Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet RENATE

(getauft am 12.02.2018)

 

Am 12.02. wurde im Zuge der täglichen Prognose der Berliner Wetterkarte ein Tiefdrucksystem, welches von Amerika Richtung Europa zog, als wetterwirksam eingestuft und auf den Namen RENATE getauft.

Tief RENATE befand sich am 13.02. das erste Mal auf der Karte der Berliner Wetterkarte. Das Tiefzentrum lag mit einem extremen Kerndruck von 980 hPa südlich von Grönland. Zyklone RENATE besaß zu diesem Zeitpunkt schon ein stark ausgeprägtes Frontensystem. Dabei verlief eine Okklusion westlich von Nuuk, Grönland, über das Tiefzentrum bis ca. zum 50. Breitengrad. Eine Okklusion ist eine Mischfront, welche entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die vorlaufende langsamere Warmfront einholt und so die wärmere Luft aufsteigen lässt. Der Punkt, an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt, nennt man Okklusionspunkt. Dieser Okklusionspunkt lag über dem Atlantik, ungefähr am 50. Breitengrad und dem 80. Längengrad. Von dort aus teilte sich das Frontensystem des Wirbels RENATE in eine Warmfront nach Südosten, welche nordwestlich von den Azoren in ein Frontensystem eines anderen Tiefs überging. Die Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt nach Südwesten und verließ bei Washington den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte. Aufgrund des Tiefs RENATE wurden in Grönland Windstärken bis zu 12 Beaufort gemessen, was einem Orkan entspricht. Dabei lagen Messungen in Nunarssuit bei 122,3 km/h und in Frederikshaab Isblink bei 111,2 km/h. An der Messstation Prins Christianssund wurden für diesen Tag 43 mm Niederschlag gemessen.

Zum nächsten Tag verlagerte sich das Zentrum des Tiefs RENATE weiter Richtung europäisches Festland und befand sich südwestlich von Island. Der Kerndruck hatte weiter zugenommen und lag bei 955 hPa. Die Okklusion verlief in einer Art Schlangenlinie vom Ursprungsort südlich von Grönland über das Tiefzentrum bis westlich von Irland. Dort befand sich der Okklusionspunkt, von welchem aus die Warmfront nach Südosten verlief und über Madrid in die Kaltfront eines anderen Tiefs überging. Die Kaltfront erstrecke sich vom Okklusionspunkt quer über den Atlantik nach Südwesten und verließ bei den Bermuda-Inseln den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte. Auch in Irland zeigte das Drucksystem, dass es den Namen Orkantief RENATE verdient hatte. Am Mace Head wurden Windgeschwindigkeiten von 100,9 km/h, Bft. 10, schwerer Sturm, in Baldonnel 97,3 km/h, Bft. 10, und in Malins Head 93,7 km/h gemessen. Das Frontensystem war jedoch nicht so intensiv wie die Winde, welche durch den starken Druckgradienten hervorgerufen wurden. Die höchste Niederschlagsmenge in Irland für 24 Stunden wurde in Cork mit 14 mm registriert.

Auch zum 15.02. verstärkte sich Tief RENATE und befand sich südlich von Island mit einem Kerndruck von 950 hPa. Die Okklusion verlief vom Tiefzentrum erst nach Süden, erstreckte sich dann bogenförmig über Westen um das Tiefzentrum und reichte entlang des Nullmeridians bis nach London. Dort teilte sich die Okklusion in eine Warmfront, welche über Paris und Marseille bis zur nordafrikanischen Mittelmeerküste reichte. Die Kaltfront verlief von London aus wieder nach Südwesten quer über den Atlantik bis zu den Bermuda-Inseln. Auch hier war der Druckgradient des Orkantiefs RENATE wieder sehr stark und es muss wieder starke Böen über Island gegeben haben. Leider sind dazu keine Auskünfte zu finden, aber eine Faustregel besagt, dass die Böen in Schnitt zwei Windstärken höher sind, als der Mittelwind und Informationen über diese gibt es. Dabei wurden in Bolungavik Mittelwinde von 46,3 km/h, Bft. 6, gemessen, das würde Böen der Stärke 8-9 bedeuten. Irland hingegen hat wieder deutlich höhere Messungen vorzuweisen. So wurden in Mace Head Windgeschwindigkeiten bis 108,1 km/h, Bft. 11, gemessen.

