Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet RITA

(getauft am 22.12.2012)

 

Anfang der dritten Dekade des Monats Dezember bildete sich über dem östlichen Nordatlantik eine Tiefdruckzelle aus. Als ersichtlich wurde, dass diese das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen würde, wurde sie am 22.12. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen RITA getauft.

Am 23.12. befand sich Tief RITA mit seinem Kern über dem östlichen Nordatlantik, ca. 1200 km westlich des portugiesischen Festlandes und der Kerndruck der Zyklone lag bei etwas unter 1010 hPa. Das Druckgebilde verfügte über eine vorlaufende Warmfront, die sich in nordöstlicher Richtung über den Atlantik erstreckte und über eine nachfolgende Kaltfront, welche in die entgegengesetzte Richtung führte.

Zum nächsten Tag hin, dem 24.12. verlagerte sich die Zyklone weiter nach Nordosten und lag mit ihrem Kern etwa 300 km westlich der französischen Bretagne. Der Druck im Zentrum des Tiefs war weiter bis auf knapp unter 1005 hPa gesunken, was eine Verstärkung des Druckgebildes anzeigt. Die Warmfront von Tief RITA verlief an diesem Tag vom Zentrum aus in östlicher Richtung über den Ärmelkanal hinweg bis zur östlichen Landesgrenze Frankreichs. Die Kaltfront erstreckte sich dagegen in südwestlicher Richtung bis weit über den Atlantik. Entlang der Kaltfront fiel in Nordfrankreich immer wieder Regen. So wurden beispielsweise an der Wetterstation in Brest in der Bretagne zwischen 13 Uhr MEZ dieses Tages und 01 Uhr nachts des nächsten Morgen ca. 8,8 l/m² Niederschlag aus leichtem und mäßigem Regen verschlüsselt. In Rennes fielen innerhalb von 6 Stunden, von 19 bis 01 Uhr MEZ immerhin knapp 3 l/m² leichter Regen, teilweise mit Sprühregen. Vereinzelt wurden hier auch hohe Windgeschwindigkeiten erreicht. Die Station in Rennes meldete
gegen 21 Uhr eine Windspitze von 21 m/s, was der Windstärke 9 bzw. der Bezeichnung Sturm entspricht.

Innerhalb dieser starken Westströmung konnte sich das Tief RITA schnell weiter in Richtung Osten verlagern. Am 25.12. befand sich das Zentrum des Tiefdruckgebiets mit einem Kerndruck von nunmehr etwas über 985 hPa über der Nordspitze des dänischen Festlandes. An diesem Tag erstreckte sich die bogenartig in Richtung Südosten verlaufende Warmfront über Nordostdeutschland hinweg bis ca. 100 km südlich der polnischen Landeshauptstadt Warschau. Die Kaltfront des Druckgebildes verlief über Nordwestdeutschland, die Beneluxstaaten, Nord- und Westfrankreich und die Pyrenäen hinweg bis Zentralspanien. Sie zog an diesem Tag über Deutschland hinweg und führte dort neben starken Winden auch zu einigen Niederschlägen. An der Station Hamburg-Fuhlsbüttel registrierten die Messgeräte innerhalb von 24 Stunden bis 01 Uhr des Folgetages etwa 12 l/m² Niederschlag aus leichten und mäßigem Regen und Regen mit Sprühregen. In Bremen registrierten die Wetterbeobachter sogar 12,9 l/m² im gleichen Zeitraum.

In der Nacht zum 26.12. wurden in Bremen Windgeschwindigkeiten von bis zu 14 m/s gemessen, was der Windstärke 7 bzw. steifem Wind entspricht. Bis zu diesem Tag hatte sich der Tiefdruckwirbel RITA erneut ca. 1500 km in Richtung Nordosten verlagert. Der Kerndruck des Tiefs lag nun bei etwas unter 990 hPa. An diesem Tag hatte das Tief angefangen zu okkludieren. Beim Prozess der Okklusion holt die Kaltfront des Tiefdruckgebietes dessen Warmfront ein, wodurch sich eine Mischfront, die sogenannte Okklusionsfront ausbildet. Diese verlief vom Zentrum bei der russischen Stadt St. Petersburg ausgehend ca. 500 km in Richtung Südosten. Am dortigen Okklusionspunkt spaltete sie sich wieder in eine Warm- und eine Kaltfront auf. Die Warmfront verlief ca. 500 km weiter in Richtung Südosten bis nach Russland. Dagegen erstreckte sich die Kaltfront des Druckgebildes in südwestlicher Richtung über Osteuropa hinweg bis zum Ostrand der Alpen. In Moskau wurden zwischen 01 und 19 Uhr MEZ etwas über 1 l/m² aus leichtem Schneefall registriert. Weiterhin wurde innerhalb dieses Zeitraumes immer wieder leichtes oder mäßiges Schneefegen unter Augenhöhe beobachtet. Im russischen Wologda fielen zwischen 01 und
16 Uhr etwa 3 l/m² aus leichter und mäßiger Schnee. Um 07 und um 16 Uhr MEZ wurden dort auch Böen der Stärke 5 gemessen, was Windgeschwindigkeiten um 10 m/s entspricht.

Am 27.12. lag der Kern des Druckgebildes ca. 600 km östlich der russischen Stadt Archangelsk, mit einem Kerndruck von ca. 998 hPa. Die Okklusionsfront des Tiefs RITA verlief Richtung Süden bis Südwesten über die russische Stadt Perm hinweg bis ca. 200 km nördlich der russischen Stadt Wolgograd. Am Okklusionspunkt spaltete sie sich erneut in eine Warmfront, die sich nach Südwesten bis ca. 250 km östlich des Asowschen Meeres erstreckte. Die Kaltfront verlief ebenfalls in Richtung Südwesten, bis etwa 200 km nördlich des Asowschen Meeres. Beim Kaltfrontdurchzug war im russischen Tobolsk eine Gewitterzelle zu beobachten, die zum Teil auch mäßige oder starke Schneeschauer und Winde der Stärke 7 mit sich brachte. Insgesamt fielen hier im Zeitraum zwischen 01 und 19 Uhr ca. 1 l/m² Niederschlag. In der Stadt Workuta im Nordwesten Russlands, welche sich nahe der Okklusionsfront des Tiefdruckgebiets RITA befand, fielen von 01 Uhr an innerhalb von 24 Stunden ca. 0,8 l/m² Niederschlag aus leichten Schneefällen.

Bis zum Folgetag, dem 28.12. verlagerte sich der Wirbel RITA weitere 800 km weiter Richtung Osten. Der Kern des Tiefs, mit einem Druck von ca. 1008 hPa, befand sich an diesem Tag am Nordrand des Uralgebirges. Tief  RITA war in seiner Erscheinung vollständig okkludiert, was bedeutet, dass keinerlei Warm- oder Kaltfrontanteile mehr zu erkennen waren. Dies war auch der letzte Tag, an dem das niederschlagsträchtige und stürmische Tiefdruckgebiet RITA auf der Berliner Wetterkarte zu beobachten war.

 

Geschrieben am 06.03.2013 von Gregor Meusel

Berliner Wetterkarte: 25.12.2012

Pate: Rita Steindorf