Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QUINTEN

(getauft am 06.02.2013)

 

Im Verlauf der ersten Februardekade lag über Mitteleuropa ein ausgeprägter Trog, d.h. einen Kaltluftvorstoß nach Süden in einer Höhe von ca. 5,5 km, an dessen Südostflanke sich am Boden entlang der Fronten des Tiefdrucksystems PILLE eine Welle ausbildete. Diese wurde schließlich in der Analyse des 06.02. auf den Namen QUINTEN getauft. Am Tauftag lag das Tiefdruckgebiet QUINTEN mit einem Kerndruck von knapp 1005 hPa über dem Golf von Genua. Eine Warmfront reichte vom Kern entlang der Alpensüdseite nordostwärts, wo sie kurz hinter dem Adria-Raum in das Frontensystem des Tiefs PILLE III überging. Die Kaltfront der Zyklone QUINTEN verlief hingegen bogenförmig südwestwärts über die Balearen und die Straße von Gibraltar. Bis zum nächsten Tag spaltete sich das Tief in zwei Zentren.

Der Kern des Tiefs QUINTEN I verharrte frontenlos mit einem Kerndruck von knapp 1000 hPa über Korsika, wohingegen der Wirbel QUINTEN II mit ähnlichem Druck zwischen Budapest und Belgrad lag. Die Warmfront zog sich leicht bogenförmig nordostwärts bis Minsk, wo sie in die Kaltfront des Tiefs PILLE überging. Weiterhin erstreckte sich eine Kaltfront vom Kern des Wirbels QUINTEN II bogenförmig über die Straße von Otranto am Stiefelabsatz Italiens über das Mittelmeer bis über die Sahara am südlichen Rand der Berliner Wetterkarte. In Tunis gab es Schauer, die in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC, das entspricht 07 Uhr MEZ, dieses Tages 12 l/m² brachten.

Bis zum Folgetag entfernten sich die Teiltiefs QUINTEN I und II deutlicher voneinander, so dass das Zentrum von Tief QUINTEN I bei Nordgriechenland lag und das von Tief QUINTEN II über dem östlichen Polen, wobei sich die Druckverhältnisse im Zentrum im Vergleich zum Vortag nur wenig änderten. Das Tief QUINTEN I besaß dagegen überwiegend im Mittelmeerraum und Südosteuropa eine ausgeprägte Wetterwirksamkeit. So fielen durch den Warmfronteinfluss in Sofia bis 06 Uhr UTC 21 l/m² in einem Zeitraum von 24 Stunden.

Am 09.02. lag der Wirbel QUINTEN I mit leicht erhöhtem Kerndruck über Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Vom diesem Teiltief zog sich eine Warmfront entlang der Schwarzmeerküste nach Norden bis Odessa. Die Kaltfront reichte hingegen in einem Bogen über die Türkei, Antalya und über das Mittelmeer und Kairo, bis weit über das ägyptische Landesinnere. Im Zentrumsbereich des Tiefs ergaben die Niederschläge z.B. in Istanbul 10 l/m² in 24 Stunden bis zum Morgen des nächsten Tages. Entlang der Kaltfront waren es sogar noch mehr, wie beispielsweise in Izmir mit 23 l/m² im selben Zeitraum.

Im Gegensatz dazu befand sich das Tief QUINTEN II über der Ostsee bei Gotland. Dessen Frontensystem bestand aus einer Okklusion, eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, die sich spiralförmig entlang der schwedischen Ostseeküste und über Helsinki bis St. Petersburg zog. In Helsinki schneite es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, wodurch 4 l/m² zusammen kamen, genau wie in Tallinn.

Bis zum 10.02. löste sich der Wirbel QUINTEN I auf, und es wurde nur noch das Tief QUINTEN mit einem Kerndruck von 1010 hPa registriert. Der Schwerpunkt des Tiefdruckwirbels lag über Weißrussland bei Minsk. Die Okklusion verlief nahezu kreisförmig vom Kern ausgehend über die litauische Hauptstadt, Tallinn und die russische Stadt Nischni Nowgorod, bevor sie auf halber Strecke nach Wolgograd in eine Warmfront überging. Diese reichte südostwärts bis außerhalb des Darstellungsbereiches der Berliner Wetterkarte. Zusätzlich spaltete sich am nördlichen Rand des Finnischen Meerbusens eine Warmfront ab, die sich geradlinig nach Osten erstreckte und weit über Tobolsk hinaus reichte. Durch den Einfluss der Fronten kamen bei Schneefall in Helsinki noch einmal 6 l/m² und in Tallin zusätzliche 7 l/m² hinzu.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tief QUINTEN unter gleich bleibendem Druck über den Finnischen Meerbusen. Die Okklusion verlief in einem Bogen vom Kern bis zur Onega-Bucht des Weißen Meeres, wo sie sich spaltete. Die Warmfront reichte weiterhin geradlinig über Archangelsk bis Tobolsk, die Kaltfront hingegen beschrieb den Bogen der Okklusion weiter südwärts und ging einige Hundert Kilometer östlich von Moskau in ein unbenanntes Frontensystem über. Neben den sich langsam abschwächenden Schneefällen transportierte der Wirbel QUINTEN mildere Luftmassen in sein Einzugsgebiet. So war es in Helsinki und Archangelsk bedeckt und die Minimumtemperatur lag mit -2°C knapp unter dem Gefrierpunkt. Im Gegensatz dazu war es etwas weiter nördlich in Murmansk wolkig und die Temperatur zeigte mit übereinstimmender Maximum- und Minimumtemperatur von -19°C keinen Tagesgang.

Im weiteren Verlauf okkludierte der Wirbel QUINTEN unter Druckerhöhung auf knapp über 1015 hPa vollständig und besaß am 12.02. zwei Okklusionen. Eine reichte rückläufig vom Kern bei Wilna nordwestwärts über die Danziger Bucht und die Ostsee bis Kopenhagen, die zweite zog sich in entgegen gesetzter Richtung über Minsk bis einige Hundert Kilometer südostwärts von Moskau. Dabei ließ die Wetterwirksamkeit des Wirbels deutlich nach und er begann sich auch aufgrund des von Norden nahenden Hochdruckeinflusses der Antizyklone DORIS langsam aufzulösen. Daher konnte das Tief QUINTEN bereits am nächsten Tag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

 

Geschrieben von Philipp Zschenderlein
Berliner Wetterkarte: 09.02.13

Pate: Peter Velken