Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet REINHILD
(getauft am 18.12.2018)
Am
18.12.2018 wurden große Teile West- und Mitteleuropas zusehends durch das
umfangreiche und sich südlich von Island befindliche Tiefdruckgebiet PIA
beeinflusst. Das zugehörige Frontensystem umfasste eine weitreichende
Luftmassengrenze, welche im Tagesverlauf vom Ostatlantik aus auf Westeuropa
übergriff. Bei der Überquerung der Pyrenäen in der folgenden Nacht sollte sich
dabei eine wellenartige Deformation entlang der Front zu einem eigenständigen
Tiefdruckgebiet ausbilden, welches daher in der Prognose für den Folgetag auf
den Namen REINHILD getauft wurde.
Bis
zum Abend des 19.12. verlagerte sich das Tief REINHILD mit einem Kerndruck von
ca. 1020 hPa bis über das Ligurische Meer zwischen Korsika und dem Golf von
Genua. Kräftiger Regen, welcher mitunter mit Schnee vermischt oder gewittrig
verstärkt ausfiel, sorgte im Süden Frankreichs und im Nordwesten Italiens für
ergiebige Niederschlagsmengen. Innerhalb von zwölf Stunden konnten dadurch bis
19 Uhr MEZ 22 l/m² in Genua und 51 l/m² an der Station Saint-Auban-sur-Durance gemessen werden.
Außerdem wurden in einem Beobachtungszeitraum von nur einer Stunde extreme 45
l/m² Regen in Cannes registriert.
Am
20.12. konnte der Wirbel REINHILD schließlich mit einem Kerndruck von rund 1019
hPa über dem Westen von Korsika analysiert werden. Das zugehörige Frontensystem
war dabei bereits zu einem großen Teil okkludiert. Hierbei holt die schneller
ziehende Kaltfront Teile der vorlaufenden Warmfront ein und hebt die Warmluft
an. Dadurch entsteht am sogenannten Okklusionspunkt, wo Warm- und Kaltfront aufeinandertreffen,
ein neuer Frontentyp, welcher als Okklusion bezeichnet wird. Je nachdem, ob
hinter der Okklusion relativ warme oder kalte Luftmassen einfließen, kann sie
auch als Kalt- oder Warmfrontokklusion spezifiziert werden. Eine solche
Okklusion führte vom Golf von Genua bis über den Osten Sardiniens, wo sie
Kaltfrontcharakter annahm und sich weiter über Algier und den Norden Marokkos
erstreckte.
Bis
zum Morgen zog die Zyklone REINHILD bis über die Westküste der Toskana, wobei
sich die Niederschläge weiterhin auf das Gebiet um das Ligurische Meer
konzentrierten, nun sich aber auch bis nach Rom ausbreiteten. Bereits bis
Mitternacht wurden in Cannes innerhalb von sechs Stunden 9 l/m², am Capo Mele 14 l/m², in Genua 18 l/m² und in Nizza 24 l/m² Regen
verzeichnet. Bis 07 Uhr MEZ konnten außerdem noch zwölfstündig 17 l/m² in Vigna di Valle bei Rom und 7 l/m² in der kroatischen
Küstenstadt Pula gemessen werden.
Unter
Abschwächung verlagerte sich das Tief REINHILD im Tagesverlauf über Italien in
Richtung der Adria. Nochmals fielen dabei 5 l/m² auf dem Monte Settepani in den Ligurischen Alpen und 10 l/m² auf Capri. Des
Weiteren intensivierte sich der Niederschlag durch die Verlagerung des Tiefs in
Kroatien, wobei in Pazin 7 l/m², in Rijeka 8 l/m² und
in Zavizan 11 l/m² registriert werden konnten.
Das
Tief REINHILD befand sich folgend am 21.12. um 01 Uhr MEZ über dem Raum Bari im
Süden Italiens. Der Kerndruck betrug ca. 1024 hPa. Dem Tief konnte dabei eine
nur schwach ausgeprägte Okklusionsfront zugeordnet werden, welche sich über das
Ionische Meer nach Südwesten erstreckte, um anschließend nach Verlauf über
Tunesien, Algerien und Marokko nahe der Küstenstadt Agadir zu enden. Die
höchsten Niederschlagsmengen im Bereich des Tiefs REINHILD fanden sich in den
Anrainergebieten der Adria. Innerhalb von zwölf Stunden bis 07 Uhr MEZ konnten
dabei Regensummen von 5 l/m² am Flughafen von Korfu sowie jeweils 7 l/m² im
kroatischen Komiza und in Mostar im Süden von Bosnien
und Herzegowina gemessen werden.
Im
Bereich schwacher Luftdruckgegensätze schwächte sich die Zyklone REINHILD im
weiteren Tagesverlauf so weit ab, dass sie sich auflöste und am Folgetag nicht
mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert bzw. namentlich verzeichnet werden
konnte.