Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet RENE

(getauft am 03.08.2011)

 

Im Tagesverlauf des 30.07.2011 entstand über Neufundland eine Wellenstörung, aus der sich ein Tiefdruckwirbel bildete. Gemäß der Höhenströmung in 500 hPa, was einer Höhe von ca. 5,5 km entspricht, verlagerte sich die Zyklone in den darauf folgenden Tagen über den Atlantik nach Osten bis etwa 700 km vor die Irische Westküste und wurde am 03.08. auf den Namen RENE getauft. Zu diesem Zeitpunkt wies das Tiefdruckgebiet einen Kerndruck von ca. 1005 hPa und ein bereits zum Teil okkludiertes Frontensystem auf, d.h. die schnellere Kaltfront hatte die Warmfront bereits teilweise eingeholt und es entstand eine Mischfront. In den Folgestunden zog das System unter leichter Abschwächung weiter nach Irland. Im Zuge der Verlagerung kam es in der südirischen Stadt Cork zu leichtem Sprühregen.

In der Bodenanalyse der Berliner Wetterkarte am 04.08. um 00 Uhr UTC (02 Uhr MESZ) befand sich der Kern des Tiefdruckgebietes RENE mit einem Druck von etwas unter 1010 hPa vor der irischen Westküste. Von dort aus verlief zum einen eine nur in der Höhe existierende rücklaufende Okklusionsfront in westlicher Richtung über den Atlantik, die in eine Kaltfront überging. Zum anderen erstreckte sich vom Kern aus eine Okklusionsfront in südöstlicher Richtung. Am über der irischen See gelegenen Okklusionspunkt, spaltete sich diese in eine Warm- und eine Kaltfront auf. Die Warmfront erstreckte sich nach Süden über die englische Stadt Plymouth weiter bis zur Biskaya. Die Kaltfront hingegen verlief erst nach Süden und beschrieb ab der geographischen Breite der südwestlichen Küste Englands einen leichten Bogen nach Westen. Mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa zog das Zentrum des Tiefs RENE Richtung Nordosten bis über die Orkney-Inseln, während sich sein Frontensystem im Verlaufe des Tages weiter über Nordfrankreich und die Benelux-Staaten verlagerte. An der Vorderseite des Tiefs wurde maritime Subtropikluft herangeführt, wobei die Wetterstation in Brüssel einen Tageshöchstwert von 27°C registrierte, was einen Temperaturanstieg von 6 Grad im Vergleich zum Vortag bedeutete. Ebenso erhöhten sich die Temperaturen in den niederländischen Städten wie beispielsweise Amsterdam, Ostende und Den Helder um bis zu 4 Grad.

Aufgrund der blockierenden Wirkung eines vorauslaufenden Hochdruckgebietes driftete die Zyklone RENE im Tagesverlauf des 05.08. mit ihrem Frontensystem quer über Deutschland nach Norden. Durch die weitere Zufuhr von warmer und feuchter Meeresluft subtropischen Ursprungs bildeten sich in der Südhälfte Deutschlands zum Teil heftige Gewitter, die besonders im Schwarzwald sowie der Schwäbischen Alb ergiebige Niederschlagsmengen zur Folge hatten. Die Wetterstation auf dem Feldberg registrierte 49 l/m² innerhalb von 12 Stunden. In Freiburg kamen im Zeitraum von 24 Stunden 32 l/m² und in Klippeneck (Schwäbische Alb) 25 l/m² zusammen. Obwohl die Schauertätigkeit nach Norden hin abnahm, erfasste den südlichen Berliner Raum am Abend ein Gewitter verbunden mit kräftigen Schauern. Zwischen 18.30 Uhr UTC und 19.30 UTC Uhr wurden an der Wetterstation in Berlin-Dahlem 9,2 l/m² registriert, wovon alleine in den ersten 30 Minuten 8 l/m² fielen. Unter zeitweise dichter Bewölkung in der Nacht fiel die Temperatur im Berliner Raum auf 17°C, während die Minimumtemperatur in Schleswig-Holstein unter Aufklaren nur 10°C betrug. Die Wetterwirksamkeit des Wirbels RENE beschränkte sich nicht nur auf den deutschen Raum, sondern umfasste auch Südnorwegen, da der Wirbel dieses Gebiet mit seiner Okklusionsfront überquerte. Die Wetterstation in Oslo registrierte eine Niederschlagsmenge von 15 l/m², wobei gebietsweise in der Umgebung sogar bis zu 20 l/m² Regen fielen.

Mit einem Kerndruck von ca. 1005 hPa befand sich das Zentrum des Tiefdruckgebietes RENE am 06.08. vor der westnorwegischen Küste auf geographischer Breite der Stadt Molde. Von dort aus erstreckte sich eine Warmfront gen Osten über den Bottnischen Meerbusen, die nahe der finnisch-russischen Grenze in die Kaltfront eines vorauslaufenden Tiefs überging. Des Weiteren ging vom Zentrum eine Okklusionsfront aus, welche in südöstliche Richtung verlief und sich auf Breite der polnischen Stadt Danzig wieder in Warm- und Kaltfront aufteilte. Im Verlauf des Tages zogen diese Fronten weiter nordwärts und sorgten in Warschau mit einer Tageshöchsttemperatur von 27°C für eine Temperaturerhöhung von 3 Grad im Vergleich zum Vortag.

In den Folgestunden löste sich das Tief RENE allmählich auf, sodass der Wirbel am 07.08. um 00 UTC zwar noch als eigenständiges Tief analysiert werden konnte, jedoch an Wetterwirksamkeit verloren hatte. Mit einem Kerndruck von ca. 1000 hPa hatte sich das Tiefdruckgebiet retrograd nach Westen verlagert und befand sich über den Färöer Inseln. Da sich das Tief RENE im Tagesverlauf weiter abschwächte, war dies der letzte Tag, an dem es auf der Berliner Wetterkarte analysiert wurde.


 

Lebensgeschichte geschrieben am 18.08.2011 von Thomas Klötzke

Berliner Wetterkarte: 06.08.11

Pate: Sascha Magsamen