Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QUERIDA

(getauft am 13.08.2018)

 

Hinter dem stark wetterbestimmenden Tiefdruckgebiet PAMELA, welches dem Hochdruckgebiet KEVIN folgend über Mitteleuropa hinwegzog, bildete sich nahe Island ein neues Tiefdruckgebiet aus. Da es sich in den kommenden Tagen weiter nach Osten verlagern sollte und somit verstärkt Einfluss auf das Wetter Nord- und Mitteleuropas nehmen sollte, wurde dieses weiter westlich bereits entstandene Tiefdruckgebiet am 13.08.2018 in der Prognose für den folgenden Tag auf den Namen QUERIDA getauft.

So erschien die Zyklone QUERIDA am 14.08. erstmals auf der 00 Uhr UTC Analysekarte, was 02 Uhr MESZ entspricht, der Berliner Wetterkarte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits eine Okklusionsfront, also eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, ausgebildet. Diese führte vom Kern, welcher mit unter 995 hPa westlich vor Island lag, an der Südspitze der Insel entlang über Großbritannien und über den Ärmelkanal bis an die Westküste Frankreichs, dort kurzzeitig Warmfrontcharakter annehmend. Entlang der Front kam es zu Niederschlag, der in 9 Stunden bis 18 Uhr UTC in Keflavikusflugvollur 1 mm, in Akurnes 11 mm und in Dalatangi gar 18 mm brachte. An den schottischen Stationen am Loch Glascarnoch bzw. in Wick kamen in 12 Stunden bis 18 Uhr UTC 2 bzw. 5 mm zusammen.

Am 15.08. hatte sich der Kern des Tiefs QUERIDA kaum verlagert, jedoch auf unter 990 hPa intensiviert. Noch immer konnte dem Tiefdruckgebiet eine Okklusion zugesprochen werden, die sich über den Nordatlantik, manchmal Warm- und manchmal Kaltfrontcharakter annehmend, bis nach Neufundland zog. Die Okklusion des Tages zuvor hatte sich vom Kern entfernt und war durch das an Einfluss gewinnende Hoch LORIN über der französischen Atlantikküste nach Norden gewichen. Durch den Luftdruckunterschied der beiden Druckgebiete kam es auf den Britischen Inseln zu Windgeschwindigkeiten von bis zu 70,4 km/h in South Uist Range oder auch 63,0 km/h in Inverbervie, was beides Stärke 8 auf der Beaufortskala, sprich stürmischem Wind, entspricht. Auch kam es wieder zu Regen entlang der Front mit Schwerpunkten in Island, Schottland und Irland. Die Spitzenreiter der jeweiligen Regionen waren Eskdalemuir im südlichen Schottland mit 21 mm bis 00 Uhr UTC in 18 Stunden, die Station am Casement Aerodrome in Irland mit 10 mm im selben Zeitraum sowie das isländische Akurnes mit 8 mm in 9 Stunden bis 18 Uhr UTC.

Zum 16.08. verlagerte sich Tief QUERIDA gen Osten und befand sich um 00 Uhr UTC bei gleichbleibendem Kerndruck an der Südostspitze Islands. Die Okklusionsfronten, beide weiter den Kern umkreisend, verliefen über Island. In einem Fall verband sie sich mit dem Tief PAMELA über Nordwest Russland, im anderen Fall wand sie sich entlang der norwegischen Küste über Großbritannien bis über den Atlantik. So kamen nach bereits regenreichen Tagen durch Tiefdruckgebiet PAMELA nochmals geringe Regenmengen an der Küste Norwegens an. Die Insel Jan Mayen meldete 4 mm in 24 Stunden, die vor Tromso befindliche Station Andoya 9 mm und Vega-Vallsjo weiter südlich 7 mm. Das südliche Großbritannien, welches nun von Regenfällen getroffen wurde, zeigte lokal sehr unterschiedlich ausgeprägte Niederschlagsmengen. Während Sennybridge am gesamten Tag 14,2 mm erfasste, fielen im rund 150 km entfernten Little Rissington 7 mm und nur 80 km weiter in Aberporth lediglich 3 mm. Der Wind nahm durch leichte Abschwächungen der Druckgebiete QUERIDA und LORIN zudem ab und erreichte keine Sturm- oder Orkanstärke mehr.

