Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ROSELIES
(getauft am 21.11.2004)
Am 19.11. entstand vor der Küste Neufundlands angeregt durch eine kräftige
westliche Höhenströmung ein Tiefdruckgebiet, welches sich in der Folgezeit
stromabwärts bis zum Nordatlantik verlagern konnte.
Mit
seinem Zentrum (Kerndruck < 990 hPa) knapp südwestlich von Island liegend,
wurde das Tief in der Berliner Wetterkarte auf den Namen ROSELIES getauft. Zu
diesem Zeitpunkt hatte ROSELIES bereits ein mächtiges Frontensystem ausgebildet
und mit seinem Warmsektor sogar schon Südirland erfasst. In diesem Warmsektor
führte das Tief feuchtwarme maritime Subtropikluft mit zweistelligen
Temperaturwerten in Bodennähe heran.
Begünstig
durch die weiterhin stramme westlichen Höhenströmung konnte ROSELIES am
Folgetag bereits Deutschland von Westen her erfassen. So stiegen die
Temperaturen von Werten um den Gefrierpunkt auf immerhin noch milde 9-10°C
innerhalb des Warmsektors an, der um 13 Uhr MEZ bis auf den äußersten
Nordwesten der Republik quasi ganz Deutschland erfasst hatte. Als
Begleiterscheinung fiel verbreitet Regen oder Sprühregen und es wehte meist
frischer Südwestwind, der in Böen insbesondere auf den Bergstationen teilweise
stürmischen Charakter hatte.
Eine
spätherbstliche Besonderheit lieferte die nachfolgende Kaltfront, die bedingt
durch den Weg über das relativ warme Wasser keine Abkühlung einbrachte. Diese
als maskierte Kaltfront bezeichnete Wetterfront ließ die Temperaturen
kurzzeitig sogar auf zweistellige Werte zwischen 12-14°C ansteigen. Durch den
Weg über das Festland sorgte die stetige Bodenreibung dafür, dass sich ROSELIES
in der Folgezeit nun nicht mehr so schnell verlagern konnte, aber gleichzeitig
konnten auch jetzt erst die wirbeltypischen Eigenschaften eines spiralförmig
aufgewickelten Wolkenbandes ausgebildet werden. So wurde innerhalb der nächsten
beiden Tage aus dem schnell ziehenden Frontensystem ROSELIES der langsam
ziehende Tiefdruckwirbel ROSELIES mit Zentrum (<1000 hPa) über der Ukraine
(24.11.). Dadurch gelangte die abgekühlte Subtropikluft für diese Jahreszeit
ungewöhnlich weit bis nach Osteuropa, so dass die bis dato vorherrschenden
zweistelligen Minustemperaturen von einer kurzzeitigen frostfreien Periode
abgelöst wurden.
Durch
diesen Prozess hatte ROLESLIES ihr Wärmepotential jedoch schnell verbraucht und
wurde am 26.11. als kleiner Wirbel über dem östlichen schwarzen Meer liegend
letztmalig auf der Berliner Wetterkarte analysiert.
Geschrieben am 08.12.2004 von Marcus Boljahn
Wetterkarte: 22.11.2004
Pate: Steffen Rudolph