Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet RENATE

(getauft am 03.07.2016)

 

Am 03.07.2016 wurde ein von Westen nach Osten ziehendes Tief, welches rund 250 km südlich von Island lag, in der täglichen Analyse der Berliner Wetterkarte auf den Namen RENATE getauft. Das Tief RENATE besaß einen Kerndruck von 1015 hPa. Das Frontensystem war in der Entwicklung schon fortgeschritten und der Wirbel RENATE besaß eine Okklusion. Dies ist eine Mischfront, welche entsteht, wenn die schneller ziehende Kaltfront die etwas langsamere vordere Warmfront einholt und somit warme Luft aufsteigen lässt. Der Punkt, an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt, wird Okklusionspunkt genannt. Dieser Punkt lag beim Tiefdruckzentrum. Die Okklusion hatte ihren Ursprung über dem Atlantik und teilte sich im Kern des Tiefs RENATE in eine nach Osten verlaufende Warmfront, welche über dem Nordatlantik in die Kaltfront des Tiefs QUINTINA überging und in eine Kaltfront, welche sich vom Tiefzentrum nach Südwesten erstreckte und über dem Nordatlantik in das Frontensystem eines anderen unbenannten Tiefs über den Vereinigten Staaten überging.

Zum 04.07. verlagerte sich das Tief RENATE weiter nach Osten und befand sich mit einem Kerndruck von etwa 1015 hPa vor der irischen Küste. Die Okklusion verlief weiter westlich über den Atlantik bis zum Okklusionspunkt im Kern. Die Kaltfront erstreckte sich nach Westen über den Atlantik. Die Warmfront verlief in Richtung Südosten und ging über Nantes in Frankreich in die Kaltfront des Tiefs QUINTINA über Nordfrankreich über. In Ballyhaise in Irland, wurden aufgrund des Frontendurchgangs Regenmengen von 16 mm innerhalb von 12 Stunden bis 18 UTC, also 19 MEZ, verzeichnet. Am Flughafen von Connaught wurden innerhalb dieser 12 Stunden 6 mm Niederschlag gemessen. Belmullet und Claremorris registrierten für den gesamten Tag 8 mm Niederschlag. Die Okklusion und das Tiefzentrum der Zyklone RENATE sorgten in Großbritannien für Niederschlagswerte bis 20 mm in der zweiten Tageshälfte in Redesdale. In Drumalbin fielen 17 mm, in Spadeadam sowie in Stornoway 16 mm in 24 Stunden. In Valley wurden Windböen mit Geschwindigkeiten bis 63 km/h gemessen, was der Stärke 8 Beaufort entspricht und damit einem stürmischen Wind. In Aberdaron erreichte die stärkste Böe sogar 68,6 km/h, also der Stärke 9 Beaufort.

Zum Folgetag verlagerte sich das Zentrum von Tief RENATE nach Osten und befand sich mit einem Kerndruck von 1010 hPa in etwa über York. Die kurze Okklusion verlief von Wales zum Tiefdruckkern, wo sie sich in eine Warmfront, welche nach Süden über Brüssel bis nach Paris verlief, und in eine Kaltfront, welche sich über London und den Ärmelkanal bis über den Atlantik erstreckte und im weiteren Verlauf in eine Warmfront überging, aufteilte. Die Okklusion erzeugte keine wesentlichen Niederschlagsmengen mehr in England und Wales. Im Warmsektor stiegen die Temperaturen bis maximal 21,9°C im belgischen Diepenbeek. Der Warmsektor ist der Bereich zwischen einer Warmfront und der nachfolgenden Kaltfront, er wird charakteristisch mit steigenden Temperaturen verbunden. Später am Tag erreichte die Kaltfront Belgien und erzeugte 0,8 mm Regen zwischen 12 und 18 Uhr UTC in Antwerpen. In Schaffen fiel zwischen 06 und 12 Uhr UTC 1 mm Regen. An diesem Tag fielen in den Niederlanden 5,2 mm Regen in Nieuw Beerta und 4,2 mm in Lauwersoog. Außerdem erreichte der Wind in Spitzen Geschwindigkeiten bis 72 km/h auf Vlieland, in Stavoren und in Lauwersoog, was der Stärke 8 Beaufort entspricht.