Entlang der nach Westen reichenden Okklusion bildeten sich im Verlauf weitere Wirbel aus. Somit reichte am 17.08. vom ca. 990 hPa starken Kern der Zyklone QUERIDA nur noch eine Okklusion nach Osten, welche sich am Okklusionspunkt nahe Tromso in eine kurze Kaltfront nach Süden und eine Warmfront nach Südosten aufspaltete. Die Warmfront war noch immer mit den Ausläufern des Tiefs PAMELA verbunden und ging bei der weißrussischen Hauptstadt Minsk in die Kaltfront des Tiefs PAMELA über. So ergab sich im Einflussgebiet ein ähnliches Bild wie in den Einflussgebieten der Tage zuvor. Im äußersten Norden Norwegens kamen Niederschlagsmengen von 7,4 bzw. 8,0 mm in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des Folgetages in Namsskogan bzw. Losistua zusammen. Die Station Losistua liegt dabei in der Stadt Narvik nördlich des Polarkreises. Weiter auf dem Festland waren die Niederschläge im nicht messbaren Bereich oder es blieb aufgrund der fehlenden Feuchtigkeit in der maritim-kontinental gemischten Luftmasse gänzlich trocken.

Am 18.08. hatte die Zyklone QUERIDA zwei Teiltiefs entwickelt, von denen das Tief QUERIDA I frontenlos bei unverändertem Kerndruck über Jan Mayen lag. Die Zyklone QUERIDA II positionierte sich über Spitzbergen. Von dort verlief eine Kaltfront nahe Archangelsk bis einige hundert Kilometer nördlich von Moskau. Zudem zog sich eine Kaltfront bis über die Nordküste Finnlands. Im Kernbereich der Zyklone QUERIDA II fielen größere Regenmengen von etwa 26 mm in Hornsund bis 18 Uhr UTC, während im Kerngebiet auf Jan Mayen das sich langsam in der Auflösung befindliche Tief QUERIDA I lediglich 0,8 mm am gesamten Tag an der Station auf Jan Mayen brachte. Entlang der Fronten des Teiltiefs QUERIDA II fiel der Regen verbreitet zwischen 5-10 mm in 12 Stunden bis 18 Uhr. So vermeldeten die nordrussischen Stationen Umba und Kolezma 7 und 4 mm Niederschlag, während an der finnischen Station Ilomantsi Potsonvaara gar 13 mm erfasst werden konnten.

Die 00 Uhr UTC-Analyse des 19.08. zeigte Tiefdruckgebiet QUERIDA letztmalig auf den Karten. Mit starken 985 hPa im Kern über Spitzbergen gelegen wurde das Wetter auf der Insel entlang der nach Süden reichenden Okklusionsfront beeinflusst. Die Okklusion verlief über den äußersten Nordwesten Russlands entlang der russisch-weißrussischen Grenze, die Ukraine passierend bis an die nördliche Schwarzmeer-Küste. Obwohl der Kern mit 985 hPa stark ausgeprägt war, was bedeutet, dass es eine große Abweichung zum Normdruck von etwa 1013 hPa gab, fielen die Niederschläge gering aus. Auf Spitzbergen direkt konnten lediglich erneut in Hornsund 3,2 mm in 21 Stunden bis zum nächsten Tag gemessen werden. Durch das Zusammentreffen von kühlerer Polar- und wärmerer Subtropikluft an der Okklusionsfront des Tiefs QUERIDA kam es vor allem im Südwesten Russlands, in Weißrussland und der Ukraine zu Gewittern. So meldete die weißrussische Station Bragin 24-stündig 24 mm Niederschlag, wobei im Zuge von gewittrigen Schauern 20 mm in den Nachtstunden zum 19.08. fielen. Auch das russische Ostaskov erfasste10 mm Regen in 12 Stunden bis 15 Uhr UTC bei Gewittern und auch in der Stadt Uman in der Zentralukraine konnten Gewitter beobachtet werden, jedoch ohne signifikante Niederschläge. Die ukrainische Hauptstadt Kiew konnte noch 4 mm Regen bei gewittrigen Schauern melden.

Im weiteren Verlauf wurde die dem Tief QUERIDA nachfolgende Zyklone ROSWITHA im Nordosten Europas wetterbestimmend, womit Tiefdruckgebiet QUERIDA von den Karten verschwand.