Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QUINCTILIUS

(getauft am 09.07.2019)

 

Am 09.07.2019 bildete sich eine Wellenstörung entlang einer Okklusionsfront eines Tiefs vor der Ostküste Kanadas. An dieser Mischfront aus Warm- und Kaltfront entstand ein eigenständiges Tiefdruckgebiet, welches im weiterem Verlauf und auf Grund der vorhergesagten Wetterwirksamkeit für Europa in Prognose für den Folgetag auf den Namen QUINCTILIUS getauft wurde.

Am 10. Juli, dem ersten Tag, an dem das Tief QUINCTILIUS auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet war, um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, lag das Tief QUINCTILIUS mit einem Kerndruck von knapp 1005 hPa zentral über dem Nordatlantik. Seine Okklusionsfront, also die Front an der sich warme Luftmassen bereits über kalte Luftmassen geschoben hatten, verlief bogenförmig erst ost-, dann südwärts. Vom Okklusionspunkt, an dem Warm- und Kaltfront aufeinandertreffen, verlief die Warmfront in südliche Richtung und die Kaltfront in westliche Richtung, immer mal wieder als Wellenstörung den Charakter einer Warmfront annehmend.

Zum 11. Juli verlagerte sich der Wirbel QUINCTILIUS ostwärts und lag um 00 Uhr UTC, mit einem leicht erhöhten Kerndruck von fast 1005 hPa, westlich von Schottland. Die Okklusionsfront verlief bogenförmig meridional über Irland bis zum Okklusionspunkt, welcher südwestlich von Irland lag. Von diesem aus verlief die Warmfront südwestlich bis östlich der Azoren und die Kaltfront in westliche Richtung, bis sie über dem Atlantik in die Warmfront eines noch unbenannten Tiefs überging. An diesem Tag kam es zu ersten Niederschlägen ausgelöst durch Tief QUINCTILIUS über dem europäischen Festland. Die ersten Ausläufer erreichten Irland sowie Schottland, wo 12-stündig bis 08 Uhr MESZ bis zu 13 l/m² fielen wie beispielsweise am Militärflughafen West Freugh im Südwesten Schottlands. Im Südwesten Irlands wurde mit 12 l/m² annähernd so viel Niederschlag registriert.

Bis zum 12. Juli verlagerte sich die Zyklone QUINCTILIUS bei annähernd gleichbleibendem Druck weiter ostwärts und lag um 00 Uhr UTC über der Nordsee. Die Okklusionsfront verlief vom Kern aus in südlicher Richtung bis zum Okklusionspunkt, welcher über London lag. Von dort aus zog sich die Warmfront einige 100 km südwestlich bis über die Biskaya. Ebenfalls Richtung Südwesten verlief die Kaltfront, welche allerdings deutlich länger war und über dem Nordatlantik in die Warmfront eines unbenannten Tiefs überging. Der Warmluftsektor, also der Bereich hinter der Warm- und vor der Kaltfront, hatte sich zunehmend verkleinert. An diesem Tag erreichten die Niederschlagsfelder Deutschland, wodurch bis 08 Uhr MESZ 12-stündig vor allem im Norden verbreitet zweistellige Niederschlagssummen registriert wurden, teilweise sogar Werte von etwa 23 l/m² in Dörpen, an der deutsch-holländischen Grenze oder sogar knapp 30 l/m² in Quickborn, nahe Hamburg. Auch im Verlauf des Tages bildeten sich in weiten Teilen Deutschlands teils kräftige Gewitter, die besonders in einem Streifen von Nordhessen bis zum Bodensee erhebliche Mengen an Niederschlag mit sich brachten. Der maximale 12-stündige Wert bis 20 Uhr lag hierbei bei rund 45 l/m² in Twistetal-Mühlhausen.

Bis zum Folgetag, dem 13. Juli, um 00 Uhr UTC, verlagerte sich der Wirbel QUINCTILIUS bis zur deutsch-polnischen Grenze, wo er mit einem Kerndruck von knapp unter 1010 hPa nahe Berlin zu verorten war. Die zugehörige Okklusionsfront verlief vom Kern aus ca. 300 km südlich, bis zum Okklusionspunkt, welcher nördlich von Wien lag. Von dort aus spaltete sich die Mischfront in die verhältnismäßig kurze Warmfront südöstlich über Budapest bis nach Belgrad und die Kaltfront erst südlich und auf dem Breitengrad von Budapest später westlich bis über die Biskaya verlaufend, auf. Die Niederschläge verstärkten sich erneut und so kamen an der deutsch-österreichischen Grenze 12-stündig bis 08 Uhr MESZ Niederschlagsmengen von bis zu 47 l/m² an der Station Untergriesbach-Schaubing zusammen. Ansonsten fielen im Südosten Deutschland, Österreich und zum Teil der Schweiz verbreitet Werte um die 20 l/m² im selben Zeitraum, wie beispielsweise im österreichischen Achenkirch mit 18 l/m² oder in Glarus, wo 22 l/m² gemessen wurden.

Am Morgen des 14. Juli lag das Tiefdruckgebiet QUINCTILIUS mit einem Kerndruck von knapp unter 1010 hPa südlich von Minsk und hatte keine ausgebildeten Fronten mehr, brachte dementsprechend kaum noch Niederschlag mit sich. Meist wurden im Einflussgebiet um den Kern Niederschlagsmengen von unter 1 l/m² registriert, mit Ausnahme einiger exponierter Stationen, wie beispielsweise auf der in knapp 2000 Meter Höhe gelegenen Station Kasprowy Wierch, wo 16 l/m² registriert wurden oder dem über 1200 Meter Höhe liegenden Präbichl im Osten Österreichs, wo 12-stündig ebenfalls nochmal Mengen bis zu 11 l/m² gemessen wurden.

Bis zum Morgen des 15.07.2019 löste sich das Tiefdruckgebiet QUINCTILIUS endgültig auf und wurde auch nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.