Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet RENATE

(getauft am 01.05.2018)

 

Im Zuge der täglichen Analyse der Berliner Wetterkarte wurde am 01.05. ein Tiefdruckgebiet über dem Osten Islands auf den Namen RENATE getauft. Das Tief RENATE hatte einen Kerndruck von unter 990 hPa und besaß schon ein ausgeprägtes Frontensystem. Ausgehend vom Tiefzentrum, welches um 00 UTC, also 02 Uhr MESZ, über der Ostküste Islands lag, erstreckte sich nach Norden eine Warmfront bis über die Grönlandsee und nach Süden verlief eine Kaltfront einige hundert Kilometer über den Atlantik. Das Tiefdruckzentrum ließ in Dalatangi 5,0 mm Regen in 9 Stunden bis 18 Uhr UTC verzeichnen. Auf Jan Mayen fielen in den letzten 6 Stunden des Tages nur
0,1 mm. Auf der norwegischen Insel wurden an diesem Tag Windgeschwindigkeiten bis zu 54 km/h gemessen, dies entspricht auf der Beaufort-Skala der Windstärke 7.

Zum 02.05. entwickelte das Tief RENATE einen zweiten Tiefdruckkern. Das Zentrum des Tiefs RENATE I lag weiterhin über Island aber nun etwas nördlicher und mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa. Vom Tiefzentrum aus erstreckte sich eine Okklusion nach Nordosten über Jan Mayen. Eine Okklusion ist eine Mischfront, welche entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die vorlaufende langsamere Warmfront einholt und so die wärmere Luft aufsteigen lässt. Der Punkt an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt nennt man Okklusionspunkt. Über Jan Mayen ging die Okklusion in eine Warmfront über, welche über den Färöer Inseln in die Okklusion des Tiefs RENATE II überging. Das Zentrum des Tiefs RENATE II befand sich über dem Norden Schottlands und besaß einen Kerndruck von etwa 995 hPa. Die Okklusion verlief weiter durch das Zentrum bis über die Irische See wo der Okklusionspunkt lag. Von dort aus verlief die Kaltfront nach Südwesten bis über den Atlantik und die Warmfront etwas südlicher bis vor die portugiesische Küste. Das Tief RENATE I ließ auf Jan Mayen 6,9 mm Regen am gesamten Tag registrieren. Davon fielen 6,0 mm in 12 Stunden zwischen 6 und 18 Uhr UTC. Auf Island fielen an diesem Tag 5,6 mm in Gufuskálar. Das Tiefdruckgebiet RENATE II führte zu hohen Windgeschwindigkeiten in Großbritannien. Im Mittel über die ganze Insel lag die Geschwindigkeit der Böen bei 57,7 km/h, Bft. 7. Die Maxima lagen dabei auf den schottischen Bergen Cairngorm mit 100,1 km/h und Cairnwell mit 87,1 km/h, beides Bft. 10. Das Niederschlagsmaximum an diesem Tag lag bei 21,0 mm in Capel Curig.

Zum darauffolgenden Tag setzte sich nur das Tiefzentrum RENATE I durch und verlagerte sich weiter nach Nordosten. Das Tiefzentrum befand sich mit einem Kerndruck von unter 990 hPa südlich von Jan Mayen. Die Okklusion erstreckte sich von Jan Mayen über das Tiefzentrum weiter nach Südosten und ging vor der norwegischen Küste in eine Kaltfront über. Diese Kaltfront erstreckte sich nach Süden über Amsterdam und Brüssel, weiter über Bordeaux und Bilbao bis über den Atlantik, wo die Front nochmal kurz Warmfrontcharakter annahm. Bei Paris ging von der Kaltfront noch eine Warmfront nach Süden ab, welche bis zu den Pyrenäen reichte. Das Tiefzentrum des Wirbels RENATE ließ auf Jan Mayen 0,9 mm Regen am gesamten Tag messen und auch die Windgeschwindigkeiten stiegen nur noch bis 50,4 km/h, Bft. 7, an. Die Kaltfront ließ in Trondheim 4,0 mm Niederschlag zwischen 6 und 18 Uhr UTC fallen. In den Niederlanden und Belgien wurde kein markantes Wetter der Kaltfront verzeichnet, es fiel kein Regen und die Windgeschwindigkeiten der Böen lagen zwischen 25 und 30 km/h, Bft. 4-5. In Frankreich fielen in Bordeaux zudem nur 1,4 mm am gesamten Tag, aber etwas südlicher in Agen wurden 8,6 mm gemessen. An der nordspanischen Küste gab es auch sehr unterschiedliche Auswirkungen des Frontensystems. In Bilbao fielen nur 0,5 mm in 24 Stunden, in San Sebastián aber in der gleichen Zeit 4,0 mm. Die kurze Warmfront über Frankreich führt in Saint-Girons zu Regenmengen von 28,2 mm in 24 Stunden, wobei 14 mm davon zwischen 6 und 18 Uhr UTC fielen.

Zum 04.05. schwächte sich das Tief RENATE ab. Die großräumige Strömung nahm das Tief auf, sodass es auf der Berliner Wetterkarte nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde verzeichnet wurde.