Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet RENATE

(getauft am 22.07.2010)

 

 

Am 22.07. war das komplex gestaltete Tiefdruckgebiet QUENDELINE mit einem Kern über den Britischen Inseln und einem weiteren Kern in der Nähe der norwegischen Stadt Trondheim wetterbestimmend für Mitteleuropa. Seine Fronten erstreckten dabei quer über Europa von der Barentssee über Skandinavien und die Nordsee, in die Niederlande, entlang der Deutsch-Französischen Grenze, über die Pyrenäen und die Iberische Halbinsel, bis auf den Atlantik. Entlang dieses Frontensystems wurde in der Prognose die Entwicklung eines weiteren Tiefdruckgebietes vorhergesagt, welches am selben Tag in der Prognosekarte für den 23.07. 12 Uhr UTC (14 Uhr MESZ) auf den Namen RENATE getauft wurde. Dabei wurden bereits zur Taufe 2 Kerne, RENATE I über dem Baltikum und RENATE II mit dem Zentrum über der  Po-Ebene in Norditalien, vorhergesagt. Auf der Analysekarte des 23.07. um 12 Uhr UTC wurde Tief RENATE zum ersten Mal auf der Analysekarte der Berliner Wetterkarte geführt, allerdings mit einem Kern. Das Zentrum befand sich mit einem Kerndruck von knapp unter 1007 hPa etwas nordöstlich von Bozen, an der Italienisch-Österreichischen Grenze. Die Warmfront erstreckte sich Richtung Nordosten über Österreich und Tschechien, bis nach Südpolen, wo sie nahe Breslau in die Kaltfront des Tiefs QUENDELINE überging, welches mittlerweile mit seinem Zentrum bei Murmansk lag. Entlang dieser Front war ein kräftiges, ausgedehntes Niederschlagsgebiet eingelagert, welches in den darauffolgenden 24 Stunden Cottbus 45 l/m² Regen brachte. In Plauen im Vogtland wurden 115 l/m² Niederschlag innerhalb von 24 Stunden registriert. Die verbindende Front zwischen dem Tief über Murmansk und RENATE war zudem eine Luftmassengrenze. Östlich der Front wurden in Subtropischer Luft noch hohe Maximumtemperaturen erreicht. So meldete die Station in Moskau 36,3 °C, während westlich der Front unter Einfluss maritimer Polarluft lediglich Werte zwischen 18°C in Lindenberg und 26°C in Köln erreicht wurden. Die Kaltfront von RENATE erstreckte sich in einem Bogen Richtung Südwesten entlang der Alpen bis zu den Pyrenäen und über die Iberische Halbinsel. In der Nähe des Zentrums meldeten mehrere Stationen im Alpenraum zum Mittagstermin Schauer und Gewitter. So z.B. Locarno, wo bis 18 Uhr UTC eine 12-stündige Niederschlagsmenge von 4,5 l/m² gemeldet wurde.

Um 0 Uhr UTC des 24.07. hatte der Wirbel RENATE die zwei vorhergesagten Zentren ausbildet. RENATE I lag mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa nördlich von Wien an der Österreichisch-Tschechischen Grenze. Die Warmfront erstreckte sich über Polen, die Baltischen Länder bis nach St. Petersburg, wo sie in die Kaltfront des Tiefs QUENDELINE überging. Die Kaltfront verlief in einem scharfen Bogen über Budapest, wo sie Richtung Westen abknickte und bei Triest in die Warmfront von RENATE II überging. Das Zentrum von   RENATE II lag mit nahezu identischen Kerndruck über der Po-Ebene. Die Kaltfront erstreckte sich halbkreisförmig über Italien und endete an der Südspitze Sardiniens. Während RENATE I in Westpolen und dem Erzgebirge für starke Schauer mit Niederschlagsmengen bis zu 68,9 l/m² im polnischen Chojnice sorgte, wurden an der Kaltfront von RENATE II, eingelagert in eine großes Niederschlagsgebiet, verbreitet Gewitter und Schauer gemeldet. Im Laufe des Tages dehnte sich das Niederschlagsgebiet von RENATE II bis zum Bayrischen Wald aus. So meldete z.B. Die Station Garmisch-Partenkirchen eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 25,4 l/m².

