Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ROD

(getauft am 16.02.2015)

 

Zur Mitte des Monats Februar 2015 befand sich über dem isländisch-grönländischen Raum ein umfangreiches Tiefdrucksystem, dessen Schwerpunkt sich mit einem Luftdruck von knapp unter 960 hPa über dem Nordwesten Islands befand. Ausläufer des Tiefs sollten in den folgenden Tagen auch Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa haben, weshalb die Zyklone am 16. Februar auf den Namen ROD getauft wurde.

Um 00 Uhr UTC dieses Tages, was 01 Uhr MEZ entspricht, befand sich das Tief ROD mit einem Kerndruck von etwas unter 965 hPa über dem Seegebiet zwischen Grönland und der Insel Jan Mayen. Ausgehend vom Zentrum erstreckten sich die Ausläufer zunächst als Okklusion, also einer Mischform aus Warm- und Kaltfront, südwärts über das Nordmeer hinweg bis zu den Britischen Inseln. Dort spaltete sie sich in eine Warmfront, die noch einige hundert Kilometer weiter bis zur Biskaya reichte und mit einem Mittelmeertief verknüpft war, sowie eine Kaltfront auf. Letztere verlief in einem lang gezogenen Bogen südwestwärts bis in die Bereiche des subtropischen Atlantiks, knapp nördlich der Azoren.

Ausläufer des Tiefs ROD hatten mit ihren Niederschlägen bereits am Vortag Irland, und in der Nacht zum 16. Februar auch Schottland, Nordengland und Wales erfasst und breiteten sich im Tagesverlauf weiter südostwärts aus. Die frontalen Niederschläge brachten im Durchschnitt 5 bis 10 l/m², vereinzelt wurden bis zum Abend aber auch 24-stündige Regenmengen von bis zu 24 l/m² beobachtet, wie in Machrihanish im Südwesten Schottlands. Gleichzeitig erreichte die Regenfront einhergehend mit ähnlichen Regenmengen wie über den Britischen Inseln auch den Nordwesten Frankreichs. So fielen beispielsweise in Rennes bis zum Abend 16 l/m² in 12 Stunden. Extremer fielen die Niederschläge dagegen über der Iberischen Halbinsel aus, als die Kaltfront von der Biskaya her in den Nachmittagsstunden auf Festland traf. Vor allem entlang der Nordküste Spaniens brachten die mitunter kräftigen und schauerartig verstärkten Niederschläge zwischen 10 und 20 l/m², örtlich wie in Oviedo, in der Region Asturien, wurden bis zum Abend sogar 12-stündig 88 l/m² registriert.

Bis zum 17. Februar um 00 UTC hatte die Okklusion die Britischen Inseln bereits vollständig überquert und spannte sich ausgehend vom Tiefdruckkern, der nunmehr mit einem Druck von knapp unter 980 hPa bei Spitzbergen lag, südwärts über Nordmeer, Nordsee und Westfrankreich bis nach Zentralspanien. Dort hatte sich ein kleines Wellentief gebildet, von welchem aus die Kaltfront in westliche Richtung noch einige Hundert Kilometer auf den Ostatlantik hinaus bis knapp nördlich der portugiesischen Insel Madeira reichte.

Entlang der im Tagesverlauf ostwärts vorankommenden Okklusion regnete es verbreitet weiter. Während allerdings die Niederschläge über Westeuropa rasch nachließen, kam es vor allem entlang der südnorwegischen Küste zu weiteren, teils kräftigen Regenfällen. In Bergen zum Beispiel fielen mit dem Frontdurchgang bis um 06 UTC 9 l/m², und durch nachfolgende Schauer bis zum Abend, also 18 UTC weitere 11 l/m², sodass sich die 24-stündige Regenmenge auf 20 l/m² aufsummierte. Einige Kilometer östlich von Bergen an der 452 m hoch gelegenen Messstation Kvamskogen-Jonshogdi wurden bis zu 28 l/m² registriert. Auch über der Iberischen Halbinsel kam es zu weiteren, teils kräftigen Niederschlägen. In Verbindung mit der südwärts vordringenden Kaltfront und der dahinter einfließenden höhenkalten Luft brachten Regenschauer, die vereinzelt von Blitz und Donner begleitet waren, innerhalb von 24 Stunden bis 18 Uhr UTC in Madrid 10 l/m², in Almeria 35 l/m² und selbst noch in Nord-Marokko bis zu 14 l/m², wie in Tétouan.

Am Morgen des 18. Februar war das Tief ROD mit Lage und Luftdruck nahezu unverändert über dem Raum Spitzbergen zu finden. Die vom Zentrum ausgehende Okklusion erstreckte sich weiterhin südwärts, in etwa auf einer Linie Nordkap – Stockholm – Danzig – Prag und hatte damit auch Deutschland schon nahezu vollständig überquert. Allerdings brachten die frontalen Niederschläge, die als leichter Regen, bzw. Sprühregen fielen, nicht mehr als 0,5 l/m², und dies auch nur gebietsweise über der Westhälfte und Mitte Deutschlands, vielfach blieb es hingegen trocken.

Parallel dazu gelangte auf der Rückseite des Tiefs ein Schwall maritimer Arktikluft über das Nordmeer südwärts, was sich durch eine weitere Front bemerkbar machte. Diese Luftmassengrenze wurde als Kaltfront analysiert und zog am Vormittag über die nordnorwegische Küste. Die damit einhergehenden Schneeschauer brachten meist unter 5 l/m² in 12 Stunden, in Sortland, auf den Vesterålen-Inseln auch bis zu 9 l/m². Weiter landeinwärts schwächte sich die Front jedoch zügig ab und löste sich schließlich auch auf. Auch die Okklusionsfront zog unter Abschwächung über Finnland und das Baltikum hinweg in Richtung Nordwestrussland und brachte meist 1 bis 2 l/m² Niederschlag, die mit Ausnahme des Baltikums zumeist als Schnee fielen. Die Schneedecke erhöhte sich allerdings nur unwesentlich, in Tihvin östlich von Sankt Petersburg beispielsweise von 45 auf 49 cm.

In den Frühstunden des 19. Februars konnte das Tief ROD dann letztmalig zwischen Spitzbergen und dem Nordkap mit einem Kerndruck von weiterhin knapp unter 980 hPa analysiert werden, ohne das mit ihm noch irgendwelche Fronten verknüpft waren. Schließlich ging der Kern in den Folgestunden in einer Tiefdruckrinne auf, die sich zwischen einem neu entwickelnden Tief über der Barentssee und einem nachfolgenden Islandtief etablierte, wodurch das Tief ROD an diesem Tag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 13.03.2015 von Gregor Pittke

Berliner Wetterkarte: 18.02.2015

Pate: Daniel Schulz