Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet QUIRIN

(getauft am 29.01.2021)

 

Am 29.01.2021 um 00 UTC, also 01 Uhr MEZ, befand sich eine ausgeprägte Zyklone über dem Nordatlantik südlich von Nova Scotia, welche sich in den Tagen zuvor vor der Küste Nordamerikas gebildet hatte. Aus der Prognose der Berliner Wetterkarte ging hervor, dass sich das Tiefdruckgebiet in den kommenden Tagen nach Europa verlagern sollte, und dessen Wettergeschehen beeinflussen würde. Aus diesem Grund entschieden sich die Meteorologen dafür dieses Tief auf den Namen QUIRIN zu taufen. Zum genannten Zeitpunkt hatte Tief QUIRIN einen Kerndruck von knapp unter 980 hPa. Eine Okklusionsfront, also eine Mischfront, die durch das Einholen der Warmfront durch die Kaltfront entsteht, verlief vom Kern der Zyklone aus nach Osten bis zum Okklusionspunkt, dem Punkt an dem die Kalt- und die Warmfront auf Bodenniveau aufeinandertreffen. Die Kaltfront verlief von dort aus nach Süden, die Warmfront südöstlich und ging in die Kaltfront des nördlich der Azoren liegenden Tiefdruckgebiets PETER über.

 

Bis zum 30.01. um 01 Uhr MEZ befand sich Tiefdruckwirbel QUIRIN nach leichter Verlagerung in östlicher Richtung südöstlich von Neufundland und hatte mit einem Kerndruck von unter 965 hPa an Stärke zugenommen. Die Fronten verliefen ähnlich wie bereits am Tag zuvor ausschließlich über dem Atlantik, demnach hatte das Tief noch keinen signifikanten Einfluss auf das Wetter in Europa.

Am nächsten Tag um 01 Uhr MEZ verlagerte sich der Wirbel weiter nach Osten und befand sich mit einem Kerndruck von knapp 970 hPa mittig zwischen Neufundland und Irland über dem Atlantischen Ozean. Seine Okklusionsfront verlief vom Kern aus östlich bis zum Okklusionspunkt südwestlich von Irland, von wo aus sich die Warmfront weiter südlich bis vor die portugiesische Küste erstreckte. Die Kaltfront reichte mit einem südwestlichen Verlauf bis zu den Azoren. In den Morgenstunden erreichte die Warmfront schließlich die Iberische Halbinsel, und sorgte für mäßig bis vereinzelt starken Regen. Am Flughafen Vigo-Peinador in Galicien fielen bis 13 Uhr MEZ 6-stündige Höchstwerte von 32 mm. Des Weiteren kam es über den Britischen Inseln und in Frankreich zu Niederschlagsereignissen, in der Stadt Quimper im Nordwesten Frankreichs wurden bis 19 Uhr MEZ 12-stündige Niederschlagshöhen von 22 mm aufgezeichnet.

Bis zum 01.02. um 01 Uhr MEZ hatte sich entlang der Okklusion ein weiteres Teiltief gebildet und wurde fortan mit QUIRIN II bezeichnet. Die ursprüngliche Zyklone QUIRIN I befand sich mit einem Bodendruck von 985 hPa weiterhin westlich der Britischen Inseln. Die Okklusionsfront erstreckte sich von der Südküste Grönlands nach Südosten durch den Kern des Tiefdruckwirbels QUIRIN I und weiter bis zum Kern des Tiefs QUIRIN II über Nordfrankreich, dessen Kerndruck circa 990 hPa betrug. Von dort aus verlief eine Warmfront weiter bis zum Südosten Frankreichs. Vom Zentrum von QUIRIN II aus erstreckte sich außerdem eine Okklusionsfront in südlicher Richtung über Marseille und mündete in das Alborán-Meer. Ein ausgedehntes Niederschlagsgebiet erstreckte sich vom Südwesten Frankreichs bis nach Deutschland und sorgte für langanhaltenden Regen. Die Gemeinde Todtmoos in Baden-Württemberg meldete 12-stündige Höchstwerte von 25 mm bis 19 Uhr MEZ. In Küsten und Gebirgsregionen erreichte der Wind in Böen vereinzelt Windstärke 12 auf der Beaufortskala, also Orkanstärke. Auf dem Mont Aigoual, einem Berg in Südfrankreich, wurden beispielsweise Spitzenböen mit einer Geschwindigkeit von 141 km/h gemessen.

