Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet RENATE

(getauft am 27.07.2014)

 

Bereits am 26.07. entstand im Bodenniveau vor Neufundland entlang einer wellenförmig deformierten Front ein neuer Tiefdruckwirbel, der anhand der Analysekarte von 00 Uhr UTC des 27.07.  auf den Namen RENATE getauft wurde. Am Tag der Taufe befand sich das Zentrum des Wirbels RENATE gegen 00 Uhr UTC, das heißt 01 Uhr MEZ, mit einem Druck von etwas unter 1005 hPa südlich von Grönland, von dessen Kern sich über den Atlantik in südöstlicher Richtung eine Warm-, und in südwestlicher Richtung eine Kaltfront zog. Erste Ausläufer des Wirbels erreichten in der Nacht zum 28.07. Island und brachten dem Osten der Insel leichte Niederschläge. Bis 06 Uhr UTC fielen innerhalb von 24 Stunden in Reykjavik 2,8 l/m2 und am Sender Gufuskalar 3,6 l/m2.

Im weiteren Verlauf verlagerte die sich verstärkende Zyklone RENATE nach Nordosten und wurde um 00 Uhr UTC mit einem auf knapp unter 1000 hPa gefallenen Kerndruck über der Irmingersee zwischen Grönland und Island analysiert. Das zugehörige Frontensystem begann zu okkludieren, wodurch Teile der Kaltfront die vorlaufende Warmfront eingeholt hatten. Die sich daraus gebildete Okklusionsfront, die Eigenschaften einer Warm- und Kaltfront aufweist, reichte nördlich des Kerns westlich von Island ausgehend in südöstlicher Richtung bis zu dem sogenannten Okklusionpunkt, an dem sie sich wieder in eine Warm- und Kaltfront aufteilte. Die Warmfront erstreckte sich von diesem Punkt ausgehend nach Süden, die Kaltfront hingegen zog sich teilweise auch mit Warmfrontcharakter in südwestlicher Richtung über den Atlantik. Das Niederschlagsband weitete sich im Laufe des Tages von Island allmählich auch auf Irland und den Norden Schottlands aus. In den 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des  Folgetages wurden dabei auf der schottischen Insel South Uist 1,4 l/m2, am Flughafen von Connaught in Irland 2,7 l/m2 und am Sender Gufuskalar 3,1 l/m2 gemessen.

Am 29.07. befand sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels RENATE mit einem Druck von etwas knapp 1000 hPa südlich von Island. Westlich des  Kerns ausgehend verlief die Okklusionsfront bogenförmig um den Kern herum über die Färöer Inseln und Westschottland bis nach Süden zu ihrem Okklusionspunkt über dem nördlichen Irland. Von dort reichte die Warmfront nach Südwesten bis über den Atlantik hinaus, in westlicher Richtung ging die Kaltfront des Tiefs RENATE in einen östlich von Neufundland entstandenen neuen Wirbel über. Mit dem Zentrum des Tiefs RENATE verlagerten sich auch die Niederschläge weiter nach Osten und brachten bis 06 Uhr UTC bei Thorshavn auf den Färöer Inseln 2,2 l/m2, dem schottischen Kirkwall 2,6 l/m2 und der Küstenstation Malin Head, dem nördlichsten Punkt Irlands, 5,7 l/m2, teilweise schauerartig verstärkten Regens. In der zweiten Tageshälfte hatten die Ausläufer des Tiefs RENATE auch die Westküste Norwegens erreicht. An den Gebirgsketten wurden die herangeführten feuchten Luftmassen zum Aufsteigen gezwungen, das zu einer Intensivierung der Niederschlagsmengen führte. Zwischen 18 und 06 Uhr UTC  wurden beispielsweise in Trondheim 12 l/m2 und an der Station bei Trysil bis zu 20,6 l/m2 gemessen, wobei hier nahezu die gesamte Regenmenge in weniger als 6 Stunden fiel.