Am 06.07. befand sich die Zyklone RENATE mit einem Kerndruck von 1005 hPa über Danzig. Die Okklusion verlief von Berlin bogenförmig nach Norden über Danzig bis Warschau. Von dort reichte die Warmfront nach Südosten bis zu den Karpaten. Die Kaltfront verlief von Warschau über Prag und München bis über Nantes. Die Okklusion erzeugte in Polen Niederschlagswerte bis 47,0 mm innerhalb von 24 Stunden bis 24 Uhr UTC in Lauenburg. In Koszalin wurden an diesem Tag 31,0 mm, in Resko 24,1 mm und in Leba 24,0 mm Regen gemessen. Die mittleren Windgeschwindigkeiten lagen im Tiefzentrum bei maximal 39,8 km/h in Ustka. Die Böen erreichten Geschwindigkeiten bis zur Stärke 9, in Ustka mit 86,5 km/h. In anderen Städten der polnischen Ostseeküste wurden an diesem Tag Böen zwischen 7 und 9 Beaufort gemessen, wie in Koszalin mit 72 km/h, in Lauenburg mit 61,2 km/h oder in Leba und in Darlowek mit 79,3 km/h. In Wiesenburg, Deutschland, wurden zwischen 06 Uhr UTC und 09 Uhr UTC 5 mm Niederschlag verzeichnet. Neuruppin und Trollenhagen verzeichneten 3,3 mm und Feldberg 3,4 mm Niederschlag an diesem Tag. In Arcona auf Rügen wurden sogar innerhalb von 6 Stunden bis 12 Uhr UTC 9 mm Regen registriert. Mittlerweile hatte sich das Tief RENATE zu einem Sturmtief entwickelt und erzeugte in Deutschland mittlere Windgeschwindigkeiten bis 60,2 km/h auf der Insel Greifswalder Oie. Im Einzugsbereich des Sturmtiefs RENATE erreichte der Wind Stärke 7 bis 10 Beaufort, also bis zu schweren Sturmböen, wie zum Beispiel auf Greifswalder Oie mit 90,1 km/h oder auf dem Brocken mit 82,9 km/h. Auch in größeren deutschen Städten wie Berlin, Hamburg, Rostock oder Bremen wurden Böen der Stärke 8 bis 9 Beaufort gemessen.

Zum 07.07. verlagerte sich das Sturmtief RENATE bis über Wilna. Von dort verlief die Okklusion bogenförmig um das Tiefzentrum, welches einen Kerndruck von rund 1005 hPa besaß, weiter über Minsk und Kiew. Zwischen Kiew und Bukarest wurde die Okklusion zu einer Kaltfront, welche weiter über Sofia bis zum Adriatischen Meer verlief, wo sie in eine Warmfront überging. Das Zentrum des Tiefs RENATE erzeugte in Kaunas in Litauen Spitzenböen bis zu 61,2 km/h, also einer Stärke von 7 Beaufort entsprechend. In Pakri in Estland wurden sogar Böen bis 79,3 km/h, also 9 Beaufort, gemessen. Außerdem fielen in Weißrussland zwischen 06 Uhr UTC und 18 Uhr UTC bis zu 3 mm Regen in Polock und 2 mm in Vitebsk. Minsk verzeichnete für diesen Zeitraum 2 mm Niederschlag. In Krywyj Rhim in der Ukraine fielen 6 mm Regen bis 18 Uhr UTC. Zhytomyr und Kherson meldeten 4 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC.