Bis zum 25.07. 0 Uhr UTC verlagerte sich RENATE I Richtung Norden und lag mit ihrem Zentrum und einem Kerndruck von knapp unter 1000 hPa bei Gdansk. Ihre Warmfront verlief quer über die Ostsee und Turku in Finland bis nach Russland, wo sie nahe des Onega-Sees in die Kaltfront des Tiefs QUENDELINE überging. Die Kaltfront erstreckte sich Richtung Südosten, wo sie knapp östlich von Warschau in die Warmfron von RENATE II überging. Im weit aufgespannten Warmluftsektor, dem Bereich zwischen der Warm- und Kaltfront eines Tiefs, meldeten die meisten Stationen starke Bewölkung, nahe der Warmfront auch Niederschläge und Minimumtemperaturen um die 20°C. Westlich der Warmfront von RENATE I, im skandinavischen Raum wurden dagegen durch ein über Lappland gelegenes Hochdruckgebiet polare Luftmassen herantransportiert, die eine kühle und wolkenfreie Nacht brachten. Der Kern von RENATE II lag im Raum Budapest. Die Kaltfront war, wie auch die Warmfront, kurz ausgebildet und erstreckte sich in einem Bogen über den Balkan, wo sie östlich von Belgrad in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs überging. Auch im Bereich des Warmluftsektors von RENATE II kam es zu Niederschlägen, die Station in Sofia meldete Gewitter und eine Niederschlagsmenge von 14 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Während sich die Niederschläge östlich der beiden Zentren auch am Tage fortsetzten, stand der Deutsche Raum unter dem Einfluss subpolarer Kaltluft. Bei anhaltendem Sonnenschein, wie in Bremen mit 13,8 und Berlin-Dahlem mit 10,2 Stunden, wurden angenehme Temperaturen um die 20°C erreicht. Bis 0 Uhr UTC am 26.07. löste sich das Teiltief RENATE II auf. RENATE I, jetzt wieder als RENATE geführt, zog Richtung Nordwesten und lag mit Ihrem Kern zwischen Oslo und Stockholm. Der Wirbel hatte eine kurze Okklusion, Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, ausgebildet, die sich aber bereits über dem Bottnischen Meerbusen in eine Warmfront und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief an der Südkante des mittlerweile über Nordwestrussland liegenden Hochs und war noch immer mit der Kaltfront des vorlaufenden Tiefs QUENDELINE verbunden. Die Kaltfront verlief in einem Bogen über Helsinki und Tallinn, bevor sie sich bei Riga mit einer Warm- und einer Kaltfront verband, die jeweils zu kleineren südlicher gelegenen Tiefdruckgebieten gehörten. Die Wetterwirksamkeit ließ in nun deutlich nach. So meldete lediglich Tallinn am Morgen des 26.07. noch 5 l/m² Regen innerhalb der letzten 24 Stunden. RENATE verlagerte sich rasch gen Osten und lag in der Nacht zum 27.07. bereits bei Helsinki. Der Kern füllte sich langsam auf und wies einen Druck von ca. 1010 hPa auf. Die davon Richtung Norden ausgehende Okklusion war weiterhin kurz ausgebildet. Die Warmfront verlief nun Richtung Norden und bildete über dem Weißen Meer eine Grenze zwischen 2 Hochdruckgebieten. Die Kaltfront erstreckte sich Richtung Süden und ging bei Vilnius in die Warmfront des neu gebildeten Tiefdrucksystems TINA über. Obwohl kaum noch Wettererscheinungen verzeichnet wurden, fungierten die Fronten von RENATE noch immer als starke Luftmassengrenze. Östlich herrschten weiterhin Subtropische Luftmassen vor, westlich von RENATE bestimmten Subpolare Luftmassen das Wettergeschehen. Im Verlauf des 27.07. zog Tief RENATE schnell weiter Richtung Osten, so dass es am 28.07. um 0 Uhr UTC aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte verschwunden war.

 

 

 


Geschrieben am 22.08.2010 von Katrin Krüger

Wetterkarte: 25.07.2010

Pate: Renate Horak