Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
QUINTINA
(getauft
am 15.07.2012)
Im Laufe des 14.07.2012 entwickelte sich am
Okklusionspunkt, der Punkt, an dem die Warm- und die Kaltfront eines
Tiefdruckgebietes aufeinander treffen, eines ausgeprägten Tiefdruckwirbels nahe
der Südspitze Grönlands, ein Teiltief. Aus den Prognosen wurde deutlich, dass
dieses Teiltief sich abspalten und in den nächsten Tagen das Wetter in Europa
mitbestimmen würde, weshalb es auf der Analysekarte des 15.07. auf den Namen
QUINTINA getauft wurde.
Zum Zeitpunkt der Taufe lag der Kern des
Wirbels QUINTINA mit einem Druck von etwas unter 1010 hPa mitten über dem
Nordatlantik, auf der Breite von Dublin. Ausgehend vom Zentrum erstreckte sich
eine Warmfront in südliche Richtung, sowie eine Kaltfront in westliche Richtung
über den Nordatlantik. In Richtung Norden war das Tief noch mit einer
Okklusion, einer Front, die die Eigenschaften von Warm- und Kaltfronten in sich
vereint, an das ursprüngliche Tiefdrucksystem gekoppelt.
Bis zum Morgen des 16.07. hatte sich der
gesamte Tiefdruckkomplex nach Osten verlagert. Das Zentrum des Wirbels QUINTINA
war noch immer direkt an das unbenannte ursprüngliche Tief gekoppelt, lag nun
aber mit nahezu gleichem Kerndruck südlich von Island auf der Breite Schottlands.
Von diesem ausgehend erstreckte sich weiterhin eine Warmfront in südöstliche
Richtung, die im Tagesverlauf Irland erreichte, sowie eine etwas westlich davon
verlaufende Kaltfront, die nach wenigen hundert Kilometern über dem
Nordatlantik in den Charakter einer Warmfront wechselte. Am Tage überquerte das
Frontensystem rasch die Britischen Inseln und brachte Niederschläge, besonders
an der Westseite der Inselgruppe, bis zu 10 Liter pro Quadratmeter, z.B. in
Dublin, mit sich. In London wurden noch 2 l/m² innerhalb von 24 Stunden,
zwischen 8 Uhr MESZ früh des 16.07. und 8 Uhr MESZ des Folgetages gemessen.
Bis 02 Uhr MESZ des 17.07. verlagerte sich
der Kern des Wirbels QUINTINA bis über die Deutsche Bucht. Das Tief hatte die
Verbindung über die Okklusion zum ursprünglichen Kern über dem Atlantik gelöst,
sodass vom Kern ausgehend lediglich eine Höhenokklusion, d.h. nur in einer Höhe
von ca. 5,5 km erkennbar, in nordwestliche Richtung noch auf die Entstehung des
Tiefs QUINTINA hinwies. Vom Zentrum ausgehend begann das Tief eine Okklusion
auszubilden, die bereits bis zum südlichen Niedersachsen reichte. Dort teilte
sie sich wieder in die Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront verlief in
südwestliche Richtung über Deutschland nach Frankreich und endete nahe Dijon. Die
Kaltfront erstreckte sich in einem Bogen über Belgien und Nordfrankreich bis
zur Südwestspitze Englands, wo sie in die Warmfront eines weiteren, sich am
Okklusionspunkt des ursprünglichen Tiefdrucksystems gebildeten Tiefs, überging.
Das Frontensystem, das bereits im Laufe des
vorherigen Tages Deutschland erreichte, brachte trotz der geringen Ausdehnung
teils ergiebige Niederschläge, vor der Warmfront als lang anhaltender Regen, am
Okklusionspunkt und der Kaltfront als Schauer, mit sich. So wurden vor allem an
den Küsten, sowie in Nordrhein-Westfalen Niederschlagssummen von zum Teil über
30 l/m² innerhalb von 24 Stunden gemessen. Bis 8 Uhr MESZ früh des 17.07.
wurden bereits 32 l/m² in Braunlage und auf dem Brocken, 22 l/m² in Schleswig
und 18 l/m² in Münster registriert. Nachfolgend kam es vor allem am Vormittag
noch zu Schauern, die z.B. am Kahlen Asten 21 l/m² und in Lüdenscheid 18 l/m²
Regen mit sich brachten. Im Laufe des Tages löste sich das nach Osten
weiterziehende Tiefdruckgebiet QUINTINA langsam auf, sodass es am 18.07. nicht
mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 08.08.2012 von Katrin Krüger
Berliner Wetterkarte: 17.08.2012
Pate: Thorsten Piening (Qualitytraffic GmbH)