Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QUINTESSA

(getauft am 02.04.2020)

 

In den letzten Märztagen wanderte ein Tiefdruckgebiet, auch Zyklone genannt, Richtung Osten über den Nordatlantik. In Prognose auf die Folgetage und angesichts der Entwicklung, die das Tiefdruckgebiet noch nehmen würde, wurde das Tiefdruckgebiet am 02. April um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Analysekarten auf den Namen QUINTESSA getauft.

Zu diesem Zeitpunkt lag die Zyklone QUINTESSA zentral über dem Nordatlantik und hatte bereits eine Okklusionsfront inklusive Warm- sowie Kaltfront ausgebildet. Warm- sowie Kaltfronten bezeichnen Luftmassengrenzen unterschiedlich temperierter Luft und eine Okklusionsfront bezeichnet den Zusammenschluss der beiden Fronten, also das Aufgleiten der leichteren, warmen Luft auf die dichtere (also schwerere) kalte Luft. Der Punkt, an dem dies geschieht wird als Okklusionspunkt bezeichnet. Vom Kern des Tiefs, welcher mit einem Druck von knapp 995 hPa analysiert wurde, verlief die Okklusionsfront einige hundert Kilometer in östliche Richtung bis zum Okklusionspunkt, von wo aus die Warmfront weiter südöstlich verlief, nahe an den afrikanischen Kontinent reichend. Die nachfolgende Kaltfront erstreckte sich gen Südwesten und mündete in eine Warmfront, welche einem noch unbenannten Tief nahe der Ostküste Nordamerikas zugehörig war. Mit diesem unbenannten Tiefdruckgebiet bildete das Tief QUINTESSA eine Tiefdruckrinne, also eine langgezogene Zone tieferen Luftdrucks. Im Norden bzw. im Nordosten dieser Tiefdruckrinne lag das Hochdruckgebiet, auch Antizyklone genannt, mit dem Namen KEYWAN I. Die Niederschläge, welche dem Tiefdruckgebiet QUINTESSA zuzuordnen waren, lagen fast ausschließlich über den Nordatlantik, lediglich auf den Azoren wurden zwölfstündige Niederschläge von bis zu 47,0 l/m² bis 18 Uhr UTC registriert. Die Windböen waren ebenfalls erwähnenswert, wie beispielsweise um 15 Uhr UTC, wo auf der ebenfalls zu den Azoren gehörenden Insel Faial in Horta Böen der Stärke 9 auf der Beaufort-Skala erreicht wurden.

Zum Folgetag, dem 03. April, um 00 Uhr UTC verlagerte sich die Zyklone QUINTESSA in Richtung des Europäischen Festlandes, die zugehörigen Fronten wanden sich weiter um den Kern und der Warmsektor der Zyklone, also die Zone hinter der Warmfront und vor der Kaltfront, verkleinerte sich. Der Kerndruck betrug erneut knapp 995 hPa und die Okklusionsfront verlief wie am Tag zuvor gen Südosten. Die Warm- und die Kaltfront, waren ebenfalls ähnlich gelagert wie am Vortag, lediglich der Bereich zwischen diesen beiden war deutlich kleiner. Der Regen nahm deutlich ab, was man auch an den Stationsmeldungen erkennen konnte. Bis 18 Uhr UTC wurden in Flores zwölftstündig 12,0 l/m² registriert und in Lajes 12 Stunden später sogar noch einmal 23,0 l/m². Die Windböen wurden ebenfalls schwächer und erreichten maximal 8 Beaufort.

Am 04. April, dem letzten Tag an dem Tiefdruckgebiet QUINTESSA auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet war, lag die Zyklone nahezu stationär im Vergleich zum Vortrag über dem Nordatlantik. Der Kerndruck nahm leicht zu, was eine Abschwächung der Zyklone bedeutet. Die Okklusionsfront verlief nun spiralförmig um den Kern, anschließend durch einen unbenannten Tiefdruckkern, nördlich des eigenen Kernes liegend, später dann erneut bis zum Okklusionspunkt westlich von Spanien, wo die Fronten, ähnlich verlaufend wie tags zuvor analysiert worden waren. Es bildete sich zu diesem Zeitpunkt eine relativ kurze Tiefdruckrinne mit dem südwestlich von Island liegenden Tiefs RANIDIA aus. Dieses sollte sich in den Folgetagen noch einmal deutlich verstärken und Richtung Osten ziehen. Demzufolge und mit dem Weiterziehen von Tief QUINTESSA, ebenfalls in östliche Richtung, ging das Aufnehmen des Wirbels QUINTESSA durch den Wirbel RANIDIA einher. Durch das Einverleiben der restlichen Energie von Tief QUINTESSA verstärkte sich die Zyklone RANIDIA innerhalb eines Tages um ca. 20 hPa, was enorm ist innerhalb dieser kurzen Zeitspanne. Die Zyklone RANIDIA sorgte im Verlauf der nächsten Tage noch für extreme Windgeschwindigkeiten sowie Regenmengen über Europa, wohingegen die Lebensgeschichte von QUINTESSA endet, bevor RANIDIA so richtig anfing zu wüten.