Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
QUENTIN
(getauft am
26.07.2011)
Mitte Juli
entwickelte sich über Nordeuropa im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von ca. 5,5
km entspricht, ein ausgeprägter Höhentrog. An dessen Vorderseite entwickelte
sich ein Bodendruckfeld, das am 26.07. in der Prognosekarte für den Folgetag
auf den Namen QUENTIN getauft wurde. Am Morgen des 27.07. lag der Tiefdruckkern
südlich von Warschau und besaß einen Kerndruck von 1015 hPa. Das Frontensystem
des Wirbels QUENTIN bestand dabei aus einer Warm- und einer Kaltfront. Vom Kern
verlief die Kaltfront in einem Bogen östlich
über Rumänien bis über den Balkan. Die Warmfront erstreckte sich nördlich des
Kerns und verband sich nahe der litauischen Hauptstadt Vilnius mit der
Kaltfront des Wirbels PETER. Das mit feucht-warmen Luftmassen angereicherte
Tiefdruckgebiet QUENTIN brachte vor allem im Südosten Europas warme
Temperaturen mit teilweiser starker Bewölkung mit sich. Entlang der Warmfront
gab es teils ergiebige, schauerartige Regenfälle, wobei innerhalb von 24
Stunden in Warschau 11 mm und im slowakischen Kaschau 16 mm Niederschlag
fielen. Entlang der Kaltfront war es hingegen meist gering bewölkt. In der
Nacht zum 28.07. verlagerte sich die Zyklone QUENTIN bei gleich bleibendem
Kerndruck nach Nordosten und lag mit seinem Zentrum um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, am
Rande der östlichen Ostseeküste, westlich von Vilnius. Mittlerweile hatte der
Wirbel eine Okklusionsfront, eine Front mit Warm- und gleichzeitig Kaltfronteigenschaften,
ausgebildet. Diese zog sich vom Kern zunächst westlich in einem Bogen über die
Ostsee um dann östlich von der lettischen Hauptstadt Riga in die Warmfront
eines unbenannten Tiefs überzugehen. Weiterhin spaltete sich über der Ostsee,
nordöstlich von Gotland, eine Warmfront ab. Diese verlief nach Osten über
Tallinn und St. Petersburg, bevor sie auf der Länge von Archangelsk in die
Kaltfront des Wirbels PETER überging. An der Warmfront wurden Temperaturen bis
31°C, wie z.B. in St. Peterburg erreicht. In Deutschland sorgte das, sich nach
Nordwesten ausbreitende, Wolkenfeld der Zyklone QUENTIN für Regenfälle, bei
denen auf Rügen am Kap Arkona eine Niederschlagsmenge von 17 mm gemessen wurde.
Am 29.07. lag der Kern, nun mit einem Kerndruck von etwas unter 1010 hPa, weiterhin
über der Ostsee. Eine rücklaufende Okklusionsfront verlief vom Kern südwestlich
über die Ostsee bis Kopenhagen. Vom Kern zog sich eine weitere Okklusion nordöstlich
und teilte sich über Tallinn in Warm- und Kaltfront. Die Kaltfront erstreckte
sich über Moskau und verband sich südlich von Moskau, auf der Breite von Kiew,
mit der Warmfront eines unbenannten Tiefdruckgebietes, welches mit seinem Kern
über dem Schwarzen Meer lag. Der Verlauf der Warmfront hatte sich im Vergleich
zum Vortag kaum verändert, sie lag lediglich etwas weiter nördlich. Bis zum
30.07. verlagerte sich das Frontensystem QUENTIN südwestlich bis zur
Ostseeküste Polens und verstärkte sich dabei im Kern auf einen Druck von etwa
1005 hPa. Weiterhin okkludierte das Tief vollständig. Eine Okklusionsfront
erstreckte sich nordwestlich in einem Bogen über die Ostsee, Tallinn und St.
Petersburg, bis ca. 100 km nordöstlich von Moskau, wo sie sich mit einer
rücklaufenden Okklusion eines unbenannten Tiefs verband. Eine weitere Okklusion
verlief zunächst entlang der deutsch-dänischen Ostseeküste, über den Skagerrak
bis in den norwegischen Raum und entlang der norwegisch-schwedischen Grenze bis
kurz vor Tromsö. Durch Einbezug von Luftmassen subtropischen Ursprungs über dem
osteuropäischen Raum, die durch die, von Nordwesten herangeführte, kalte Luft
am Boden gehoben wurde, nahm die Bildung von Quellwolken vor allem im Norden
Deutschlands zu. Dies hatte einen Rückgang der Lufttemperaturen in dieser
Region zur Folge. Gegenüber dem Vortag fielen diese um bis zu 2 Grad. Weiterhin
war der Norden Deutschlands mit starken, teils schauerartigen Regenfällen
durchsetzt. So wurde in Warnemünde 57 mm und in Ückermünde 41 mm Niederschlag innerhalb
von 24 Stunden registriert. Am 31.07. lag das Zentrum der Zyklone QUENTIN bei
Breslau. Eine Okklusionsfront zog sich über Berlin, Kopenhagen, die Ostsee und
Tallinn nach Osten hinweg, bis sie auf der Länge von St. Petersburg in die
Kaltfront eines unbenannten Tiefs überging. Im weiteren Tagesverlauf setzten
sich auch die mit dem Wirbel QUENTIN verbundenen Niederschläge fort. So fielen
im Fläming weitere Regenmengen bis zu 30 mm, in Berlin-Kaniswall bis 43 mm und
in Hainichen bei Chemnitz sogar 84 mm in 24 Stunden. An der Station
Berlin-Dahlem fielen weitere 25 mm, womit sich die Monatssumme auf 200,4 mm
erhöhte, der höchste gemessene Wert für den Juli seit 1908. Somit war der Juli
dieses Jahres der bisher nasseste der Messreihe in Dahlem. Bis zum 01.08.
verlagerte sich der Kern des Tiefs QUENTIN unter gleich bleibendem Kerndruck
Richtung Osten bis nach Kiew. An diesem Tag bestand das Tiefdruckgebiet QUENTIN
wieder aus zwei Okklusionsfronten. Die erste erstreckte sich in einem Bogen von
Kiew über Budapest, bis sie bei Hamburg in die Kaltfront eines unbenannten
Tiefs überging. Die zweite, rücklaufende Okklusion zog sich von Kiew in einem
südlichen Bogen bis nach Warschau. Im Bereich der Okklusionsfronten kam es
weiterhin zu Regenfällen, die teils schauerartig ausfielen. In der Nacht zum
02.08. wurde das Tiefdruckgebiet QUENTIN durch den sich verstärkenden
Hochdruckeinfluss der Antizyklone JANET verdrängt, sodass es an diesem Tag
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 02.09.2011 von Florian Roloff
Wetterkarte: 29.07.2011
Wetterpate: Jessica Lange (www.gutscheinrausch.de)