Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ROLF
(getauft am
04.11.2011)
Innerhalb des
Frontensystems des Tiefdruckgebietes QUINN wurde am 04.11.2011 die Entstehung
eines Tiefdruckwirbels bei Marseille prognostiziert und daher in der Vorhersage
für den nächsten Tag auf den Namen ROLF getauft. Die Bildung einer Zyklone über
Festland ist ein eher ungewöhnliches Ereignis. Im Falle des Tiefs ROLF
begünstigt durch einen weit über das europäische Festland reichenden Höhentrog
im 500 hPa-Niveau, einer Höhe von ca. 5,5 km, wodurch es an den Pyrenäen zu Stauung
kam und die Welle verwirbelte. Die Luftmassen aus denen der Wirbel ROLF
entstand, sorgten schon für extreme Niederschläge in Südfrankreich und dem
Nordwesten Italiens. Aufgrund der Folgen wie Erdrutsche und Überflutungen gehen
einige Quellen von sehr hohen Niederschlagsmengen aus. Das im Hinterland von
Genua gelegene Passo dei Giovi meldete an diesem Tag bis 18 Uhr UTC eine
Niederschlagsmenge von 109 l/m² innerhalb von 12 Stunden.
Die Zyklone ROLF lag
schließlich am 05.11.2011 mit einem Kerndruck von etwas unter 1000 hPa über dem
französischen Zentralmassiv. Vom Kern zog sich eine rücklaufende Okklusion,
eine Mischform aus Kalt- und Warmfront, über Madrid bis Lissabon. Die Warmfront
verlief vom Kern nach Norden, über Paris hinweg bis über die Nordsee und ging
etwa auf der Breite Nottinghams in die Kaltfront von Tief QUINN über. Die
Kaltfront des Wirbels ROLF erstreckte sich über Marseille nach Süden, westlich
an Korsika und Sardinien vorbei bis vor die Küste Nordafrikas, wo sie in die
Warmfront eines nicht weiter benannten Tiefs über der Sahara überging. Das Tief
ROLF war somit in weiten Teilen Europas wetterbestimmend, Marseille meldete bei
starker Bewölkung bis 06 Uhr UTC des Folgetages 57 l/m², Nizza sogar 90 l/m²
Niederschlag in 24 Stunden. Unter einer geschlossenen Wolkendecke meldete
Madrid eine Tageshöchsttemperatur von nur 11°C, Essen kam zum Vergleich am selben
Tag auf 17°C.
Bis zum 06.11.2011
hatte sich der Kern des Tiefdruckwirbels ROLF in südöstlicher Richtung über das
Mittelmeer vor die Südküste Frankreichs verlagert. Die ausgedehnte Okklusion
hatte sich auf kaum 150 km Länge verkürzt und befand sich südwärts gerichtet
ebenfalls im Bereich des tiefsten Drucks der Zyklone ROLF. Die Warmfront
reichte vom Okklusionspunkt bei Marseille westwärts in einem Bogen über Bordeaux
und Calais, sowie die Nordsee hinweg, bis sie bei Stavanger in ein weiteres
Frontensystem überging. Die Kaltfront verlief von Marseille über Nizza,
zwischen Korsika und Italien entlang, weiter über Sizilien und Tripolis und
weiter über die Sahara. Die Mittelmeeranreiner waren
auch weiterhin von stärkeren Niederschlägen und Gewittern betroffen. In Palma
de Mallorca fielen
in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des Folgetages bei Gewitter 27 l/m², in Rom
waren es ebenfalls bei Gewitter 15 l/m² und in Neapel 48 l/m². Sich leicht abschwächend
verlagerte sich die Zyklone ROLF weiter in südlicher Richtung und befand sich
am 07.11.2011 mit ihrem Kern, der nun nur noch einen Druck von etwas unter 1005
hPa aufwies, südöstlich der Balearen. Ausgehend vom Kern erstreckte sich die
Okklusion bis Palma. Von dort verlief die Warmfront über die Pyrenäen, Bordeaux
und Paris bis nach Köln. Die Kaltfront verlief in einem Bogen über Nizza und
Genua, entlang der Adria, vorbei an der Südküste Italiens nach Tripolis und reichte
außerhalb des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte. Die anhaltenden
Niederschläge setzten sich auch an diesem Tag fort, in Palma fielen in 24 Stunden
bis um 06 Uhr UTC des Folgetages 36 l/m² und auf Korfu 31 l/m². Das Frontensystem der Zyklone
ROLF löste sich im Tagesverlauf auf, sodass sie am 08.11.2011 ohne Fronten auf
der Karte der Berliner Wetterkarte verzeichnet war. Dennoch hielten die
Unwetter im Mittelmeerraum unvermindert an, da der zugehörige Kaltlufttropfen
im 500 hPa-Niveau, einer Höhe von ca. 5,5 km, große Teile des Mittelmeerraumes
überspannte. Unter anderem meldeten Palma, Rom und Marsala auf Sizilien
Gewitter. Bis zum 09.11.2011 schwächte sich das Tief ROLF weiter ab und wies
nur noch einen Kerndruck von unter 1015 hPa auf. Wie schon am Vortag wies es
keine Fronten auf, dennoch wurden einige Gewitter im Mittelmeerraum beobachtet,
unter anderem über der Adria vor Brindisi und Split sowie vor Marsala. Bis zum
10.11.2011 hatte sich die Zyklone soweit abgeschwächt, dass sie namentlich
nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte verzeichnet wurde.
Geschrieben am 08.12.2011 von Patrick Ilmer
Berliner Wetterkarte : 07.11.2011
Pate: Rolf Schneider