Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet QUIRIN
(getauft am 02.10.2015)
Durch das Aufeinandertreffen von kühlen
maritimen Luftmassen aus höheren Breiten und Subtropikluft aus dem Süden, kam
es bei den Pyrenäen zur Bildung eines neuen Tiefdruckgebietes, welches am 02.10.
von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen QUIRIN getauft
wurde.
Am 02.10. um 00 Uhr UTC, das heißt 01 Uhr
MEZ, befand sich das Tief QUIRIN mit seinem Zentrum in etwa über Bordeaux. Dabei
führte eine Okklusion, eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront, die durch das
Einholen der Warmfront durch die schneller ziehende, hintere Kaltfront entsteht,
nach Osten über den Norden Spaniens und verlagerte sich im weiteren Verlauf als
Kaltfront weiter nach Südwesten in Richtung des Atlantiks. Im Bereich der Front
wurden durch Hebungsprozesse Niederschläge verursacht. An der Biskayaküste
fielen innerhalb von 24 Stunden in Bilbao bis 06 Uhr UTC des Folgetages 5
mm Niederschlag. Am Flughafen in Barcelona wurden in der Nacht Gewitter
beobachtet, wo innerhalb von 6 Stunden bis 06 Uhr UTC 48 mm Niederschlag
fielen.
Am 03.10. lag der Kern von Tief QUIRIN über
der Biskaya. Die Luftmassengrenze erstreckte sich von der Bretagne entlang der
Atlantikküste bis zum Baskenland und führte von dort in Richtung Südwesten über
die Iberische Halbinsel bis Lissabon. Während die Temperaturen nördlich der
Pyrenäen außer an der Mittelmeerküste kaum die 20°C-Marke überschritten, wurden
an der Südflanke des Tiefs QUIRIN im Süden Spaniens noch sommerliche
Temperaturen verzeichnet, Spitzenreiter war Cordoba mit 28,7°C. Entlang der
Front blieb es in Spanien meist trocken, mit Ausnahme des Nordwestens um
Santiago de Compostela, wo es zu geringen Niederschlagsmengen kam. In
Südfrankreich und Norditalien entstanden am Abend lokal sehr heftige Gewitter
mit großen Niederschlagsmengen. In Nizza fielen beispielsweise bis 21 Uhr UTC
innerhalb von drei Stunden 95 mm Regen, bis 06 Uhr UTC fielen in 24
Stunden insgesamt 110 mm. Die Station in Cannes meldete bis 24 Uhr UTC in 12
Stunden 191 mm Niederschlag.
Bis zum 04.10. zog das Tief QUIRIN weiter
nach Norden über Belgien. Die Okklusionsfront erstreckte sich weiter in Richtung
Süden entlang des Rhône-Tals und
der Côte d’Azur, wo diese mit den Ausläufern anderer Tiefdrucksysteme verbunden
war. In den frühen Morgenstunden erfasste das Niederschlagsgebiet des Wirbels
QUIRIN den Süden Deutschlands, wobei in Lahr am Rhein um 06 Uhr UTC eine
12-stündige Niederschlagsmenge von 15 mm gemeldet wurde. In Öhringen im Norden
Württembergs wurde um 18 Uhr UTC eine 12-stündige Regenmenge von 14 mm
verzeichnet. Aufgrund der Bewölkung stieg die Temperatur in Deutschland selten
über 20°C. Diese Marke wurde nur im äußersten Südwesten im Rheingraben und
außerhalb des Einflussbereichs von Tief QUIRIN im Osten Deutschlands
überschritten. In der Nacht verlagerte sich das Regengebiet weiter nach
Nordosten, so dass im Berliner Umland die Temperatur nicht unter 10°C sank. In
der Nacht zuvor wurde dort vereinzelt Bodenfrost beobachtet.
Am 05.10. befand sich der Kern von Tief
QUIRIN über der Keltischen See südlich der Britischen Inseln. Die Okklusionsfront
erstreckte sich nach Süden bis über die Biskaya, wo sie sich in Warm- und
Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront reichte über das Baskenland, während die
Kaltfront sich nach Südwesten bis über den Atlantik erstreckte. Im
Warmluftsektor, also der Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, an der
Biskayaküste stiegen die Temperaturen im Tagesverlauf bis nahe 30°C. In Socoa
in der französischen Gemeinde Saint-Jean-de-Luz wurde eine Höchsttemperatur von
29,1°C gemessen. Im spanischen Bilbao stieg die Temperatur bis auf 28,1°C an.
Währenddessen wurden im Bereich der Kaltfront größere Niederschlagsmengen
beobachtet. Eine Station in den Bergen Galiziens nahe der Stadt Lugo auf einer
Höhe von 445 m über NN registrierte innerhalb von 12 Stunden bis 06 Uhr UTC des
Folgetages 36 mm Regen, der in den Nachtstunden in Schneeregen überging. In den
folgenden 12 Stunden kamen noch einmal 28 mm zusammen. Niederschlagsmengen
um 50 mm wurden auch aus Santiago de Compostela und im Norden Portugals
gemeldet.
Bis zum 06.10. wurde das Tief QUIRIN nach
und nach in die Zirkulation des Tiefs ROLF südlich von Irland aufgenommen. Um
00 Uhr UTC befand sich das Tief QUIRIN als Randtief über Belgien. Die Kaltfront
reichte vom Kern ausgehend über die Nordsee und ging bei Schottland in die
Okklusionsfront eines Tiefs nordwestlich von Schottland über. Die Warmfront
erstreckte sich nach Süden bis über Schwaben und das Alpenvorland. Diese Front
brachte besonders in Nordfrankreich lokal ergiebige Niederschlagsmengen von mehr
als 20 mm innerhalb von 12 Stunden. In der folgenden Nacht brachte das
Regenband, welches sich von Niedersachsen bis Sachsen erstreckte,
Niederschlagsmengen um 10 mm, beispielsweise in Krefeld und Düsseldorf.
Im Laufe des Tages ging das Tief QUIRIN
komplett in die Zirkulation des Tiefs ROLF auf, so dass der Wirbel nicht weiter
auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 25.10.2015 von Sebastian
Kugel
Berliner Wetterkarte: 05.10.2015
Pate: Quirin Ambrosch