Am darauf folgenden Tag befand sich der Kern des Tiefdruckgebietes RENATE über der russisch-finnischen Grenze mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa. Die Okklusion verlief von St. Petersburg bogenförmig nach Norden. Am nördlichsten Punkt des bottnischen Meerbusens verlief die Warmfront weiter nach Nordwesten, welche kurz vor der Küste westlich von Norwegen in die Kaltfront des Tiefs OLIANE überging. Die Okklusion verlief weiter über Murmansk und Workuta bis sie am Ural Gebirge in eine Kaltfront überging, die weiter nach Osten den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte verließ. Die Okklusion erzeugte in Finnland mittlere Windgeschwindigkeiten bis 41,3 km/h, das heißt 6 Beaufort, in Laukukero. 36,0 km/h wurden in Kallbadagrund, 35,1 km/h am Leuchtturm von Helsinki und 30,8 km/h in Tulliniemi gemessen. Murmansk in Russland verzeichnete 2 mm Regen bis 15 Uhr UTC in 12 Stunden. In Amderma, an der Küste zur Karasee, gewitterte es von 09 Uhr bis 12 Uhr UTC, jedoch fiel kein signifikanter, messbarer Niederschlag.

Am 09.07. befand sich das Tief RENATE mit einem Kerndruck von 1000 hPa über der russischen Halbinsel Kola. Das Frontensystem bestand aus einer Okklusion, welche nach Norden reichte und vor der russischen Nordküste ihren Okklusionspunkt besaß. Die Warmfront verlief weiter nach Osten bis Workuta. Die Kaltfront erstreckte sich nach Süden, wo sie über Nischni in eine Warmfront eines südlicher gelegenen Tiefs überging. In Workuta stieg die Temperatur bis auf 27,8°C, so dass ein Sommertag, der mit Temperaturen über 25°C definiert ist, erreicht werden konnte. Auch Amderma verzeichnete als Tagesmaximum 26,2°C. Das Zentrum des Tiefs RENATE schwächte sich etwas ab und erzeugte in Murmansk nur noch geringe Niederschlagswerte wie 0,1 mm Regen in 12 Stunden bis 15 Uhr UTC. In Sneschnogorsk war die Regenmenge den gesamten Tag so gering, so dass nur 0,0 mm registriert werden konnten. Auch die Kaltfront war weniger wetterwirksam und erzeugte in Archangelsk nur noch Niederschlagssummen bis 0,7 mm für 12 Stunden bis 15 Uhr UTC.

Am Folgetag befand sich das Zentrum der Zyklone RENATE mit einem unveränderten Kerndruck von 1000 hPa über Murmansk. Die Okklusion erstreckte sich bogenförmig bis über die Barentssee bis kurz vor Workuta. Das Tief RENATE schwächte sich weiterhin ab und erzeugte im Zentrum nur 0,2 mm Niederschlag zwischen 03 und 15 Uhr UTC in Murmansk. In Sneschnogorsk wurden auch nur noch maximale Windböen mit einer Geschwindigkeit von 36 km/h, also einer Stärke 5 Beaufort, gemessen. Die Okklusion ließ aber in Norwegen noch Regenmengen bis zu 16 mm in Hammerfest und 14,1 mm in Tromsø für den gesamten Tag verzeichnen.

Am 11.07. lag das Zentrum der Zyklone RENATE mit einem Druck von 1000 hPa über Tromsø in Norwegen. Die Okklusion schwächte sich immer weiter ab und verlief südlich von Spitzbergen über den Barentssee und verließ nördlich von Workuta den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte. Dabei fielen in Tromsø 1,2 mm Regen innerhalb von 24 Stunden. Am Flughafen von Tromsø wurden Windböen bis 32,4 km/h gemessen.

Bis zum 12.07. um 00 Uhr UTC schwächte sich das Tief RENATE immer weiter ab und löste sich auf, so dass es nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 27.07.2016 von Lisa Degenhardt

Berliner Wetterkarte: 06.07.2016

Pate: Renate Stephan-Gloy