Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ROLF

(getauft am 18.02.2017)

 

Am 18.02.2017 wurde für den Raum Island anhand einer Prognosekarte für 12 Uhr UTC, d.h. 13 Uhr MEZ, des folgenden Tages die Entstehung eines neuen Tiefdruckwirbels vorhergesagt. Dieses, auf den Namen ROLF getauftes Tief sollte sich entlang der sich wellenförmig deformierenden Front eines sich abschwächenden, und sich von Neufundland Richtung Nordosten verlagernden, unbenannten Tiefdrucksystems bilden.

Der Tiefdruckwirbel ROLF befand sich am 19.02. gegen 00 Uhr UTC mit einem Druck von unter 995 hPa über der Irmingersee südöstlich von Grönland und zog, wie prognostiziert, im Laufe der folgenden Stunden in Richtung Island. Im Kernbereich des neu entstandenen Wirbels ROLF hatte sich aus dem Zusammenschluss von Warm- und der ihr nachfolgenden, aber schneller ziehenden Kaltfront eine sogenannte Okklusionsfront ausbilden können, die die Eigenschaften beider Frontenarten in sich vereint. Diese Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern nach Osten bis zu ihrem Okklusionspunkt westlich von Reykjavík. Vom Okklusionspunkt, an dem sich Warm- und Kaltfront vereinen, beschrieb die Warmfront einen Bogen nach Südosten in Richtung der irischen Westküste und anschließend weiter nach Südwesten, während die Kaltfront sich in südwestlicher Richtung über den Atlantik zog. Durch einsetzende Hebungsprozesse entwickelte sich entlang der sich verstärkenden Zyklone ROLF ein Niederschlagsgebiet, welches gegen 06 Uhr UTC zunächst auf Island traf und sich in den darauf folgenden 24 Stunden über die Shetland- und Färöer-Inseln in Richtung Norwegen verlagerte. Im Zeitraum von 06 bis 12 Uhr UTC fielen dabei in Reykjavík 6 mm, zwischen 12 und 18 Uhr UTC in Tórshavn 7 mm und von 18 bis 00 Uhr UTC kam es aufgrund von leichtem Regen beziehungsweise Sprühregen in Lerwick zu 4 mm. Ab etwa 18 Uhr UTC erreichten erste Ausläufer des Wirbels ROLF bereits die norwegische Westküste, deren Niederschläge durch Aufgleiten in kältere Luftschichten beim Auftreffen auf die dortigen Gebirgsketten an Intensität gewannen. So wurden innerhalb von 12 Stunden bis 06 Uhr UTC des Folgetages in Takle 20 mm, in Bergen 26 mm und bei Liarvatnet bis zu 42 mm schauerartig verstärkten Regens registriert, der in höheren Lagen teils mit Schnee vermengt war.

Bis zum 20.02. zog die Zyklone ROLF rasch nach Osten und lag um 00 Uhr UTC mit einem auf unter 990 hPa gefallenen Kerndruck mit seinem Zentrum unweit von Ålesund, etwa 200 km nördlich von Bergen. Das dem Wirbel direkt zuzuordnende Frontensystem hatte sich in seiner Ausprägung zwischenzeitlich etwas abgeschwächt. Lediglich eine Warmfront erstreckte sich vom Kern gen Osten und verband sich über Schweden nahe Gävle, nördlich von Uppsala, mit der Kaltfront des nördlich von St. Petersburg liegenden Tiefs QERKIN. Im Tagesverlauf überquerte die Zyklone ROLF Norwegen und Schweden in Richtung des Baltikums und gewann beim Überqueren der Ostsee erneut an Stärke. Während beispielsweise in Stockholm zwischen 06 und 18 Uhr UTC Niederschlagsmengen von 0,2 mm gemessen wurden, fielen 24-stündig bis 06 Uhr UTC des Folgetages in Tallin 7,9 mm, in Riga 9 mm und in Laukuva in Litauen 20 mm Regen oder in Schnee übergehender Schneeregen.

