Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet QUIRINA
(getauft am 04.02.2016)
Der Darstellungsraum der Berliner Wetterkarte umfasst
die für das Wetter in Europa wichtigen Regionen. Da in unseren Breiten durch
die globalen Zirkulationsprozesse großräumig gesehen eine Westwindströmung
herrscht, gehört dazu auch der Nordatlantikraum. Am 4. Februar 2016 wurde in
der Berliner Wetterkarte ein Tiefdruckgebiet mit ungefähr 1000 hPa Kerndruck
über Quebec analysiert und auf den Namen QUIRINA getauft. Da die Karten des
Deutschen Wetterdienstes einen kleineren Kartenausschnitt abbilden und das Tief
dort noch nicht auftauchte, war es zunächst nur auf der Prognosekarte für den
folgenden Tag ersichtlich.
Bis zum Morgen des 5. Februars zog der Wirbel QUIRINA
Richtung Westen über Quebec und brachte bis 01 Uhr MEZ mit seinen Fronten
einigen Niederschlag in Form von Regen oder Schnee wie beispielsweise 3,6 l/m²
in 24 Stunden an der Station in Moncton, New
Brunswick. Zum Tageswechsel lag das Tief QUIRINA etwa 300 km nordöstlich von Neufundland.
Der Kern hatte sich leicht auf ungefähr 1005 hPa abgeschwächt und ein
dazugehöriges Frontensystem mit Warm- und Kaltfront entwickelt. Die Warmfront
verlief vom Kern in einem Bogen zunächst Richtung Osten und anschließend nach
Süden über den Nordwestatlantik. Die Kaltfront zog sich über Neufundland und
dann in etwa entlang der kanadisch-amerikanischen Ostküste bis Washington, D.C.
Wie für den Winter typisch, war der Temperaturgegensatz zwischen arktischen
Luftmassen und subtropischen Luftmassen sehr stark. Dadurch wird in der Regel
die Westwindströmung besonders in der Höhe zu dieser Jahreszeit intensiviert.
Eingebettet in diese starke Strömung und auf der Rückseite eines kräftigen
Tiefs bei Island zog die Zyklone QUIRINA am 5. Februar zügig über den
Nordatlantik. Dabei schob sich die Kaltfront unter die warme Luft und hob diese
dabei an, was eine sogenannte Okklusion mit zugleich Kalt- und
Warmfrontcharakter im Frontensystem entstehen ließ.
Diese Okklusion verlief um 01 Uhr MEZ des 6. Februars
vom Kern QUIRINA, welcher etwa 700 km westlich von Irland lag, einige hundert
Kilometer Richtung Süden bis zum Okklusionspunkt. Dort trennte sich das
Frontensystem in eine Warmfront und eine Kaltfront dicht dahinter nach
Südwesten. Der Kerndruck hatte sich bis auf ungefähr 975 hPa verstärkt. Im
weiteren Verlauf vertiefte sich der Wirbel QUIRINA weiter und verlagerte sich
über Irland nach Norden, wobei die Ausläufer die Atlantikküsten Westeuropas
überquerten. Irland und Südengland wurden als erstes von den dazugehörigen
Niederschlagsgebieten erreicht. So wurden am Flughafen von Cork in 6 Stunden
bis zum Mittagstermin um 13 Uhr MEZ 5 l/m² Regen gemessen. Bei Camborne in Cornwall waren es ganze 32 l/m². Später am
Tage, in 6 Stunden bis 01 Uhr MEZ des Folgetages, fielen in London 6 l/m², in
La Rochelle 5 l/m² und in Lissabon 12 l/m².
Bis zum 7. Februar verlagerte sich der Kern von
Tiefdruckgebiet QUIRINA nur noch wenig von Nordirland bis ungefähr 300 km
nordwestlich von Schottland. Der Grund dafür war, dass das Tief außerhalb des
Gebiets der stärksten Höhenströmung lag und somit nicht so rasch
weitertransportiert wurde. Die Fronten überquerten dagegen den Großteil Mittel-
und Nordeuropas. Dabei waren besonders Schottland und Südnorwegen von der Okklusion
betroffen. Schweden und Finnland wurden von der Warmfront überquert und die
Kaltfront zog über das mitteleuropäischen Gebiet mit Frankreich, Deutschland
und dem Alpenraum. Zwölfstündig bis zum Abendtermin erfasste daher Eik Hove 12 l/m², Kopenhagen 0,4 l/m²
und Eindhoven 0,7 l/m² Regen. Die stärksten Niederschläge durch die Ausläufer des
Wirbels QUIRINA waren jedoch im Alpenraum konzentriert. Dort hatte sich ein
Randtief an der Kaltfront gebildet und durch zusätzliche orographische
Hebungsprozesse durch das Gebirge kam es besonders auf der Alpensüdseite zu
anhaltendem Starkregen. In Marseille wurden 21 l/m², in Locarno 36 l/m² und in
Genua ganze 66 l/m² im oben genannten Zeitraum registriert. Für Schneefall war
es mit Ausnahme der Bergstationen jedoch zu warm. Im Bereich des
Warmluftsektors mit Subpolarer Luft wurden beispielsweise in Berlin-Dahlem um
14 Uhr MEZ 10,1°C gemessen. Hinter der Kaltfront wie zum Beispiel am Flughafen
von Dublin waren es in polarer Meeresluft immerhin noch 6°C.
Im Verlauf des 8. Februars wurde das Tief QUIRINA vor
der norwegischen Küste weitgehend durch ein nachfolgendes Tief aufgenommen. Die
Fronten schwächten sich dabei ebenfalls ab, sorgten jedoch noch einmal für
leichte Niederschlagsmengen, wie beispielsweise zwölfstündig 4,1 l/m² bis 19
Uhr MEZ in Helsinki oder 0,8 l/m² in Bratislava.
Bis zum 9. Februar war das Tiefdruckgebiet QUIRINA
schließlich komplett in die Zirkulation aufgenommen und konnte nach etwa 5
Tagen auf der Berliner Wetterkarte nicht weiter analysiert werden.
Geschrieben am 28.04.2016 von Jannick
Fischer
Berliner Wetterkarte: 07.02.2016
Pate: Mathias Voigt