Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QUENDOLIN

(getauft am 17.10.2018)

 

Im Verlauf des 16.10.2018 zog ein Druckgebilde von der kanadischen Provinz Québec ostwärts bis über den Norden Neufundlands. Da dieses in den folgenden Tagen auch auf das Wettergeschehen in Europa einwirken sollte, wurde das Tiefdruckgebiet in der Analyse des 17.10.2018 auf den Namen QUENDOLIN getauft.

Um 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC entspricht, des Tauftages war das Zentrum der Zyklone QUENDOLIN mit einem sehr niedrigen Kerndruck von unter 970 hPa nördlich von Neufundland zu verorten. Das Tiefdruckgebiet besaß zu dieser Zeit bereits ein ausgeprägtes Frontensystem mit Warm-, Kalt- und Okklusionsfront. Eine Okklusionsfront entsteht, wenn die nach Osten ziehenden, kühlen Luftmassen an der Kaltfront die wärmeren Luftmassen an der Warmfront einholen und sich darunter schieben. An der dabei entstehenden Front, auch Mischfront genannt, treten häufig Niederschläge auf. Die Okklusion der Zyklone QUENDOLIN verlief am 17.10.2018 in einem konvexen Bogen nach Südosten und spaltete sich nach ca. 1000 km am Okklusionspunkt, welcher östlich von Neufundland lag, in die Warm- und Kaltfront auf. Die schwach ausgeprägte Warmfront verlief vom Okklusionspunkt aus nach Süden, während die Kaltfront sich vom Okklusionspunkt nach Südwesten bis etwa über Washington ersteckte.

Mit der südwestlichen Strömung in ca. 5,5 km Höhe zog Tief QUENDOLIN im Tagesverlauf rasch nach Osten weiter und lag damit am 18.10.2018 um 01 Uhr MEZ südlich von Grönland. Dabei hatte es sich nur ein wenig abgeschwächt und besaß nun einen Kerndruck von ca. 975 hPa. Die Okklusionsfront verlief ähnlich wie am Vortag vom Okklusionspunkt südwestlich von Island in einem konvexen Bogen nach Norden und Westen. Sowohl die Warmfront als auch die Kaltfront, die vom Okklusionspunkt ausgehend nach Süden bzw. Südwesten verliefen, hatten über dem Atlantik liegend noch keinen Einfluss auf das Wetter in Mitteleuropa und schwächten sich bereits an diesem Tag etwas ab. Die Okklusionsfront hingegen zog im Verlauf nach Osten über Island hinweg und sorgte dort für leichten bis mäßigen Regen. So wurden innerhalb von 24 Stunden meist 4 bis 8 mm Regen verzeichnet und an den Stationen Hveravellir und Vestmannaeyjar kamen sogar 11,4 mm bzw. 13,2 mm Niederschlag zusammen.

Am 19.10.2018 lag das Tiefdruckgebiet QUENDOLIN um 01 Uhr MEZ vor der Westküste Islands und hatte sich auf einen Kerndruck von rund 980 hPa abgeschwächt. Ausgehend vom Okklusionspunkt, welcher westlich von Schottland und nordwestlich von Irland lag, erstreckte sich die Okklusionsfront zunächst nach Norden bis vor die Ostküste Islands. Dort bog sie sich nach Westen bis zum Zentrum des Tiefdruckgebietes. Die Warmfront verlief vom Okklusionspunkt nach Süden bis etwa über die Keltische See, löste sich jedoch im Tagesverlauf auf. Die Kaltfront verlief nach Südwesten und ging mitten über dem Nordatlantik in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs RACHEL über. Doch auch sie verlor immer weiter an Bedeutung und löste sich am Tage fast vollständig auf. Etwas wetterwirksamer erreichte die Okklusionsfront des Wirbels QUENDOLIN die Färöer-Inseln, sodass es dort tagsüber 5,5 mm regnete. Ebenso zog sie über Nordirland sowie Schottland hinweg, wobei jedoch nur gelegentliche, leichte Regenschauer mit vernachlässigbaren Niederschlagssummen von 2-3 mm zu verzeichnen waren. Am frühen Abend griffen die Niederschläge dann auch auf die norwegische Küste über und brachten verbreitet 5-10 mm Regen innerhalb von 24 Stunden bis zum Folgetag um 07 Uhr MEZ. Nur an den Stationen Fossmark, Upsangervatn und Bergen kamen sogar Mengen von 16,6 mm, 17,6 mm und 21 mm im selben Zeitraum zusammen. Dabei kann Bergen den vierfachen Jahresniederschlag von Berlin vorweisen.

Am 20.10.2018 lag die Zyklone QUENDOLIN mit ihrem Zentrum nördlich von Jan Mayen. Diese Zugrichtung ist oftmals typisch für diese Jahreszeit, die Zyklone PETRA nahm zwei Tage zuvor den fast identischen Weg. Der Kerndruck schwächte sich unterdessen immer weiter ab und betrug um 01 Uhr MEZ etwa 990 hPa. Das Frontensystem des Tiefs QUENDOLIN bestand nun fast nur noch aus einer Mischfront, die sich vom Okklusionspunkt über der englischen Stadt Boston im Bogen zunächst Richtung Nordosten über die Nordsee, Oslo und Trondheim und sich von dort nach Nordwesten bis zum Kern des Tiefs erstreckte. Vom Okklusionspunkt gingen zu diesem Zeitpunkt nur noch die etwa 400 km lange Warmfront nach Südwesten quer über England und die ähnlich lange Kaltfront Richtung Nordwesten bis über Nordirland aus. Dabei waren sie kaum wetterwirksam.  Die ebenfalls nur noch schwache Okklusionsfront zog im Laufe des Tages über Skandinavien hinweg und brachte hier nochmals einigen Niederschlag mit sich. Dabei kamen im Landesinneren 24-stündig meist bis zu 10 mm Regen zustande. Deutlich höhere Niederschlagsmengen waren jedoch an der Westküste Norwegens zu verzeichnen. Dort beliefen sich diese auf meist 10-25 mm im selben Zeitraum, so z.B. in Ålesund mit 18,2 mm, in Fjærland mit 21,9 mm oder in Leknes mit 25,6 mm. Besonders viel Niederschlag wurde an der Station Furuneset mit 44,6 mm innerhalb von 24 Stunden beobachtet.

Zum folgenden Tag verlagerte sich der Wirbel QUENDOLIN unter weiterer Abschwächung noch weiter nach Norden, sodass keine nennenswerte Wetteraktivität mehr zu verzeichnen war. So verschwand das Tief QUENDOLIN zum 22.10.2018 von der Berliner Wetterkarte.