmengen
brachten. Mit einer Höchsttemperatur von 5°C im Bayerischen Wald bis örtlich
15°C an Oberrhein und Nahe war es vergleichsweise kühl. Das kleine, aber recht
wetteraktive Höhentief, das am frühen Morgen mit seinem Kern über Südschweden
lag, spaltete sich im Tagesverlauf vollständig von dem Höhentrog ab. Ein Trog
ist ein Kaltluftvorstoß nach Süden und befindet sich wie das zuvor
angesprochene Höhentief in der mittleren Troposphäre auf ca. 5,5 km. Dabei nahm
es den Charakter eines Kaltlufttropfens an, d.h. das zugehörige Bodentief
QUENDOLIN löste sich über Norddeutschland auf. Es bildete sich aber an der
Okklusion über den Alpen ein neues Tief, das als zweiter Kern diesen Namen
behielt. Somit bestimmte hoch reichende Kaltluft das Wettergeschehen in
Deutschland. Allerdings war das Gebiet mit der Höhenkaltluft entsprechend des
Charakters eines Kaltlufttropfens nicht sehr groß, sodass es jeweils an den
West- und Ostgrenzen Deutschlands bei etwas höheren Temperaturwerten in der
mittleren Troposphäre kaum zu Schauern kam. Ansonsten bildeten sich aber teils
kräftige Regen- und Graupelschauer, die aufgrund der langsamen
Verlagerungsgeschwindigkeit zum Teil auch über 10 mm brachten. Beispielsweise
fielen in Teterow 15 mm, auf dem Brocken 14 mm und in Weimar sowie in Wangen im
Allgäu jeweils 13 mm. Südlich der Donau sank die Schneefallgrenze bis auf 600 m.
Auch in den Höhenlagen der Mittelgebirge schneite es.
Am Morgen des
19.04.2014 lag der Schnee auf dem Brocken im Harz 15 cm hoch, auf dem
Fichtelberg im Erzgebirge 8 cm und in Oberreute am
Alpenrand 10 cm hoch. In der Nacht fielen die meisten Schauer in sich zusammen.
Mit Drehung der Strömung auf Nordost kam die Warmfront nach Ostdeutschland
voran und brachte eine markante Erwärmung. Am wärmsten war es im Nordosten
Deutschlands. In Berlin stieg die Temperatur bis 12 Uhr UTC bereits auf 19°C
an, in Landsberg an der Warthe wurden zu diesem Zeitpunkt sogar 21°C erreicht. An
der Station Kaniswall, am Berliner Stadtrand, wurde
ein Höchstwert von 22,5°C erfasst. Ähnlich warm wurde es in Manschnow
an der Oder mit 22,4°C. Der am frühen Morgen mit seinem Kern über
Westdeutschland gelegene Kaltlufttropfen verlagerte sich bis zum nächsten
Morgen unter Abschwächung nach Zentralfrankreich. Vor allem in der mittleren
Troposphäre stieg die Temperatur im Kernbereich deutlich an. Die Folge war eine
erhebliche Stabilisierung der Atmosphäre, sodass es kaum noch Schauer gab. Doch
blieb es in seinem Bereich noch recht kühl. Im ostfranzösischen Nancy wurden nur
11°C und im Raum Paris 13 bis 14°C erreicht. Ausgesprochen kühl war es unter
dichten Wolken auch im südwestlichen Deutschland. Im sonst für seine hohen
Temperaturwerte bekannten Oberrheingraben stieg die Temperatur wie in Freiburg
nur auf 9°C. Von den Ammergauer
Alpen bis zum Schwarzwald blieben die Höchstwerte meist unter 10°C.
Die Zyklone QUENDOLIN
lag am 20.04.2014 um 00 Uhr UTC mit ihrem Schwerpunkt über Süddeutschland. Der
Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 1008 hPa. Eine ausgeprägte Luftmassengrenze
in Form einer Warmfront verlief über Ostfrankreich und Belgien bis nach
Dänemark. Im Südwesten Deutschlands und in einem Streifen vom Niederrhein bis
nach Vorpommern war es morgens dunstig, teils sogar neblig. Ab dem Nachmittag
bildeten sich in Franken, dem Vogtland, in Thüringen und Hessen mächtige
Quellwolken, aus denen sich Schauer und Gewitter entwickelten. Diese brachten
gebietsweise bis zum Abend 12-stündige Niederschlagsmengen um 5 mm. In den
übrigen Regionen Deutschlands war es, mit Ausnahme einzelner Schauer in der
Eifel und dem nördlichen Vorland, sonnig und niederschlagsfrei. Das höchste
Maximum der Temperatur lag mit 23,3°C in Tönisvorst bei Krefeld, wobei auch
sonst vielerorts im Westen Deutschlands sowie zwischen Ems und Oder die
Höchsttemperatur um oder knapp über 20°C lag.
Am 21.04.2014 bestand
das Tiefdrucksystem QUENDOLIN aus dem westlich des Ärmelkanals gelegenen Teiltief
QUENDOLIN I und dem über dem deutsch-französischen Grenzgebiet gelegenen Teiltief
QUENDOLIN II. In seinem Bereich entwickelten sich in der labilen Luft, anfangs
im Nordwesten Deutschlands, später auch im Südwesten, Schauer und Gewitter, die
örtlich auch recht kräftig ausfielen und teilweise mit Hagel verbunden waren.
Die höchsten 12-stündigen Niederschlagssummen bis zum Abend wurden im Westen
gemessen, wie z.B. jeweils 21 mm in Arnsberg und in Attenkam
am Starnberger See im Alpenvorland sowie 24 mm in Nastätten im Taunus. Am
wärmsten wurde es mit 21,6°C in Frankfurt-Westend. Im
Verlauf kam es auch in der Osthälfte zu teils gewittrigen Regenschauer.
Besonders viel Regen gab es in Teilen von Schleswig-Holstein, wie z.B. in
Lübeck, wo 42 mm registriert wurden. Ein anderer Schwerpunkt der Gewitter war
in der Nähe von Oder und Neiße, wo Görlitz 23 und Cottbus 28 mm Niederschlag
meldeten. Hauptsächlich im Westen und Süden Deutschlands, aber auch im Berliner
Raum blieb es dagegen weitgehend niederschlagsfrei.
Bis zum 22.04.2014
vereinigten sich die beiden Tiefdruckkerne und bildeten nun wieder die Zyklone
QUENDOLIN. Diese befand sich um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von rund 1005
hPa nordöstlich des Ärmelkanals. An diesem Tag konnte dem Tiefdruckgebiet kein
Frontensystem zugeordnet werden.
Der Wirbel
QUENDOLIN schwächte sich im Tagesverlauf weiter ab und konnte am
darauffolgenden Tag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben von Jasmin Holzapfel
Berliner Wetterkarte: 18.04.2014
Pate: Harry Henke