Sich weiter nach Osten verlagernd befand sich das Zentrum der Zyklone RENATE am 30.07. um 00 Uhr UTC mit nahezu unverändertem Druck unweit der Färöer Inselgruppe. In einem weiten Bogen erstreckte sich die Okklusionsfront vom Kern übers Nordmeer hinweg in Richtung Westnorwegen und weiter in südlicher Richtung über die Nordsee bis nach Südengland. Über dem äußersten Süden Englands Kaltfrontcharakter annehmend endete diese erst über der keltischen See südlich von Irland. Die ausgeprägte Okklusionsfront überquerte im Laufe des Tages Norwegen in nördlicher Richtung, die zugehörigen Niederschläge wurden dabei aufgrund der Orographie der Region mitunter erheblich verstärkt. Innerhalb von 24 Stunden wurden bis 6 Uhr UTC bei Sortland 20,1 l/m2 in Takle 34,8 l/m2 und an der Station Boe i Vesteralen 46,2 l/m2 registriert. In Lappland fielen die Regenmengen ebenfalls recht ergiebig aus. Muonio meldete bis 6 Uhr UTC 17 l/m2, Kvikkjokk Arrenjarka A 22,3 l/m2 und Gällivare 30,8 l/m2. 

Mit einem um 5 hPa gefallenen Kerndruck zog das Tief RENATE bis zum 31.07. nach Nordosten und lag gegen 00 Uhr UTC westlich von Norwegen über dem südlichen Nordmeer. Eine Okklusionsfront reichte vom Kern in nordöstlicher Richtung über Norwegen hinweg bis zu ihrem Okklusionspunkt bei Finnland über dem  Bottnischen Meerbusen. Während sich die zugehörige Warmfront über Russland mit dem Frontensystem eines bei Sibirien liegenden Wirbels verband, erstreckte sich die Kaltfront über Stockholm und Berlin nach Süden und endete am Rande der Alpen nahe München. In der Nacht hatte Tief RENATE den über der Ostsee liegenden Wirbel QUINTIA weitestgehend in ihre Zirkulation aufgenommen, wodurch sich das zugehörige Niederschlagsband zum Zeitpunkt der Analyse um 00 Uhr UTC entlang des weitläufigen Frontensystems in einem ausgeprägten Band vom Nordmeer und Norwegen über Finnland und die Ostsee bis zu den Alpen erstreckte und sich langsam auflösend über Polen nach Osten verlagerte. Bis 6 Uhr UTC des 01.08. fielen innerhalb von 24 Stunden pro Quadratmeter im polnischen Ratibor 29,8 l/m2, am tschechischen Flughafen Ostrava 49,4 l/m2 und an der Bergstation auf dem österreichischen Feuerkogel 54 l/m2 teilweise gewittrigen und schauerartig verstärkten Regens. Auf der Zugspitze, wo Tags zuvor im Zusammenspiel mit dem Wirbel QUINTA 72,9 l/m2 gefallen waren, wurden trotz abziehender Niederschläge noch 17 l/m2 registriert. Lokal ebenfalls sehr ergiebig fielen die Niederschläge im selben Zeitraum auch über Skandinavien und dem Baltikum aus. Riga meldete pro Quadratmeter eine Niederschlagsmenge von 20 l/m2, Takle in Norwegen 23,9 l/m2 und Kauhajoki Kuja-Kokko in Finnland 48 l/m2.

Zum Folgetag verlagerte sich das Tiefdruckgebiet RENATE kaum. Ihr Zentrum befand sich weiterhin mit einem Druck von etwa 995 hPa westlich vor Norwegen über dem Nordmeer und war durch eine Okklusionsfront mit einem bei Murmansk liegenden neuen Wirbel verbunden. Die Niederschläge des sich zunehmend abschwächenden Tief RENATE konzentrierten sich noch im wesentlichen auf dessen Zentrum sowie, wenn auch nur noch lokal stärker ausgeprägt, entlang der Norwegischen Küstenlinie. Diese brachten an der Station von Harstad bis 6 Uhr UTC vierundzwanzigstündig 10,9 l/m2 und Takle 16,8 l/m2 Regen. Der 01.08. war zugleich der letzte Tag an dem der Tiefdruckwirbel RENATE als eigenständiger Wirbel auf der Berliner Wetterkarte analysiert und somit namentlich verzeichnet wurde.

 


 

Geschrieben am  13.09.2014 von Christian  Ulmer

Berliner Wetterkarte:  29.07.2014

Pate: Renate Wiepking