Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
RASMUND
(getauft
am 25.06.2017)
Am 24.06.2017 stellte das Tief QUIRIN
mit Lage über dem Seegebiet zwischen Schottland und Island das steuernde
Tiefdrucksystem für Nord-, Nordwest- sowie zum Teil auch Mitteleuropa dar. An dessen
Südflanke bildete sich im Laufe des Tages über dem zentralen Nordatlantik ein
neues Tiefdruckgebiet aus, welches am Folgetag auf den Namen RASMUND getauft
wurde.
Um 01 Uhr MEZ am 25.06. befand sich
Tief RASMUND mit einem Kerndruck knapp unter 1020 hPa auf Breite von Paris über
dem Nordatlantik. Vom Zentrum reichte eine Warmfront ca. 500 km nach Osten, wo
sie in die Kaltfront eines vorgelagerten Wirbels überging. Des Weiteren führte
eine Kaltfront nach Südwesten. Die Warm- und Kaltfront haben sich bis zu diesem
Zeitpunkt bereits begonnen in Zentrumsnähe zu vereinigen, wodurch sich an
diesem sogenannten Okklusionspunkt eine Okklusionsfront ausbildete, welche die
Eigenschaften beider Frontentypen in sich vereint.
Das Tief RASMUND verlagerte sich bis
zum Folgetag nur wenig weiter nach Osten und wurde um 01 Uhr MEZ etwa 700 km
südwestlich von Irland mit einem Druck von rund 1013 hPa analysiert. Die
zugehörige Okklusion verlief nach Westen, während die Warmfront vom Zentrum aus
nach Osten bis über Cornwall wies, wo sich der Anschluss an die Kaltfront des
Tiefs QUIRIN befand. Die Kaltfront erstreckte sich hingegen nach Südwesten bis
zu den Azoren. Mit den Ausläufern der Zyklone RASMUND setzte bis zum Morgen
erster Regen über Irland und der Bretagne ein, welcher bis 07 Uhr MEZ jedoch
zunächst nur für geringe Regenmengen von unter 1 l/m² sorgte. Mit der
Annäherung des Tiefdruckkerns verstärkte sich der Niederschlag in Irland bis
zum Abend, wodurch 7 l/m² in Belmullet, je 9 l/m² am
Mace Head sowie am Observatorium auf Valentia und 10 l/m² am Flughafen in
Shannon zusammenkamen.
Der Wirbel RASMUND verlagerte sich
bis zum 27.06. um 01 Uhr MEZ bis etwa 100 km vor die Westküste Irlands. Das
Frontensystem bestand zu diesem Zeitpunkt aus einer über den Süden der Britischen
Inseln, Belgien bis zum Norden Bayerns verlaufenden Warmfront sowie aus einer
Kaltfront, welche nach Süden bis östlich der Azoren führte. Der Kerndruck des
Tiefs RASMUND verstärkte sich deutlich und wies nun 1005 hPa auf. Bis 07 Uhr
MEZ konzentrierten sich die Niederschläge erneut verstärkt auf die Britischen
Inseln und Frankreich. Dabei konnten innerhalb von 12 Stunden 13 l/m² in
Deauville, 16 l/m² in Troyes, je 19 l/m² in Mullingar
und am Flughafen in Cork sowie 24 l/m² auf der Isle Of Man registriert werden. Im
Laufe des Tages bildete sich über dem Norden Frankreichs und Belgien ein
weiteres Tiefdruckzentrum aus, wodurch sich ein weiterer
Niederschlagsschwerpunkt über Mitteleuropa etablierte. In der warmen
subtropischen Luftmasse, in welcher in Frankreich und in der Südhälfte
Deutschlands Höchsttemperaturen von über 30°C beobachtet wurden, konnten sich
dabei kräftige Schauer und Gewitter bilden, die hohe Niederschlagsmengen mit
sich brachten. In 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ wurden dadurch im schottischen Dundrennan 32 l/m², in Montauban 37 l/m² und in Aurillac 45 l/m² gemessen. In Bruck an der Mur in der
Steiermark konnten im gleichen Zeitraum 43 l/m² verzeichnet werden, während in
Deutschland maximal 12 l/m² aus Deuselbach gemeldet
wurden.
