Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet RAINER

(getauft am 03.02.2019)

 

Am 03.02.2019 befanden sich mehrere Frontensysteme über dem östlichen Atlantik. Unter anderem war ein unbenannter Wirbel südwestlich von Island verortet. Von dort erstreckte sich eine Okklusionsfront bis westlich von Irland.

Eine Okklusion ist eine Mischfront aus Kalt- und Warmfront, welche Eigenschaften beider in sich vereint. Warm- und Kaltfront bezeichnen hier die Grenzen zwischen zwei unterschiedlich temperierten Luftmassen. Landmassen erwärmen sich bei Sonneneinstrahlung schneller als das Meer, wodurch Landeffekte eine schwache Wellenstörung in der Okklusion verursachten. Dadurch entwickelte sich eine weitere Tiefdruckzone, die sich in den nächsten 36 Stunden weiter intensivieren sollte. Aufgrund dessen wurde diese Zyklone auf der Prognosekarte für den Folgetag auf den Namen RAINER getauft.

Um 00 Uhr UTC bzw. 01 Uhr MEZ am 04.02. lag das Tief RAINER mit einem Kerndruck von rund 1000 hPa nördlich von Nordirland und besaß bereits ein komplexes Frontensystem. Eine Warmfront verlief nach Südosten, überquerte Großbritannien und mündete über der Nordsee in eine Kaltfront. Zusätzlich zog sich vom Tiefdruckkern aus eine Okklusionsfront, also eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront, über Irland und spaltete sich an der Südküste der Insel in ihre Bestandteile auf. Am Vormittag überquerten die Fronten die Britischen Inseln und durch die Hebungsvorgänge an der Küste kam es zunächst zu Landregen und später zu kurzzeitigen Schauern. Im Norden Schottlands fielen vielerorts zweistellige Niederschlagsmengen wie in Altnaharra und Aboyne mit 15 bzw. 16 l/m² in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ des Folgetags.  Außerdem frischte der Wind besonders in den frühen Morgenstunden auf und erreichte auf dem 800 Meter hohem Berg Great Dun Fell immerhin 106 km/h. Durch den Warmsektor erwärmte sich zudem die Temperatur in der zweiten Nachthälfte um wenige Kelvin.

Bis 01 Uhr MEZ des 05.02.2019 verlagerte sich die Zyklone RAINER bis in den Süden Norwegens. Der Kerndruck hatte sich auf 1005 hPa erhöht, was für eine Abschwächung spricht. Das lässt sich dadurch erklären, dass sich die Kaltfront zu einer Okklusion entwickelte und somit die Temperaturgegensätze zwischen Warmsektor und Kaltsektor geringer waren. Somit fehlte der Zyklone auch die Energiequelle. Deshalb wurde auch nur an wenigen Wetterstationen signifikantes Wetter gemeldet. In Dänemark fielen 3,2 l/m² in Form von Regen in Hvide Sande.  Auf dem südschwedischen Berg Tomtabacken waren es sogar 5 l/m², insgesamt jedoch sehr wenig für einen Frontendurchgang. Ähnlich sah es beim Wind aus, nur kurzzeitig um 01 Uhr MEZ frischte der Wind am Brocken etwas auf. Die gemessenen 102 km/h sind dort aber fast schon alltäglich und nicht außergewöhnlich. Der Warmsektor sorgte immerhin für eine leichte Erwärmung in Nordeuropa. Beispielsweise stieg die Temperatur in der Uckermark im Vergleich zum Vortag um 3 bis 4 Kelvin auf leichte Plusgrade an.

Am darauffolgenden Tag lag Tief RAINER über Estland mit einem Kerndruck von unter 1015 hPa. Damit hatte sich der Druck nochmals um fast 10 hPa erhöht. Das kann auf die Lage der Antizyklone CHLOE über Deutschland und eines ausgedehnten Hochs über Nordrussland zurückgeführt werden. Durch diese Konstellation wurde das Tief RAINER blockiert und schwächte sich immer weiter ab. Im Süden Finnlands und an der Grenze zu Russland schneite es vielerorts einige Zentimeter. Am estnischen Leuchtturm Ristna wurden beispielsweise 4 l/m² registriert und im finnischen Lohja waren es sogar 7 l/m². Durch die Rotationsbewegung der Zyklone strömte zudem milde Luft aus dem Süden in die baltischen Länder. In Šiauliai stieg somit die Temperatur um 12 Uhr MEZ auf +1°C an. Am Vortag hatte das Thermometer zur selben Zeit noch -3°C angezeigt. Im Tagesverlauf drehte der Wind und wehte von den Antizyklonen in Richtung des Tiefs RAINER, wodurch sich durch die entgegengesetzten Luftströmungen eine Konvergenz bildete. Somit schwächte sich der Wirbel RAINER weiter ab, löste sich im weiteren Verlauf auf und wurde am 07.02. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.