Um 00 Uhr UTC des 21.02. befand sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels ROLF über Lettland, in dessen Kern der Druck auf unter 985 hPa gesunken war. Nördlich des Zentrums erstreckte sich eine Okklusionsfront entlang der Küste Estlands in Richtung Osten nach St. Petersburg. Im weiteren Verlauf wurde sie nur noch in der Höhe bogenförmig über Minsk und Białystok nach Westen analysiert, bis sie sich bei Kaliningrad mit dem Frontensystem eines dem Tief ROLF folgenden, unbenannten Tiefs verband. Zusätzlich erstreckte sich eine bei St. Petersburg von der Okklusionsfront abgehende Warmfront in Richtung Osten, die über Kostroma in die Kaltfront des in Richtung Uralgebirge abgezogenen Tiefs QERKIN überging. Tief ROLF verlagerte sein Zentrum weiter in Richtung Osten, sodass sich dessen Niederschlagsfeld vom Baltikum bis zum Westen Russlands ausweitete und dort bei Temperaturen, die tagsüber Werte von +2°C kaum überschritten, vielerorts zu Regen oder Schneeregen, wenn nicht sogar gänzlich zu Schneefall führte. Bis 06 Uhr UTC fielen binnen 24 Stunden bei einem Tageshöchstwert von 1,7°C in Moskau 5 mm, in Vyska bei einer Höchsttemperatur von 0,9°C 9 mm und bei maximal 0,6°C in Nolinsk 11 mm Niederschlag. In Vilnius wurden im selben Zeitraum 2,4 mm und in Riga 7,4 mm Regen oder Sprühregen gemeldet, der während der Nachtstunden bei Tiefstwerten von -2,7°C beziehungsweise -5,4°C ebenfalls in Schneefall überging. Der anhaltende und teils mäßige Schneefall ließ die Schneedecke in Nolinsk gegenüber dem Vortag von 66 auf 69 cm anwachsen. In Moskau konnte sich trotz der zwischenzeitlich auch als Regen fallenden Niederschläge eine Schneedecke von knapp 25 cm halten und auch in Riga bildete sich zum Morgen eine dünne Schneeschicht von etwa 1 cm aus.

Mit einem nur geringfügig veränderten Kerndruck wurde das Zentrum des Wirbels ROLF gegen 00 Uhr UTC des 22.02. über Nordwestrussland, unweit der Stadt Kirow, analysiert. Von seinem Kern erstreckten sich zu diesem Zeitpunkt eine Warmfront nach Osten sowie eine Kaltfront in Richtung Südwesten. Während sich die Warmfront östlich des Uralgebirges erneut mit dem Frontensystem des nach Sibirien abgezogenen Tiefs QERKIN verband, zog sich die Kaltfront von Kirow über Moskau und Minsk bis nach Danzig und nahm im weiteren Verlauf den Charakter einer Warmfront an, die über Oslo nach Nordwesten in Richtung des über den Färöer-Inseln liegenden Tiefs STEFAN führte. Entlang dieser Front entwickelte sich im Laufe des Tages ein neues Tiefdrucksystem, sodass sich das dem Tiefdruckwirbel ROLF direkt zuzuordnende Niederschlagsfeld im Wesentlichen auf die Regionen entlang der Gebirgsausläufer des Urals zwischen Vorkuta und Perm konzentrierte. In Vorkuta wurden durch zumeist leichten Schneefall in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC 1 mm, in Perm 3 mm und bei Muzi 5 mm Niederschlag gemessen. Bei Biser brachten anhaltende Schneeschauer eine Niederschlagsmenge von bis zu 15 mm mit sich, wodurch sich dort die Gesamtschneehöhe von bereits 88 cm nochmals um 3 cm erhöhen konnte.

Auf seiner Zugbahn nach Osten hatte sich Tief ROLF zum 23.02. in Richtung der nördlichen Ausläufer des Uralgebirges verlagert und befand sich gegen 00 Uhr UTC mit einem auf etwa 1000 hPa gestiegenen Kerndruck südlich von Vorkuta bei Berozovo. Von dessen Kern erstreckte sich sowohl eine Warmfront nach Osten, als auch eine Kaltfront nach Südwesten, die sich bei Perm mit der Warmfront des östlich von Moskau neu entstandenen Wirbels verband. Zusehends an Stärke verlierend, zog das Tiefdruckgebiet ROLF bereits in den kommenden Stunden nach Nordsibirien ab und verließ somit den von der Berliner Wetterkarte erfassten Analysebereich. Dadurch konnte am 24.02. die Zyklone ROLF nicht mehr namentlich verzeichnet werden.

 


Geschrieben am 30.03.2017 von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 20.02.2017

Pate: Rolf Kruse