Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet QUINTUS
(getauft am 29.06.2015)
An einer verwellten Kaltfront am Rand des
Tiefdruckgebietes PASCAL I über dem Nordatlantik bildete sich Ende Juni 2015
durch das Aufeinandertreffen von polarer Kaltluft und feucht-warmer
Subtropenluft ein neues Tiefdruckgebiet mit einem Kerndruck von 990 hPa,
welches am 29.06. auf den Namen QUINTUS getauft wurde. Die Warmfront des Tiefs
QUINTUS erstreckte sich um 00 Uhr UTC, also 02 Uhr MESZ, nach Osten, wo sie
unter den Einfluss des Hochdruckgebietes ANNELIE geriet. Die Kaltfront führte
nach Südwesten über den Atlantik. Der Bereich, an dem sich die Kalt- und
Warmfront trafen, war geringfügig in Kernnähe okkludiert, was bedeutet, dass
die Kaltfront die Warmfront einholte und somit eine Okklusionsfront bildete.
Der Einfluss des Wirbels QUINTUS reichte bis zur Iberischen Halbinsel, wo auf
der Vorderseite des Tiefs mit der südlichen Strömung Festlandluft tropischen
Ursprungs herangeführt wurde. Dadurch stieg im Tagesverlauf die Temperatur in Spanien
verbreitet über 40°C. In Cordoba und Andujar in Andalusien wurden sogar 43°C
erreicht, in Madrid wurden 40,0°C registriert. Auch auf Mallorca war es sehr
heiß, Palma de Mallorca meldete 35°C. Signifikantes Wetter wurde in Spanien an
diesem Tag nicht gemeldet, da es überall nahezu wolkenlos war.
Am 30.06. befand sich der Kern des Tiefs
QUINTUS mit einem Kerndruck von 995 hPa ca. 1000 km westlich von Irland. Die
Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern nach Nordosten, wo sie sich
aufspaltete. Die Warmfront erstreckte sich von dort nach Südosten entlang des
Nordkanals, welcher den Atlantik mit der Irischen See verbindet, über Wales bis
zum Ärmelkanal. Die Kaltfront erstreckte sich hingegen bogenförmig nach Südwesten
über den Atlantik. Im Süden Englands wurden vereinzelt Heiße Tage mit über 30°C
registriert. Spitzenreiter war die Station Saint Helier mit 33,0°C. Im Laufe
der folgenden Nacht kam es in der Region vereinzelt zu Gewittern, die Station
Odiham meldete diese am 01.07. um 00 Uhr UTC. Die 24-stündigen
Niederschlagsmengen bis zu diesem Zeitpunkt blieben jedoch meist unter 0,1 mm.
Bis zum 01.07. hatte sich der Kern von Tief
QUINTUS weiter nach Norden verlagert und lag nun rund 600 km südlich von Island.
Die Okklusionsfront erstreckte sich nach Osten, der Okklusionspunkt, wo sie
sich in Warm- und Kaltfront aufspaltete, befand sich dabei im Bereich der
Faröer-Inseln. Von dort erstreckte sich die Warmfront weiter nach Osten bis zur
Küste Norwegens. Die Kaltfront reichte nach Süden bis vor die Küste Schottlands,
dort geriet sie in den Einfluss des neu entstandenen Tiefs REINHARD. Durch die
dort vorherrschende Südwestströmung wurde weiterhin sehr warme Luft
subtropischen Ursprungs über den Süden der Britischen Inseln geführt, wodurch
in London die Temperatur bis auf 36,7°C anstieg. Im Bereich der Kaltfront
wurden in der Region Yorkshire in Mittelengland 24-stündige Niederschlagsmengen
von 6 mm in Bingley bis 7 mm in Leeming bis 00 Uhr UTC am 02.07. gemeldet.
Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tief
QUINTUS weiter nach Westen über den Nordatlantik. Die Okklusionsfront führte
vom Kern zunächst nach Nordwesten, dann entlang der Südküste Islands nach Osten
und spaltete sich über dem Nordmeer in eine bis zum Bottnischen Meerbusen
reichende Warm- und eine kurze, nach Süden weisende Kaltfront auf. In Island
betrug die Höchsttemperatur des Tages 15,0°C, die in der Hauptstadt Reykjavik
registriert wurde. Dort fielen innerhalb von 24 Stunden bis 00 Uhr UTC am
03.07. 1,3 mm Niederschlag. Die tiefste Temperatur in Reykjavik betrug an dem
Tag 9,0°C. Noch kälter wurde es in Bolungarvik im äußersten Nordwesten Islands
mit 4,8°C, was für die Jahreszeit etwa 4,5°C zu kalt ist.
Im Laufe des 03.07. verlagerte sich das
Tief QUINTUS weiter nach Südwesten und besaß nunmehr einen Kerndruck von 1000
hPa. Die Okklusionsfront führte in einem Bogen großräumig westlich um den Kern
und erstreckte sich dann weiter nach Nordosten über Island bis über das
Nordmeer, wo sie in andere Systeme überging. Innerhalb der 24 Stunden bis 00
Uhr UTC des 04.07. wurden keine großen Niederschlagsmengen aus Island gemeldet.
Reykjavik registrierte in diesem Zeitraum 1,2 mm, in Gufuskalar waren es nur 0,3
mm. Die höchste Temperatur des Tages in Island meldete Stykkisholmur im Westen
der Insel mit 14,3°C. Am kältesten war es hingegen auf der kleinen Insel
Grimsey nördlich von Island, welche exakt auf dem Polarkreis liegt. Die
Temperatur fiel hier auf 6,1°C.
Bis zum 04.07. wurde das Tief QUINTUS in die
Zirkulation des heranziehenden Wirbels SIEGFRIED aufgenommen und konnte dadurch
nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.
Geschrieben am 09.08.2015 von Sebastian
Kugel
Berliner Wetterkarte: 01.07.2015
Pate: Herbert Rottenspacher