Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ROLF
(getauft am
05.10.2015)
Im Tagesverlauf des 05.10.2015 entstand über dem
zentralen Atlantik ein Tiefdruckgebiet, das am selben Tag um 00 Uhr UTC, das
heißt 01 Uhr MEZ, in etwa über dem Breitenkreis von Bordeaux über dem Atlantik
analysiert wurde und auf den Namen ROLF getauft wurde. Das Tief bildete sich am
Südrand eines Höhentrogs aus, einem Kaltluftvorstoß aus polaren Breiten nach
Süden in einer Höhe von etwa 5,5 km. Die Okklusion, eine Mischfront aus Kalt-
und Warmfront, erstreckte sich nach Südwesten und verlief als Kaltfront weiter
über den Atlantik nach Westen, bis diese schließlich in ein unbenanntes
nachfolgendes Tief überging. Beim Prozess der Okklusionsbildung holt die
schneller ziehende Kaltfront die Warmfront ein, wodurch sich eine Mischfront –
also eine Okklusion bildet.
Bis zum Folgetag verlagerte sich der Wirbel ROLF schnell
nach Nordosten, so dass das Zentrum des Bodentiefs mit einem Kerndruck von
knapp unter 990 hPa ungefähr 150 km westlich vor der französischen Küste lag.
Zur Zyklone gehörte eine bogenförmige Okklusionsfront, die sich vom Zentrum aus
über die südlichen Gebiete von Großbritannien und Westfrankreich bis zu den
Pyrenäen erstreckte. An der Wetterstation Bournemouth wurde an diesem Tag um 06
Uhr UTC, was 08 Uhr MESZ entspricht, 15 mm als 24-stündige Niederschlagsmenge
gemeldet. Südlich von den Pyrenäen ging diese Okklusion in eine lange Kaltfront
über, die das Wetter von Südspanien bis Nordwestmarokko regnerisch und wolkig
gestaltete. In 24 Stunden fielen in Sevilla 34 mm Niederschlag sowie in Madrid
20 mm.
Am 07.10. befand sich das Tief ROLF mit seinem
ausgedehnten Frontensystem und einem Kerndruck von ca. 1000 hPa über England.
Vom Zentrum des Wirbels ROLF nördlich von London erstreckte sich in nördliche
Richtung eine Warmfront, die über Nordschottland in die Okklusion eines anderen
Tiefs westlich von Island überging. Die Kaltfront führte bogenförmig über
Belgien, Frankreich bis nach Südspanien. So wurde am 06.10. an der
Wetterstation Marseille 25,3°C als Tageshöchsttemperatur gemessen und am
07.10., nachdem die Kaltfront das Gebiet durchgezogen hatte, betrug der
Höchstwert nur noch 21,3°C.
In der Nacht zum 08.10. verlagerte sich der
Wirbel ROLF langsam weiter nordostwärts über die Nordsee. Nach Nordwesten
führte vom Kern aus eine Warmfront über Jan Mayen bis zur Nordostküste
Grönlands. In südwestlicher Richtung verlief außerdem eine Okklusion über
Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen sowie weiter über die Alpen bis
nach Genua. Die Okklusion konnte über Deutschland durch das blockierende Hoch
OLDENBURGIA über der Halbinsel Kola nur sehr langsam vorankommen. In diesem
stationären Bereich kam es in manchen Gebieten zu Dauerregen. In Berlin-Dahlem
fielen in 12 Stunden bis zum Morgen 17,8 mm. Dies war dort nach dem 19. Juli
immerhin die zweithöchste Tagesniederschlagsmenge des Jahres 2015. In
Berlin-Buch wurden 22,3 mm gemessen. Nach Osten nahm die gemessene
Niederschlagshöhe rasch ab, in der Uckermark zum Beispiel blieb es trocken. Um
06 Uhr UTC meldeten die Wetterstationen Dresden und Fürstenzell 40,9 mm sowie
31,5 mm als 24-stündige Niederschlagsmenge. Die Bewölkung lockerte nur in der
Westhälfte Deutschlands auf. Deswegen konnten in Porta-Westfalica 20°C erreicht
werden.
Gleichzeitig drang von Osten zunehmend
kältere und trockene Festlandsluft westwärts vor, weshalb der Wirbel ROLF am
08.10. zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu
erkennen war.
Geschrieben am 26.10.2015 von Adrienn Hegedüs
Berliner Wetterkarte: 08.10.2015
Pate: Rolf Hüchting