Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet QUIRIAKUS
(getauft
am 15.05.2011)
An
einem langgestreckten Frontensystem über dem Nordatlantik bildete sich aus
einer Wellenstörung ein Wellentief, das am Morgen des 15.05.2011 mit einem
Kerndruck von 1010 hPa südlich von Grönland und auf der Breite Neufundlands lag
und auf den Namen QUIRIAKUS getauft wurde .
Unter
leichter Verstärkung verlagerte sich der Wirbel mit der westlichen
Höhenströmung im 500 hPa-Niveau, was in etwa einer Höhe von 5500 m entspricht,
rasch in Richtung Nordeuropa. Am 16.05. um 02 Uhr MESZ lag das Zentrum des
Tiefs mit einem Druck von knapp unter 1005 hPa in der Mitte zwischen Schottland
und Island. Die Warmfront der Zyklone erstreckte sich vom Zentrum ausgehend
entlang der Ostküste Großbritanniens bis zum Ärmelkanal und brachte über den
Britischen Inseln verbreitet Regen mit z.B. 9 mm in Stornoway (Hebriden)
innerhalb 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ. Die Kaltfront verlief vom Zentrum aus
über dem Atlantik bis zum ursprünglichen Entstehungsgebiet östlich von
Neufundland, wo sie in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs RICHARD überging.
Im Warmsektor der Zyklone, dem Bereich zwischen der Warmfront und der
Kaltfront, gelangte maritime Subtropikluft nach Großbritannien. So lag die
Temperatur um 02 Uhr MESZ in London bei 11°C, wohingegen in Paris nur 7°C
gemessen wurden.
Im
Laufe des Tages verlagerte sich das Frontensystem weiter nach Südnorwegen.
Dabei begann die Kaltfront des Tiefs QUIRIAKUS die Warmfront einzuholen und die
Warmluft anzuheben. Es entstand eine Mischform aus beiden Fronten, als
Okklusion bezeichnet. Der Kern des Tief lag am Morgen des 17.05. im Raum der
Stadt Bergen und die Warmfront hatte Deutschland überquert, wobei die größten
Regenmengen in Nordseenähe gemessen wurden. In Erfde in der Nähe von Flensburg
fielen 10 mm Regen in 12 Stunden. In den folgenden Stunden erreichte die
Kaltfront Norddeutschland und reichte am Mittag (14 Uhr MESZ) in einem Bogen
von der Ostsee über Greifswald bis nach Amsterdam. Verbunden mit dem
Frontdurchgang drehte der Wind von Südwest auf Nordwest und mehrere Stationen
im Norden Deutschlands meldeten leichte Schauer.
Weiterhin
in die Höhenströmung eingebunden verlagerte sich das der Wirbel QUIRIAKUS unter
weiterer Verwirbelung zum 18.05. um 02 Uhr MESZ in den Raum von Helsinki. Der
Okklusionspunkt lag nahe Tallinn, von dem aus sich die Warmfront etwa 200
Kilometer nach St. Petersburg und die Kaltfront sich über die Baltischen
Staaten, Nordpolen bis nach Brandenburg erstreckte, wo sie wieder in die
Warmfront des Tiefs RICHARD überging. An der Kaltfront traten weiterhin leichte
Schauer, wie z.B. in Warschau auf. Gegenüber dem Vortag verstärkte sich der
Wirbel um weitere 5 hPa auf einen Kerndruck von ca. 1000 hPa.
Bei
gleichbleibendem Druck verlagerte sich die Zyklone zum Folgetag in die Region
etwa 300 Kilometer südöstlich von Archangelsk und okkludierte weiter. Hinter
der Kaltfront floss maritime Subpolarluft nach Finnland in Richtung Süden bis
nach Moskau. Dies lässt sich deutlich an den Temperaturunterschieden vom 19.05.
um 02 Uhr MESZ erkennen. Vor der Kaltfront lag die Temperatur bei 13°C, wenige
hundert Kilometer dahinter in Moskau bei 7°C. Durch das Absinken der Luft
hinter der Kaltfront lockerte die Bewölkung auf. Aufgrund der stärkeren
Ausstrahlung kam es zum Morgen hin zu verstärkter Abkühlung und der Bildung von
Strahlungsnebel im Raum Moskau. Im Laufe des 20.05. verließ das Tiefdruckgebiet
QUIRIAKUS nach einer Wegstrecke von über 7000 Kilometer den Analysebereich der
Berliner Wetterkarte und zog weiter nach Nordasien.
Geschrieben am 19.06.2011 von Dario Ibold
Berliner Wetterkarte: 17.05.2011
Pate: ATU.de