Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet QUIRIN
(getauft
am 08.04.2005)
Am
Vormittag des 8. April 2005 bildete sich über dem Golf von Genua in Italien ein
Tiefdruckgebiet, dass noch am selben Tag auf den Namen QUIRIN getauft wurde.
Besonders im Winter und Frühjahr bilden sich über dem Ligurischen Meer
Tiefdruckgebiete, die man als Genua-Zyklonen bezeichnet und heftige Schneefälle
an der Alpensüdseite verursachen können. Ursache dafür ist meist ein in große
Höhen reichender Kaltlufteinbruch durch das Rhonetal in den Mittelmeerraum.
So
auch am achten und neunten April, wo sich die kalte Luft in 500 hPa
Atmosphärenhöhe durch einen Höhentrog bis nach Südfrankreich und Spanien
ausbreiten konnte. Am neunten April brachte QUIRIN vor allem im Norden Italiens
ergiebige Niederschläge, in Vicenza fielen innerhalb von 12 Stunden 33 Liter
pro Quadratmeter. Am nächsten Tag verstärkte sich QUIRIN weiter und das Zentrum
zog etwas weiter südlich, so dass weiterhin auf der Ostflanke des Tiefs warme
Luft bis zum Balkan und auf der Westseite kalte Luft ins Mittelmeer
transportiert wurde und sich die Zyklogenese, das ist Verstärkung von
Tiefdruckgebieten, fortsetzte.
Am
elften April intensivierte sich QUIRIN über Korsika und Sardinien weiter und
die trocken-warme Luftströmung über dem östlichen Mittelmeer setzte sich fort,
denn beispielsweise meldete die in Heraklion (Kreta) aufgelassene Radiosonde im
850- hPa-Niveau, dem entsprechen ca. 1,5 km Höhe, eine Temperatur von 18°C. Die
trocken-warme Luft nahm über dem Mittelmeer Feuchtigkeit auf und kühlte sich
auf ihrem Weg nach Norden nur langsam ab. Besonders in Teilen Sloweniens und
Kroatiens kam es unter dieser massiven Warmfrontbewölkung zu ergiebigen
Niederschlägen, die sich bis nach Ungarn ausbreiteten. An der Kaltfront von
QUIRIN, die subpolare Meeresluft ins westliche Mittelmeer lenkt, wurden bis
nach Nordafrika hin noch stärkere Niederschläge beobachtet. Am folgenden Tag
ließen die Niederschläge, die durch QUIRIN über Nordafrika und dem Balkan
ausgelöst wurden merklich nach und auch der Tiefdruckwirbel, durch den
Okklusionsprozess schon gealtert, schwächte sich etwas ab.
An
der Okklusion und der nach Osten anschließenden noch sehr ausgeprägten
Warmfront, die die Vordergrenze subtropischer Luft bildet, ließ der Regen in
einem lang gestreckten Streifen in Höhe der Donau ebenfalls nach. Während sich
der meist schwache Regen dieses Frontensystems in Süddeutschland nur wenig über
die Donau nach Norden ausbreitete, setzte sich die Bewölkung im hohen und
mittelhohen Niveau stärker nach Norden durch, wie z. B. die Beobachtungen in
Berlin vom zwölften April ergaben.
Der
Höhenwirbel zum Bodentief QUIRIN über dem zentralen Mittelmeerraum wanderte am
dreizehnten April mit seinem Zentrum ostwärts zum nördlichen Ägäischen Meer.
Dabei löste sich das Bodentief über Süditalien auf, während ein über der Ägäis
gelegener zweiter Kern unter leichter Vertiefung nach Mazedonien zog. Dort
schwächten sich jedoch am nächsten Tag die Luftdruckgegensätze so weit ab, dass
sich auch der zweite Kern QUIRINS auflöste und das Tiefdruckgebiet damit wieder
von der Berliner Wetterkarte verschwand.
Geschrieben am 30.05.2005 von Robert Scholz
Wetterkarte: 12.04.2005
Pate: Gerd Wübbeler