Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QUIRIN

(getauft am 23.04.2013)

 

Am 22.04.2013 bildete sich eine Wellenstörung aufgrund einer starken meridionalen Strömung in der mittleren Troposphäre im 500 hPa-Niveau, d.h. in ca. 5500 m Höhe. Infolge dieser Wellenstörung entstand im Bodenniveau ein zugehöriges Tiefdruckgebiet über dem Westatlantik, welches am 23.04.2013 auf den Namen QUIRIN getauft wurde. Zum Taufzeitpunkt wies das Tiefdruckgebiet einen Kerndruck von rund 1020 hPa auf und befand sich etwa 1000 km westlich von Irland über dem Nordatlantik.

Am 24.04.2013 befand sich Tief QUIRIN bereits mit dem Kern, in dem der Druck auf knapp 1015 hPa gesunken war, über Nordirland, da es sich aufgrund der starken Höhenströmung rasch weiter nach Osten verlagern konnte. Eine Warmfront zog sich vom Kern über Dublin und London bis zum Ärmelkanal und eine Kaltfront reichte dagegen einige Hundert Kilometer nach Südwesten über den Nordatlantik. Mit den Fronten waren Niederschläge verbunden, die in Irland und Großbritannien jedoch sehr unterschiedlich ausfielen. Dabei ergaben sich in Irland und Schottland innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC, d.h. 08 Uhr MESZ, Niederschlagssummen um 10 Liter pro Quadratmeter. So kam beispielsweise Prestwick, nahe Glasgow, auf 9,6 Liter pro Quadratmeter, während im Süden Großbritanniens eher leichte Niederschläge registriert wurden, oftmals unter 1 Liter pro Quadratmeter. Zusätzlich führte der Einfluss von Tief QUIRIN im Norden Schottlands teilweise zu orkanartigen Böen, beispielsweise meldete Cairngorm Mountain Spitzenböen von 117 km/h, was an der Grenze zur Orkanstärke auf der Beaufortskala liegt.

In der Nacht zum 25.04.2013 erreichte das Tiefdruckgebiet QUIRIN bereits das Baltikum und zuvor überquerte es auf seinem Weg dorthin die Nordsee, Dänemark und die Ostsee. Dabei hatte sich im Verlauf eine Okklusion gebildet, eine Mischfront mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront. Diese erstreckte sich vom Kern bis zur lettischen Stadt Ventspils an der Ostseeküste Lettlands, wo sie sich in Warm- und Kaltfront teilte. Die Warmfront reichte bogenförmig über Litauen und Polen bis zu den Karpaten. Die Kaltfront verlief im Gegensatz dazu entlang der südlichen Ostseeküste und über Teile Deutschlands bis Hamburg, wo sie in das Tief RANDOLF überging, welches sich im Verlauf an der Kaltfront des Tiefs QUIRIN gebildet hatte. Die Niederschläge fielen auch an diesem Tag wieder sehr unterschiedlich aus, beispielsweise meldete Billund in Dänemark, ca. 70 km nördlich von Flensburg, eine Niederschlagsmenge von 5,2 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. Im Bereich der Okklusion fielen die Niederschläge hingegen etwas höher aus, wie in Tallin mit 7 Liter pro Quadratmeter im selben Zeitraum. Südlich der Okklusion registrierte z.B. Vilnius, die Hauptstadt von Lettland, im Gegensatz dazu gar keinen Niederschlag. Jedoch gab es Spitzenböen von 68 km/h, d.h. Beaufort 8, welche in Väike-Maarja, ca. 80 km östlich von Tallin, registriert wurden.

Wegen der andauernden starken Höhenströmung im 500 hPa-Niveau zog das Tief QUIRIN rasch weiter nach Osten und erreichte am 26.04.2013 das Gebiet im Dreieck Moskau, Wolgograd und Perm. Zuvor brachte der Einfluss der Okklusion den Regionen nördlich von Moskau meist Niederschläge um 5 Liter pro Quadratmeter. Moskau selbst meldete ca. 9 Liter pro Quadratmeter und südöstlich von Moskau gab es zusätzlich Böen der Windstärke 9. Da sich Tief QUIRIN weiter mit Luft auffüllte, schwächte es sich im weiteren Verlauf langsam ab und okkludierte weiter. Am nächsten Tag befand sich das Tiefdruckgebiet QUIRIN bereits etwa 1500 km nordöstlich von Moskau und besaß einen Kerndruck von ungefähr 990 hPa. Zusätzlich hatte sich wieder ein Frontensystem mit Kalt- und Warmfront ausgebildet.

Bis zum 28.04.2013 okkludierte dieses Frontensystem wiederum vollständig und verband sich mit einem unbenannten Tiefdruckgebiet über der Halbinsel Kola.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich Tief QUIRIN am nächsten Tag weiter nach Nordosten außerhalb des Darstellungsbereiches und konnte daher am 30.4.2013 nicht weiter in der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

 


Geschrieben am 30.05.2013 von Stefan Proft

Berliner Wetterkarte vom 24.04.2013

Pate: Florian Waubke (www.wildsterne.de)