Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QUIRIN

(getauft am 13.02.2011)

 


Das Tiefdruckgebiet QUIRIN tauchte erstmalig am 13.02. zwischen Neufundland und den Bermuda-Inseln auf der Berliner Wetterkarte auf und wurde noch am gleichen Tag getauft. Zwischen einem großen Gebiet hochreichender Warmluft über dem Wendekreis des Nordatlantiks und sehr kalter Luftmassen bei Island bildete sich eine kräftige Westströmung von Nordamerika bis nach Westeuropa aus. In dieser konnte sich Tief QUIRIN rasch von einem normalen Tiefdruckgebiet zum einem Sturmtief mit einem Kerndruck von unter 955 hPa entwickeln. Auf den Azoren fielen durch die dicht aufeinander folgenden Warm- und Kaltfront innerhalb von 12 Stunden 6 l/m² Regen. Die Höchsttemperatur des 14.02. wurde schon am Morgen mit 16,6°C erreicht, da hinter der durchgezogenen Kaltfront kühlere Luft einfloss. Als höchste Windspitze wurde  76 km/h gemessen. Bereits in der Nacht zum 15.02. erreichte die inzwischen aus der Warm- und Kaltfront gebildeten, lang gestreckten und von der Südküste Grönlands  über Irland bis zur Iberischen Halbinsel reichenden Okklusionsfront von QUIRIN West- und Südwesteuropa. Die größte Niederschlagsmenge verzeichnete dabei Porto mit 35 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Aber auch in Lissabon mit 20 l/m² und auf Mallorca mit 15 l/m² fielen teils ergiebige Mengen. In der Höhe gelangte der Wirbel QUIRIN in den Bereich der Diffluenz, d.h. die kräftige Westströmung verteilte sich wie ein Flussdelta. Das ist sehr häufig ein Anzeichen für eine Abschwächung. Im Fall von Tief QUIRIN sah das so aus, dass sich am 16.02. das erste Teiltief abspaltete und am folgenden Tag ein weiteres. In der Bodenwetterkarte vom 17.02. waren die Zentren wie folgt verteilt: mit einem Kerndruck von mittlerweile 998 hPa lag QUIRIN I nördlich von Irland, QUIRIN II mit einem Kerndruck von 986 hPa über dem Golf von Biskaya und QUIRIN III mit einem Kerndruck von 999 hPa über den westlichen Alpen. Die beiden Okklusionsfronten von QUIRIN III beeinflussten dabei das Wetter in Deutschland. Durch die von Nordosten eingeflossene Kaltluft reichte die Höchsttemperatur von Rügen mit dauerfrostigen -1°C bis zu 11°C entlang des Rheins. Einen großen Temperaturunterschied gab es ebenfalls auf einem verhältnismäßig geringen Raum zwischen Sylt mit 0°C und Emden mit 10°C, Niederschlag, meist als Schnee oder Schneeregen, fiel auch nur entlang dieses Gebietes mit maximal 1 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Während sich QUIRIN I langsam auflöste, formte sich am 18.02. aus den Teiltiefs QUIRIN II und III ein neuer Tiefdruckkomplex über Sardinien bis Sizilien. Insbesondere der Durchzug der Kaltfront, die von Algerien bis nach Libyen reichte, brachte der afrikanischen Mittelmeerküste teils kräftige Schauer und Gewitter. Beispielsweise wurden in Tunis 22 l/m² Regen innerhalb von 24 Stunden gemessen, in Algier waren es noch 10 l/m². Während sich der Kerndruck aufgrund der Höhenkaltluft nochmals auf unter 990 hPa verstärken konnte, beförderten die sich entgegen des Uhrzeigersinns um das Zentrum drehenden Fronten von Tief QUIRIN feuchte Mittelmeerluft auf die Balkanhalbinsel. Dort gab es verbreitet länger anhaltenden und ergiebigen Regen, z.B. in Athen mit 11 l/m², in Saloniki mit 20 l/m² und auf Rhodos 17 l/m² innerhalb eines Tages. Die Höchsttemperaturen lagen bei Werten um 18°C, nur in Saloniki blieb es aufgrund der kesselähnlichen Lage und den daraus folgenden Stauniederschlägen bei maximal 11°C deutlich kühler. Am 19.02. zog QUIRIN, auf etwa 1000 hPa abgeschwächt, an der Mittelmeerküste der Türkei entlang. Mit 26 l/m² in Izmir und 22 l/m² in Adana fielen beim Durchzug der Kaltfront, die bis nach Agypten reichte, erneut größere Regenmengen. Die Höchstwerte lagen dementsprechend mit 15 bzw. 14°C fünf Grad niedriger, als am Vortag. Mit der weiteren Verlagerung des noch immer niederschlagsreichen Tiefdruckwirbels QUIRIN in den Nahen Osten, gelangten auch die Großstädte im Bereich des östlichen Mittelmeeres in seinen Einflussbereich. Beirut mit 20 l/m², Amman mit 17 l/m² und Jerusalem mit 25 l/m² gehörten zu den niederschlagsreichsten Orten und die Höchsttemperaturen stiegen hier nur auf 12 bis 18°C. Mit einem Kerndruck von knapp unter 1010 hPa und einer weiterhin kräftig ausgeprägten Wolkenspirale verließ das Tiefdruckgebiet QUIRIN die Bodenwetterkarte nach Osten und erschien damit 9 Tage auf der Berliner Wetterkarte.

 



Geschrieben am 23.04.2010 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 17.02.2011

Pate: Mietwagen-Auskunft