Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet RAJNI
(getauft
am 23.04.2014)
Unterhalb
eines Vorstoßes kalter Luft im 500 hPa Niveau, was einer Höhe von etwa 5,5
Kilometern entspricht, entstand am 22.04. am Boden über Algerien ein
Tiefdruckwirbel. Da ersichtlich war, dass der Wirbel das Wetter in Mitteleuropa
beeinflussen sollte, wurde dieser anhand der Analyse für den 23.04. auf den
Namen RAJNI getauft. Mit einem Druck von etwas unter 1005 hPa lag das Tief
RAJNI am Tauftag gegen 00 Uhr UTC, also 01 Uhr mitteleuropäischer Zeit, mit
seinem Zentrum über dem Mittelmeer leicht südöstlich von Malta. Vom Kern ging eine
Warmfront in östlicher Richtung und übers Mittelmeer bis zum ägyptischen Marsa Matruh reichende sowie eine
Kaltfront aus, die sich vom Kern über das libysche Sirte
nach Süden erstreckte. Die Niederschläge setzten über Süditalien und im
weiteren Tagesverlauf auch über der Balkanhalbinsel ein. Innerhalb von 24
Stunden bis 06 Uhr UTC des nächsten Tages fielen im italienischen Ustica 9 l/m2, in Campobasso 11,2 l/m2
und im albanischen Vlore 10,2 l/m2 Regen.
Aufgrund von erzwungenen Hebungsvorgängen entlang der Dinarischen Gebirgskette
wurden die Niederschläge regional zusätzlich verstärkt. Aus dem bosnischen Sanski Most wurden dabei 29,2 l/m2, aus dem
kroatischen Ogulin 31,6 l/m2 und aus dem
serbischen Zlatibor 38,0 l/m2 Regen
gemeldet, der schauerartig verstärkt und teils von Gewittern begleitet war.
Bis zum 24.04. war die Zyklone RAJNI nach Nordosten gezogen und befand
sich mit ihrem Zentrum gegen 00 Uhr UTC und mit einen um 5 hPa leicht angestiegenen
Druck vor der Küste Albaniens. Um den Kern herum verlief eine nur in der Höhe
analysierbare Okklusionsfront über Süditalien, Bulgarien, Kreta und schließlich
weiter nach Süden in Richtung Libyen. Als Okklusionsfront wird dabei eine
Mischfront bezeichnet, die sowohl Warm- als auch Kaltfronteigenschaften
aufweist. Das Niederschlagsgebiet verblieb im Bereich der Balkanhalbinsel und
brachte weitere, teils recht ergiebige Niederschlagsmengen mit sich. Bis 06 Uhr
UTC fielen innerhalb von 24 Stunden in Ogulin 12,3 l/m2 in Sanski Most 16,9 l/m2, bei Zlatibor 21,0 l/m2 und in Sofia 38,0 l/m2. Die Messstation im serbischen Valjevo
registrierte sogar bis zu 66,4 l/m2,
von denen fast 55 l/m2
hervorgerufen durch Gewitter und anhaltendem Regen in weniger als 6 Stunden
fielen.
Auf
seiner Zugbahn nach Nordosten überquerte das Tief RAJNI bis zum darauffolgenden
Tag Griechenland und wurde gegen 00 Uhr UTC mit seinem Zentrum und einem Druck
von knapp 1010 hPa über der dem Ägäischen Meer analysiert. Vom Kern reichte
eine Okklusionsfront über Istanbul nach Osten bis zum türkischen Çorum, wo sich der Okklusionspunkt befand. Der
Okklusionspunkt beschreibt dabei die Stelle, an der Warm- und Kaltfront
ineinander übergehen und somit die Okklusionsfront bilden. Von Çorum östlich von Ankara reichte die Warmfront weiter nach
Osten, die Kaltfront hingegen beschrieb einen Bogen nach Südwesten und endete über
Kairo. Mit dem Tief RAJNI verlagerten sich auch die Niederschläge nach Osten,
so wurden in den 24 Stunden bis 06 Uhr UTC aus dem bulgarischen Sandanski 10 l/m2, dem türkischen Ardahan 17,4 l/m2 und dem griechischen Limnos
20,8 l/m2 Niederschlag gemeldet.
Mit
einem Kerndruck von weiterhin 1010 hPa befand sich das Zentrum des sich
allmählich auflösenden Tiefdruckwirbels RAJNI am 26.04. um 00 Uhr UTC über der
zentralen Türkei unweit von Ankara. Eine Okklusionsfront ging südöstlich des
Kerns in Richtung arabischer Halbinsel aus. Mit seiner Zugbahn nach Osten
verließ der Wirbel RAJNI im Laufe des Tages den von der Berliner Wetterkarte
erfassten Analysebereich, sodass er am 27.04. nicht mehr namentlich verzeichnet
werden konnte.
Geschrieben am 05.05.14 von Christian Ulmer
Berliner Wetterkarte: 24.04.14
Pate: Anne Haehnel