Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet REINHOLD
(getauft am 09.02.2013)
Während der ersten Februardekade bildete
sich über Ostkanada ein Tiefdruckgebiet, welches im weiteren Verlauf der
westlichen Höhenströmung in etwa 5,5 km Höhe folgend ostwärts über Neufundland
zog. Da ein baldiger Einfluss auf das Wettergeschehen
in Mitteleuropa abzusehen war, wurde dieser Wirbel am 09. Februar in der
Prognose für den Folgetag auf den Namen REINHOLD getauft. Am 10. Februar
lag das Tief knapp südlich von Island und besaß einen Kerndruck von ca. 995
hPa. In Reykjavik sorgte der Wirbel
REINHOLD im Tagesverlauf für Regen- und Schneeregen mit Mengen bis fast 20
l/m². Zu diesem Zeitpunkt waren die Fronten des Wirbels bereits teilweise
okkludiert, was bedeutet, dass die schnellere Kaltfront
die Warmfront eingeholt hatte und die so entstandene Front sowohl Warm- als
auch Kaltfrontcharakter aufwies. Diese sogenannte Okklusionsfront teilte
sich nördlich der Britischen Inseln in Warm- und Kaltfront auf, wobei die
Kaltfront halbkreisförmig über dem Nordatlantik lag und die Warmfront über
Irland, Wales und Frankreich bis über die Pyrenäen reichte.
Bis zum 11. Februar bildete das sich nach
Süden verlagernde Tief REINHOLD ein zweites Zentrum aus. Der nördliche Wirbel
REINHOLD I befand sich mit einem Kerndruck von knapp unter 990 hPa über der
Irischen See. Vom Kern verlief eine rückläufige Okklusion über Zentralirland
und ging auf der Strecke nach Island in ein unbenanntes Frontensystem über.
Zusätzlich war dieser Wirbel über eine weitere Okklusion mit dem Zentrum REINHOLD
II verbunden. Dieses lag mit einen Kerndruck von etwa 995 hPa über der
Normandie. Von diesem Tief reiche ebenfalls eine Okklusion südwärts, bis sie
sich über Marseille teilte. Die Warmfront reichte nach Südosten über Korsika
bis zum Tyrrhenischen Meer und die Kaltfront verlief über Valencia und Sevilla
auf den Atlantik hinaus. Ausgehend von REINHOLD II reichte außerdem eine weitere
Warmfront bis zu den Schweizer Alpen, welche zusammen mit der Okklusionsfront
vor allem in der Westschweiz zu teils starkem Schneefall führte. Bei
Temperaturen um den Gefrierpunkt fielen bis zum Abend am Genfer Flughafen
Neuschneemengen von insgesamt 19 cm, die am Vormittag sogar zur zeitweiligen
Einstellung des Flugbetriebes führten.
Im Tagesverlauf vereinigten
sich die beiden Tiefdruckzentren und bildeten ein Tiefdruckgebiet, welches am
12. Februar mit einem Kerndruck von knapp über 995 hPa über dem Golf von
Venedig lag.
Die Zyklone REINHOLD wies eine Okklusionsfront auf, die sich auf der Breite von
Dubrovnik über der Adria in eine Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront
verlief dabei entlang der adriatischen Ostküste bis vor Griechenland und die
Kaltfront erstreckte sich über Sizilien, Malta und Libyen, wo sie den
Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ. In der Nacht überquerte der
Wirbel Norditalien und erreichte bis zum darauffolgenden Morgen die Adria.
Dabei wurden je nach Höhenlage in Norditalien Schnee-, Schneeregen- oder
Regenfälle beobachtet. Die Wetterstation in Verona registrierte von 19 Uhr MEZ
bis 07 Uhr MEZ eine Niederschlagsmenge von 17 l/m², wovon 3 cm als Schnee
liegen blieben.
Im Laufe des Tages verlagerte sich der
Wirbel langsam nach Süden weiter und befand sich am Morgen des 13. Februar mit
einem Kerndruck von rund 1000 hPa über Süditalien. Die Warmfront reichte über
Ungarn bis Warschau und sorgte dort für leichte Niederschläge. Die Kaltfront
verlief in einem Bogen über das Mittelmeer nach Süden bis außerhalb des
Analysebereiches der Berliner Wetterkarte. Ein Hochdruckgebiet über der
Osttürkei blockierte eine weitere Verlagerung des Wirbels REINHOLD, sodass das
Tief bis zum Abend Richtung Norden bis zur italienischen Adriaküste zog.
Hierbei wurden in weiten Teilen Süditaliens zunächst leichte bis mäßige
Regenfälle gemeldet und am Nachmittag verbreitet auch Gewitter registriert.
Zum Morgen des 14. Februar spaltete sich
das Tief REINHOLD erneut auf. Das südliche Zentrum befand sich über Sizilien
und hatte einen Kerndruck von etwas über 1000 hPa. Ein weiterer Kern lag mit
gleichem Kerndruck über dem Adriatischen Meer. Von dort verlief die Warmfront
nach Norden über Budapest und die Ostsee bis Finnland. Die Kaltfront reichte
bogenförmig über Belgrad, Sofia und Athen südwärts bis zum libysch-ägyptischen
Grenzgebiet und außerhalb des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte. Beim
Durchzug der Zyklone fielen im östlichen Mittelmeerraum bei einer
Höchsttemperatur um 16 °C teils größere Niederschlagsmengen, z.B. auf Rhodos
mit 16,7 l/m² und auf Kreta mit 23,4 l/m², dazu wurden teils auch Gewitter
beobachtet.
Das Hochdruckgebiet DORIS über Russland
verhinderte ein weiteres Vorankommen des Tiefdruckwirbels REINHOLD nach Norden,
sodass es im Tagesverlauf weiter ostwärts zog und sich am 15. Februar mit einem
Kerndruck von ca. 1005 hPa über dem Ägäischen Meer befand. Die Warmfront des
entstandenen Kerns zog sich nach Nordosten bis über das östliche Schwarze Meer
und die Kaltfront reichte in einen Bogen über Zypern und Israel bis zur
Sinai-Halbinsel.
In Antalya kam es beim Durchgang der
Kaltfront in der Nacht zum 16. Februar zu Gewittern mit Regenmengen von 20
l/m². Im Laufe des Tages zog die Zyklone REINHOLD über die Nordtürkei und
befand sich am 16. Februar über dem östlichen Schwarzen Meer. Die Warmfront
reichte über Georgien bis außerhalb des Analysebereiches der Berliner
Wetterkarte. Die Kaltfront erstreckte sich bis zur Ostküste Kretas und sorgte
in der Osttürkei verbreitet für leichte Niederschläge. Da
sich das Tief weiterhin ostwärts verlagerte, verließ es innerhalb der nächsten
beiden Tage den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte und konnte daher
nicht weiter analysiert werden.
Geschrieben am 13.05.2013 von Fabian Wunderlich
Berliner
Wetterkarte: 11.02.2013
Pate:
Reinhold Tokar