Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ROLANDE

(getauft am 01.05.2012)


Am 1. Mai 2012 wurde auf der Prognosekarte für den Folgetag eine Zyklone auf den Namen ROLANDE getauft. Diese sollte sich um 12 UTC, also um 14 Uhr MESZ, mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa, über Deutschland befinden.

Einen Tag später, am 2. Mai, erschien das Tiefdruckgebiet dann namentlich auf der Bodenwetterkarte von 00 UTC. Das Wellentief hatte sich an einer Kaltfront über Bayern gebildet und besaß einen Kerndruck von ca. 1015 hPa. Am Nachmittag begannen sich über diesem Gebiet, aufgrund des konvergenten Windfeldes in Bodennähe und damit einsetzender Hebung, Gewitter zu entwickeln. Aufgrund der sehr schwachen Strömungsverhältnisse verlagerten sich die Zellen mit nur sehr geringer Geschwindigkeit, sodass es folglich gebietsweise zu ergiebigem Starkregen kam. Beispielsweise fielen bis 18 UTC in Weiskirchen an der Saar 37 l/m² Regen. In Plauen im Vogtland registrierten die Messgeräte noch 12 l/m².

In der Nacht zum 3. Mai hatten die Gewitter dann auch Berlin und Brandenburg erreicht. Im Berliner Raum war vor allem der Ostteil betroffen. In Kaniswall am östlichen Stadtrand wurden 11 l/m² verzeichnet, in Tegel fielen dagegen nur 0,7 l/m².

Bedingt durch das nordostwärts nach Polen gezogene Tiefdruckgebiet ROLANDE wurde die sehr warme subtropische Luftmasse abgedrängt. Als Folge dessen verzeichneten die Stationen vor allem in der Osthälfte Deutschlands einen Temperaturrückgang. So stieg die Temperatur in Odernähe, sowie in Manschnow und in Grünow noch auf 23°C. Ansonsten erreichte die Temperatur nur Werte im Bereich von 15 bis 22°C, also etwas kühler als an den Tagen zuvor.

Bis zum Morgen des 4. Mai zog das Druckgebilde ROLANDE weiter in Richtung Nordosten und erreichte eine Position über Warschau. Der Kerndruck hatte einen Wert von ungefähr 1005 hPa. Vom Tiefzentrum verlief eine stationäre Front in nordöstlichem Bogen bis zum Saratower Stausee, ein Stausee an der Wolga im europäischen Teil Russlands. Von einer stationären Front spricht man, wenn sich eine Warm- oder Kaltfront nähert, deren Luft weder richtig warm noch richtig kalt im Vergleich zur Luftmasse, die sie verdrängt, ist. Sie verlagert sich kaum oder gar nicht. Eine weitere stationäre Front zog sich in westliche Richtung bis nach Norddeutschland. Von diesem Punkt über Norddeutschland, dem Okklusionspunkt, dem Punkt, an dem sich Warm- und Kaltfront zu einer Okklusion vereinigen, ausgehend verlief die Okklusionsfront, eine Front, die sowohl Warm- als auch Kaltfronteigenschaften miteinander vereint, weiter in westliche Richtung bis zur Nordwestküste Frankreichs. Die Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt ausgehend in südöstliche Richtung bis nach Albanien.

Die Zyklone ROLANDE zog noch etwas weiter nach Norden und befand sich am 5. Mai mit ihrem Zentrum und einem Kerndruck von ca. 1000 hPa über Lettland. Ihr komplexes Frontensystem erstreckte sich in Richtung des Schwarzen Meeres. An der Kaltfront, die von nordwestlich von Minsk gerade weiter nach Süden bis zur Ukraine verlief, bildeten sich bei stark bewölktem Himmel Gewitter. Das Druckgebilde ging an diesem Tag in der Zirkulation des recht kräftigen Tiefdruckgebietes SVENJA über Norwegen auf. 

Das Tiefdruckgebiet ROLANDE war ein sogenanntes "Hitzetief". Ein Hitzetief entsteht durch sehr starke Sonneneinstrahlung über großen Festlandflächen und hat nur eine geringe Ausdehnung. Es verlagert sich meist kaum und bleibt in dem Gebiet, in dem es sich entwickelt hat.

 


Geschrieben von Sabrina Schmidt

Berliner Wetterkarte: 03.05.2012

Pate: Rolande (Hilla) Hümmer