Am 02.02. um 01 Uhr MEZ befand sich Tiefdruckgebiet QUIRIN I mit leichter Verlagerung nach Westen mittig über dem Atlantik.  Der Luftdruck im Kern betrug knapp 980 hPa. Die Okklusionsfront verlief von dort aus über die Britischen Inseln bis nach Frankreich und schließlich im Bogen nach Norden bis zum Tiefdruckkern von QUIRIN II, dessen Bodendruck circa 1000 hPa verzeichnete, in der Nähe von Hamburg. Im Einflussbereich der Okklusion kam es in den genannten Regionen zu lang anhaltendem, aber meist schwachem Niederschlag, 12 stündige Niederschlagmaxima meldete die Wetterstation in Bad Rippoldsau im Schwarzwald mit 19 mm bis 19 Uhr MEZ. Dazu erreichte der Wind in den Alpen in Böen vereinzelt Windstärke 12.

Um 01 Uhr MEZ des folgenden Tages befand sich die Zyklone QURIN I mit zum Vortag nahezu unveränderter Lage und einem Kerndruck von rund 990 hPa weiterhin über dem Atlantischen Ozean. Dessen Okklusionsfront verlief zunächst im Bogen nach Norden und anschließend südöstlich, wo sie vor der Küste Irlands in den Kern des Tiefdruckgebiets REINHARD überging. Von dort aus erstreckte sich eine Warmfront weiter nach Osten über Deutschland hinweg bis nach Warschau, und ging in die Kaltfront von Tiefdruckwirbel QUIRIN II mit Kern über Estland über. Die Kaltfront verlief südöstlich bis zum Okklusionspunkt über Weißrussland. Von dort aus erstreckte sich die Warmfront nach Osten und die Okklusionsfront nach Norden und anschließend im Bogen um den Kern des Tiefs. Im Osten Europas kam es im Einflussbereich des Tiefs QUIRIN II zu leichtem Schneefall oder Schneeschauern. Die höchsten Mengen meldete die finnische Insel Kotka Rankki bei einer Tageshöchsttemperatur von -4,4°C, mit 10 mm Niederschlag innerhalb von 6 Stunden bis 07 Uhr MEZ.

 

Am 04.02.2021 um 01 Uhr MEZ hatte sich Tief QUIRIN I vollständig aufgelöst. Entsprechend erhielt der verbleibende, sich im Osten Europas nördlich von St. Petersburg befindliche Kern im weiteren Verlauf die Bezeichnung QUIRIN. Sein Kerndruck betrug fast 1000 hPa. Die Okklusionsfront verlief spiralförmig um den Kern herum bis zum östlich davon gelegenen Okklusionspunkt, von wo die Warmfront sich in östliche Richtungen über Russland erstreckte, und die Kaltfront südwestlich in die Warmfront des über Deutschland befindlichen Tiefs SIEGBERG überging. Westrussland verzeichnete leichten Schneefall, in der russischen Stadt Lodeinoje Pole wurden bis 07 Uhr MEZ 12-stündige Niederschlagsmengen von 5 mm gemessen.

Unter weiterer Verlagerung nach Osten hatte Tief QUIRIN am 05.02. keinen Einfluss mehr auf das Wettergeschehen Europas und wurde im Tagesverlauf von dem aus Süden herannahenden Tief SIEGBERT mit in dessen Zirkulationssystem aufgenommen, so dass Tief QUIRIN ab dem 06.02.2021 nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte Erwähnung fand.