Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  ROLAND

(getauft am 21.02.2011)

 

Am 19. Februar lag ein ausgeprägtes Tief über dem zentralen Nordatlantik. Ein Ausläufer reichte nach Südosten und bildete über dem Golf von Biskaya eine neue Wellenstörung, die sich am Folgetag intensivierte und entlang der Höhenströmung nach Südosten zog. Dieses Tiefdruckgebiet wurde am 21. Februar auf den Namen ROLAND getauft.

Am Morgen des 21. Februar gegen 01 Uhr MEZ lag das Zentrum des Wirbels mit einem Kerndruck (Luftdruck im Zentrum) von ca. 1010 hPa über Korsika. Im Süden der Insel, nahe des Kerns wurden dabei bereits erste Gewitter gemeldet. Auf der Rückseite der Zyklone erstreckte sich eine Okklusion, eine Mischfront mit Warm- und Kaltfrontcharakter, nach Nordwesten über den Golf von Genua und Zentralfrankreich bis zum Ärmelkanal. Diese hatte teilweise warmfrontartigen Charakter und sorgte in den höheren Lagen Frankreichs für leichten Schneefall, während im Rhônetal Regen oder Sprühregen registriert wurde. Auf der Vorderseite reichte eine weitere Okklusion in einem Bogen nach Südosten bis zur Insel Elba und teilte sich dort in eine Warm- und eine Kaltfront auf. Erstere verlief weiter nach Südosten über Kalabrien bis zum Ionische Meer. Entlang dieser Warmfront konnten Temperaturgegensätze von ca. 5°C festgestellt werden. Die Kaltfront reichte dagegen nach Süden über Sizilien und das Mittelmeer östlich von Tunesien bis nach Libyen und machte sich vor allem durch dichte Bewölkung bemerkbar.

Bis zum 22. Februar zog die Zyklone ROLAND in östliche Richtung und lag nun mit dem Kern über der südlichen Adria. Auf der Rückseite hatte sich eine Kaltfront ausgebildet, die nach Nordwesten  bis zur Toskana reichte und an die Kaltfront eines nachfolgenden Tiefs anschloss. Entlang dieser Front kam es verbreitet zu Regen, wobei das europaweite Tagesmaximum von 22 l/m² in Dubrovnik an der kroatischen Adriaküste registriert wurde. Auf der Vorderseite verlief eine Okklusion nach Osten bis nach Albanien und teilte sich nahe der mazedonischen Grenze in eine Warmfront, die nach Osten über Griechenland und den Bosporus bis zum Schwarzen Meer reichte und in eine Kaltfront, die südlich über die Peloponnes hinaus auf das Mittelmeer verlief und sich dort nach Südwesten bis Libyen erstreckte. Entlang dieser Kaltfront kam es zu einigen Schauer, die sich nahe der Insel Korfu zu weiteren Gewittern entwickelten. Am   23. Februar um 01 Uhr MEZ  lag der Kern des Tiefdruckgebietes mit einem Druck von ca. 1007 hPa westlich von Kreta. Vom Zentrum erstreckte sich eine Warmfront nach Nordosten über die Ägäis und die Westtürkei bis zum Schwarzen Meer. Eine Kaltfront reichte vom Kern in einem Bogen nach Süden über das Mittelmeer bis in das libysch-ägyptische Grenzgebiet. Die Warmfront sorgte vor allem über der Westtürkei für vereinzelte Gewitter mit teils ergiebigen Niederschlagsmengen. In Izmir in der Türkei wurden 37 l/m² binnen 24 Stunden gemessen.

Bis zum Morgen des 24. Februars hatte das Tiefdruckgebiet ROLAND den Vorhersageraum verlassen.

 

 


Geschrieben am 19.03.2011 von Benjamin Siebert

Berliner Wetterkarte: 22.02.2011

Pate: Roland Schneider