Zum Folgetag hatte sich vom Haupttief RENATE I, welches mit einem Kerndruck von 975 hPa über Island lag, noch ein kleines zweites Tiefzentrum abgetrennt. Das Tief RENATE II befand sich mit 1010 hPa über dem Norden Dänemarks. Hierbei besaß das Tief RENATE I eine doppelte Okklusionsfront. Eine Okklusion verlief vom Tiefzentrum über Island nach Südosten bis über die Nordsee. Die zweite Okklusion verlief weiter nördlich, bogenförmig um Jan Mayen herum bis über Bergen, Norwegen. Das Tief RENATE II besaß auch eine Okklusion vom Tiefzentrum ausgehend nach Süden über Berlin. Kurz vor München lag der Okklusionspunkt, welcher die Front in eine kurze Warmfront bis über die Alpen und eine Kaltfront bis nach Bordeaux aufteilte. Durch das Tief RENATE I wurden auf Island Regenmengen von bis zu 2,4 mm in Reykjavik für den gesamten Tag gemessen. Auf Jan Mayen fielen 4,1 mm in 24 Stunden, wobei 4,0 mm davon zwischen 6 und 18 Uhr UTC fielen. Außerdem erreichte der Wind Böen bis zu 61,2 km/h, Bft. 7. Auch das Tief RENATE II ließ Böen die Windstärke 7 erreichen, so z.B. in Kopenhagen mit 53,7 km/h und in Drogden mit 59,3 km/h. In Deutschland ließ die Kaltfront ein Regengebiet über Bayern ziehen, dabei wurden in 24 Stunden Regenmengen von 17,2 mm in Oberstdorf, 16,3 mm in Garmisch-Partenkirchen und 13,7 mm in Chieming gemessen. In Frankreich lag das Niederschlagsmaximum in Cognac bei 14,4 mm für den gesamten Tag.

Zum 17.02. hatte sich das Tief RENATE I mit einem anderen Tief weiter westlich verbunden und wurde nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte genannt. Das Tief RENATE II, jetzt wieder nur RENATE, befand sich mit einem Kerndruck von 1020 hPa über der Ostsee. Die Okklusion erstreckte sich von Oslo, über Kopenhagen, durch das Tiefzentrum, weiter über Tallin, Minsk und Kiew bis zum Schwarzen Meer und endete über Bukarest. Dabei wurden in Schweden Windgeschwindigkeiten der Stärke 6, starker Wind, gemessen, z.B. in Malmö mit 39,6 km/h und auf Utklippan mit 43,2 km/h. In Estland wurden ähnliche Windgeschwindigkeiten in Pakri mit 46,8 km/h gemessen. In Tallin fielen 6,6 mm Niederschlag in Form von Schnee, etwas weiter im Land fielen sogar 9,7 mm in Tartu. Etwas weiter entlang der Okklusion wurden weiterhin Böen der Windstärke 6 gemessen, z.B. in Grodno, Weißrussland, mit 46,8 km/h oder auf der Krim mit 39,6 km/h. Die Niederschlagsintensität der Okklusion nahm aber eher ab und es wurden nur noch Tropfen oder Mengen von 0,0 mm verzeichnet, was bedeutet, dass es geregnet hat, aber die Niederschlagsmenge zu gering war, um diese genau zu erfassen.

Zum nächsten Tag schwächte sich der Wirbel RENATE weiter ab und befand sich mit einem Kerndruck von 1020 hPa über Minsk. Die Okklusion erstreckte sich nur noch vom Tiefzentrum nördlich von Kiew vorbei bis nach Warschau. Auch die Wetterwirksamkeit ließ nach und es wurden z.B. in Wizebsk, Weißrussland, nur noch 0,5 mm Niederschlag zwischen 6 und 18 Uhr UTC gemessen. In ganz Weißrussland schneite es an diesem Tag. In Lwiw, Ukraine, fielen auch in Form von Schnee noch 1,0 mm am gesamten Tag.

Am 19.02. lag das Tief RENATE mit weiterhin 1020 hPa über Moskau. Die Okklusion erstreckte sich vom Tiefzentrum über Kiew bis zu den Karpaten. In der Ukraine wurden keine signifikanten Niederschlagsmengen mehr verzeichnet, während in Moskau noch 1,0 mm Niederschlag gemessen wurden.

Zum darauffolgenden Tag verlagerte sich das Tief RENATE weiter nach Nordosten. Die Okklusion verlief vom Tiefzentrum nach Süden, bogenförmig über Wolgograd, bis zum Schwarzen Meer und endete über Bukarest. Auch hier gab es keine nennenswerten Niederschlagsmengen mehr, bis auf 0,6 mm in Glasow, Russland.

Am 21. und 22.02. befand sich Tief RENATE über Perm mit einem Kerndruck von 1015 hPa. Das Tief war so abgeschwächt, dass es kein Frontensystem mehr besaß. Zum 23.02. schwächte sich das Tief RENATE weiter ab, wurde nicht mehr für wetterwirksam erklärt und somit nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte verzeichnet.