Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet RITA

(getauft am 12.09.2016)

 

Am 12.09.2016 wurde im Zuge der täglichen Analyse der Berliner Wetterkarte ein Tief vor der schottischen Atlantikküste als wetterwirksam für Europa eingeschätzt und somit auf den Namen RITA getauft. Im Zentrum von Tief RITA herrschte ein Luftdruck von 975 hPa und es befand sich 111 km südlich von Island über dem Atlantik. Die Zyklone RITA wies bereits ein ausgeprägtes Frontensystem auf, da es vom Tiefzentrum aus eine kurze Okklusion bogenförmig um das Zentrum besaß. Eine Okklusion ist eine Mischfront, die entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die etwas langsamere Warmfront einholt und so die warme Luft aufsteigen lässt. Der Ort, an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt, nennt man Okklusionspunkt. Dieser befand sich bei dem Tief RITA an diesem Tag nordöstlich des Tiefzentrums. Von dort aus erstreckte sich eine Warmfront nach Südosten und verlief an der Nordseeküste Großbritanniens entlang bis nach Vannes, Frankreich. Die Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt aus nach Süden entlang der westirischen Atlantikküste, weiter nach Südwesten bis Westen, wo sie über dem Atlantik in eine Warmfront eines weiteren Tiefs über Kanada überging. Die Zyklone RITA erzeugte auf der gesamten irischen Insel an diesem Tag Regen. Dabei fielen z.B. in Gurteen 17,7 mm oder in Mace Head 17,4 mm für den gesamten Tag. Durch das starke Tiefdruckzentrum und damit hohen Luftdruckgegensätzen mit der Umgebung erreichten in Irland die Windgeschwindigkeiten in Böen bis zu 72 km/h, was auf der Beaufort-Skala einer Windstärke von 8 entspricht, wie in Finner, Malin Head, Belmullet und Roches. Auch in Schottland fielen aufgrund des Tiefdruckgebiets RITA bis zu 16,2 mm auf Skye innerhalb von 24 Stunden. In Tulloch fielen zwischen 12 Uhr UTC, also 14 Uhr MESZ, und 18 Uhr UTC 7 mm Regen.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tief RITA weiter nach Norden bis über die nördliche Küste Islands. Der Kerndruck hatte sich auf 980 hPa abgeschwächt. Die Okklusion hatte sich aber weiterentwickelt und verlief vom Tiefzentrum über Jan Mayen weiter nach Süden, wo sie auf der Höhe von Trondheim zu einer Kaltfront wurde. Kurz vor der schottischen Küste ging sie aber in die Warmfront eines über Glasgow liegenden Tiefs über. Der Tiefdruckwirbel RITA erzeugte auf Island Niederschlag, wie zum Beispiel in Bergstadir mit 3,0 mm in 9 Stunden bis 18 Uhr UTC. Gleichzeitig fielen 4,0 mm in Skjaldthingsstadir, 2,0 mm in Dalatangi, 0,8 mm in Grimsstadir und 0,1 mm in Akureyri. Auf Jan Mayen wurden Windgeschwindigkeiten in Böen bis zu 68,4 km/h, also der Stärke 8 auf der Beauforfskala, gemessen. Außerdem fielen am gesamten Tag 2,7 mm Regen auf Jan Mayen.

Zum 14.09. lag das Zentrum der Zyklone RITA mit einem Kerndruck von 985 hPa ca. 120 km nördlich von Jan Mayen. Die Okklusion erstreckte sich vom Tiefzentrum nach Nordwesten, über die Küste Grönlands und verlief dann bogenförmig zurück nach Süden an der Ostküste von Spitzbergen vorbei. Über dem Süden Spitzbergens befand sich der Okklusionspunkt, wo eine Warmfront weiter nach Süden über das Nordkap bis zur nördlichen Ostseeküste reichte. Die Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt weiter nach Südwesten entlang der norwegischen Küste. Über Edinburgh wurde sie zur Warmfront von Tief STEPHANIE, dessen Zentrum über der Biskaya lag. Das Zentrum von Tief RITA erzeugte auf Jan Mayen und auf Spitzbergen in Böen Windgeschwindigkeiten bis 75,6 km/h, was der Stärke 9 auf der Baufortskala entspricht. Auf Jan Mayen regnete es bis 06 Uhr UTC, weshalb nur 0,1 mm für den gesamten Tag an Niederschlagsmengen registriert wurden. Auf dem Flughafen von Spitzbergen fiel ganztags Niederschlag in der Form von Sprühregen, was zu 0,4 mm Regen innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des Folgetages führte. In Ny Alesund auf Spitzbergen fielen aber 27,5 mm am gesamten Tag und 17,0 mm davon innerhalb von 6 Stunden bis 12 Uhr UTC. Die Kaltfront erzeugte entlang der norwegischen Küste Niederschlagswerte bis zu 11,0 mm in Tjotta, 10,5 mm in Nyrud und 10,0 mm in Vangsnes. Die Warmfront erzeugte sehr geringe Niederschlagswerte, die nicht konkret messbar waren, wie in Kittilä in Finnland.

Am nächsten Tag befand sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels RITA nördlich Spitzbergens mit einem Kerndruck von 995 hPa. Die Okklusion hatte ihren Ursprung nördlich vom Zentrum und verlief weiter nach Südosten, wo sie in eine Kaltfront überging. Diese erstreckte sich weiter nach Süden bis Südwesten, östlich an Murmansk in Russland und westlich an Helsinki vorbei. Nördlich von Oslo wurde die Kaltfront der Zyklone RITA wieder zur Warmfront von Tief STEPHANIE, dessen Zentrum sich weiterhin über der Biskaya befand. Das Tiefzentrum des Wirbels RITA erzeugte auf Spitzbergen nur noch Böen mit Windgeschwindigkeiten von 64,8 km/h, also 8 Beaufort. Die Messstation auf dem Flughafen von Spitzbergen verzeichnete 0,1 mm zwischen 18 Uhr UTC des Vortages und 06 Uhr UTC. Doch das Frontensystem vom Tiefdruckgebiet RITA erzeugte in Russland noch hohe Niederschlagsmengen. So wurden in Lowozero zwischen 15 Uhr UTC und 03 Uhr UTC 20,0 mm verzeichnet. In Murmansk waren es nur 13,0 mm für diesen Zeitraum. In Teriberka wurden 16,0 mm innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC registriert. Sowohl in Murmansk als auch in Teriberka wurden nachts Cumulonimbi, also Gewitterwolken, gesehen. Über Finnland war die Kaltfront nicht mehr wetterwirksam und erzeugte keinen Niederschlag mehr. Die Windgeschwindigkeiten erreichten in Böen aber noch bis zu
50,4 km/h, also 7 Beaufort, in Kuopio Savilahti.

Zum 16.09. hatte sich das Tief RITA weiter nach Norden verlagert, verließ daher den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte und konnte somit in der Analyse nicht mehr namentlich erwähnt werden.


 

Geschrieben am 30.09.2016 von Lisa Degenhardt

Pate: Rita Hirche

Wetterkarte: 13.09.2016