Mit der Bildung des neuen
Tiefdruckkerns bestand das System RASMUND am 28.06. um 01 Uhr MEZ aus zwei
Tiefdruckgebieten mit Zentren über Südwestirland und dem Raum Brüssel. Das
westlichere Tief wies dabei einen Kerndruck von etwa 1001 hPa auf, während in
Belgien ein Druck von knapp unter 1000 hPa auftrat. Die Tiefs waren zu diesem
Zeitpunkt durch eine Okklusion miteinander verbunden, wiesen aber auch jeweils
weitere Ausläufer auf. So wurden zwei nach Süden führende Kaltfronten
analysiert, die von der Irischen See über die Bretagne bis nach Spanien sowie
von Belgien über Ostfrankreich bis zu den Balearen verliefen. Des Weiteren
reichte eine Warmfront über Bayern und Österreich bis zur Ukraine. Das
Tiefdrucksystem RASMUND wurde mittlerweile durch einen kräftigen Höhenwirbel unterstützt.
Dabei drehte es sich in der Folge über Zentraleuropa ein, wodurch sich die
zugehörigen Niederschlagsgebiete nur langsam verlagerten und somit zu kräftigen
Schauern und Gewittern sowie recht hohen Regensummen führten. Bis 01 Uhr MEZ
konnten im südenglischen Middle Wallop in nur 6
Stunden 47 l/m² gemessen werden. Im niederländischen Heino wurden in nur 1
Stunde zwischen 13 und 14 Uhr MEZ sogar 22 l/m² verzeichnet. Am stärksten
fielen die Niederschläge jedoch in der Schweiz aus, wo sie durch Hebungsvorgänge
an den Gebirgen weiter intensiviert wurden. Die höchsten 12-stündigen Werte betrugen
dabei 73 l/m² in Lugano, 87 l/m² in Cimetta und 104
l/m² in Locarno. Weitere nennenswerte Summen wurden auf dem slowenischen Kredarica in über 2500 m Höhe mit 44 l/m², in Lodz mit
ebenfalls 44 l/m² und am Flughafen in Salzburg mit 55 l/m² erreicht. Auch in
Deutschland traten Schauer und Gewitter auf, welche jedoch weniger intensiv
ausfielen. Dennoch konnten noch 28 l/m²
in Hoyerswerda, 26 l/m² in Alfeld und 20 l/m² in Bremerhaven registriert
werden.
Das Zentrum tiefsten Druckes befand
sich am Folgetag mit ca. 995 hPa über der Nordsee nordöstlich der Straße von
Dover. Von dort erstreckte sich eine Okklusion über Dänemark bis zur
Odermündung, wo der Okklusionspunkt lag. Die Warmfront zog sich über den Norden
Polens und Weißrussland bis nach Südrussland. Die Kaltfront führte hingegen
über die Lausitz und Österreich bis zu den Schweizer Alpen, wobei sich
wellenförmige Deformationen und eingelagerte Tiefdruckzentren entlang der Front
befanden. Außerdem reichte eine weitere Okklusion von Belgien über Cornwall und
Westirland bis südwestlich der Färöer-Inseln. Der Schwerpunkt der Niederschläge
verlagerte sich mit dem System weiter nach Osten. Dabei fielen die
Niederschläge in Westeuropa zwar nicht mehr so intensiv aus wie zuvor, jedoch
konnten weiterhin bis zu 17 l/m² im südwestfranzösischen Cazaux
und 23 l/m² in Shap beobachtet werden. Im Laufe des
Tages verschoben sich die kräftigsten Niederschlagsgebiete vom Süden Deutschlands,
der nördlichen Adriaküste, dem Osten Polens und des westlichen Baltikums am
Morgen zum Nordosten sowie Südosten Deutschlands und Nordwestrussland am Abend.
Bis 07 Uhr MEZ fielen durch kräftige, gewittrige Schauer 43 l/m² im polnischen
Kolo, 44 l/m² im slowakischen Sliac, 45 l/m² in
Wilna, 58 l/m² in Harburg und 62 l/m² im kroatischen Senj.
Noch extremere Niederschläge traten bis zu diesem Zeitpunkt jedoch in Slowenien
auf. Dort wurden innerhalb von 24 Stunden beispielweise 110 l/m² in Katarina
gemessen. Bis zum Abend konnten anschließend 42 l/m² auf dem Großen Arber, 45
l/m² in Neuruppin, 68 l/m² in Baruth und 79 l/m² in Berlin-Tempelhof erreicht
werden.
Diese Niederschläge hielten vor allem
im Nordosten Deutschlands mit hoher Intensität weiter an. Die 24-stündigen Regenmengen
betrugen den offiziellen Stationsmeldungen zufolge bei 113 l/m² in Marnitz und
197 l/m² in Berlin-Tegel, wobei abseits der Wetterstationen des Deutschen
Wetterdienstes auch Summen von über 200 l/m² auftraten, die beispielsweise im
Berliner Raum zu Überschwemmungen führten. Das Tiefdrucksystem RASMUND wurde
inzwischen mit zwei Zentren über Ostengland und Nordpolen analysiert. Das Tief
RASMUND I über den Britischen Inseln wies mit etwa 100 hPa eine nach Osten gerichtete
Okklusionsfront auf, die bis zum Kern des Tief RASMUND II nahe Danzig reichte.
Der Luftdruck betrug dort unter 990 hPa. Es schloss sich eine Warmfront an,
welche bis südlich von Moskau führte. Die Kaltfront erstreckte sich über die
westliche Ukraine, die Ostkarpaten, Ungarn und die südlichen Alpen. Außerhalb
von Deutschland wurden vor allem im Nordwesten Russlands, in Moldawien und in
Rumänien hohe Niederschlagsmengen verzeichnet, welche im Südosten Europas durch
einsetzende Schauer- und Gewittertätigkeit zustande kam. In 12 Stunden wurden
dabei 46 l/m² in Dno, 67 l/m² in Zhukovka
und 64 l/m² im moldawischen Leova registriert.
Das Tief RASMUND II begann sich im
Laufe des Tages aufzuspalten, wodurch am 01.07. nun insgesamt 3
Tiefdruckzentren dem System RASMUND zuzuschreiben waren. Tief RASMUND I befand
sich um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von knapp 1010 hPa über dem Norden
Frankreichs. Vom Zentrum führte eine Okklusion nach Nordosten über die Deutsche
Nordseeküste und Dänemark bis nach Litauen, wo sich das Tief RASMUND II befand.
Das Tief RASMUND I sollte sich zwar im Tagesverlauf auflösen, sorgte jedoch
nochmals für 20 l/m² im niederländischen Ell, 22 l/m² im belgischen Mont-Rigi
und 21 l/m² auf dem Hoherodskopf.
Auch der Wirbel RASMUND II über
Litauen mit 995 hPa wies zu diesem Zeitpunkt eine Okklusionsfront auf, welche
nach Nordosten bis zum Zentrum des Tiefs RASMUND III verlief. Dieses lag
nördlich von Moskau mit einem Druck von ca. 1000 hPa. Dort befand sich auch der
Okklusionspunkt, von welchem sich eine Warmfront nach Südosten in Richtung
Kasachstan erstreckte sowie eine Kaltfront nach Südwesten über Kiew bis zu den
Ostkarpaten reichte. Die zugehörigen Niederschläge, welche teils schauerartig
und gewittrig verstärkt waren, lagen dabei im zweistelligen Bereich. So konnten
in 12 Stunden 23 l/m² im slowakischen Presov, 29 l/m²
im ukrainischen Lwiw, 31 l/m² im russischen Tichwin
bei Sankt Petersburg und 32 l/m² im weißrussischen Sluck
gemessen werden. Im südlichen Russland fielen die Niederschläge sogar noch
kräftiger aus, wodurch in Zhukovka 44 l/m² und in
Mitschurinsk 52 l/m² zusammenkamen.
Bis zum Folgetag verblieb das System
RASMUND mit seinen nun nur noch zwei Kernen mit je etwa 1000 hPa fast stationär
in seiner Lage. Lediglich das Tief RASMUND III zog etwas weiter nach Osten. Die
zugehörigen Frontensysteme ersteckten sich dabei von Polen über das Baltikum
bis zum Ural und Südrussland. Die größten Niederschlagsmengen wurden mit 21
l/m² im litauischen Utena und mit 34 l/m² in Arsamas im zentralen Russland gemessen.
Bis zum 03.07. verlagerten sich die
beiden Tiefdruckzentren des Systems RASMUND nach Osten, wobei sich die Gebiete
tiefsten Luftdruckes westlich von Moskau und über dem Raum Perm im Uralvorland
befanden. Die zugehörigen Niederschläge konzentrierten sich vorwiegend auf den
Bereich des zentralen und südlichen Uralgebirges. Nochmals konnten 12-stündig
25 l/m² in Ivdel, 28 l/m² in Kudymkar
sowie 48 l/m² in Wereschtschagino registriert werden.
Während sich das Tief RASMUND II im
Laufe des Tages im Bereich schwacher Luftdruckgegensätze auflöste, zog der
Wirbel RASMUND III bis außerhalb des Darstellungsbereichs der Berliner
Wetterkarte, wodurch es am Folgetag nicht mehr auf dieser namentlich
verzeichnet werden konnte.
Geschrieben
am 04.09.2017 von Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 30.06.2017
Pate:
Rasmund Denné