Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ROSEMARIE
(getauft
am 23.06.2020)
Am 21.06. wurde das Tief OCTAVIA, dessen
Zentrum sich 500 km nördlich von Bukarest befand, letztmalig auf der Berliner
Wetterkarte benannt. Der Grund hierfür war, dass sich das Frontensystem der
Zyklone OCTAVIA aufgelöst hatte und sich das Tiefdruckgebiet stetig
abschwächte. Allerdings bildete sich in den nächsten Tagen eine
Konvergenzwetterlage aus, wobei hierbei die Konvergenzlinie in direkter Nähe des
ehemaligen Tiefs OCTAVIA lag. Bei einer Konvergenz treffen bodennah zwei
Luftmassen mit entgegengesetzten Strömungsrichtungen aufeinander, wodurch es zu
aufsteigenden Luftbewegungen und damit zu Entwicklung von konvektiver Bewölkung
kommt, womit oftmals Starkregenereignisse einhergehen. Am 23.06. näherte sich
von Westen das Frontsystem, welches die Konvergenz unter anderem verursacht
hatte. Gleichzeitig bildete sich in der Nähe des Okklusionspunkts dieses
Frontensystems ein Höhenwirbel aus, welcher sich in weiterer Folge dem
Okklusionspunkt nähern und diesen verstärken sollte. Aus dem Okklusionspunkt
entwickelte sich schließlich eine Tiefdruckzone. Als Okklusionspunkt bezeichnet
man in der Meteorologie den Punkt, an dem die schneller
ziehende Kaltfront eines Tiefdruckgebiets die vor ihr laufende Warmfront
eingeholt und die warme Luft vom Boden angehoben hat. Somit entsteht mit der
Okklusion ein Frontentyp, der die Eigenschaften von Kalt- und Warmfront in sich
vereint. Des Weiteren verlief die Höhenströmung nach Nordwesten, sodass das Tief
wetterbestimmend für Mitteleuropa werden würde. Die Kombination dieser Faktoren
führte zur Taufe des Tiefs ROSEMARIE auf der täglichen Prognosekarte des 23.06.
für den 24.06. Bereits am Nachmittag und Abend des 23.06. wurde durch das
Frontsystem diverse, meistens konvektive Niederschläge ausgelöst. Insbesondere
im Süden Serbiens, welcher zum Teil etwas höher gelegen ist, verzeichneten die
Wetterstationen bis zu 40 l/m² innerhalb von 24 Stunden wie beispielsweise im
Skigebiet Kopaonik mit 41,4 l/m², in Niš mit 40,4
l/m² und auf dem Gipfel Crni Vrh
mit 41,6 l/m². Des Weiteren sorgte ein starkes Gewitter über der rumänischen
Kreishauptstadt Slobozia für eine
Niederschlagsintensität von 26 l/m² zwischen 15 und 16 Uhr MESZ.
Am 24.06. erstreckte sich die Zyklone
ROSEMARIE mit einem Druck von unter 1020 hPa 500 km östlich von der polnischen
Hauptstadt Warschau. Die Okklusion verlief von der Ostsee bis zum
Okklusionspunkt, welcher gleichzeitig das Tiefdruckzentrum definierte. Dort
spaltete sich die Front in eine Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront
überquerte den Südwesten Russlands bis nach Wolgograd, wo sich die Kaltfront eines
anderen Tiefs anschloss. Die Kaltfront von Tief ROSEMARIE war nach Südwesten
ausgerichtet und endete über dem Adriatischen Meer vor der Küste Albaniens. In
den frühen Morgenstunden zogen einige Regenschauer über den Osten Polens,
sodass die Stationen an der Grenze zu Weißrussland größere Niederschlagsmengen
meldeten. An der Wetterstation
Włodawa wurden
zwischen 2 und 7 Uhr MESZ ca. 24 l/m² gemessen. Weiter nördlich in Terespol fielen bei einer Tiefsttemperatur von 15°C 20 l/m²
zwischen 2 und 4 Uhr MESZ. Ein weiteres Niederschlagsereignis war an der
rumänischen Gebirgsstation Păltiniș
Sibiu in 1400 Meter verortet, wo die Messstation 19 l/m² zwischen 23:30 und
0:30 registrierte. Im weiteren Tagesverlauf verlagerten sich die Niederschläge
aus dem Osten Polens nach Westpolen und in den östlichen Teil Tschechiens. In Náměšť nad
Oslavou vermerkte die Wetterstation 17,0 l/m² in der
zweiten Tageshälfte. Außerdem verzeichneten einige Orte im Erzgebirge und im
Osten Sachsens ebenfalls einige Niederschlagsausläufer, wobei die
Niederschlagsmengen dementsprechend bei lediglich bei maximal 6 l/m² in Görlitz
lagen. Deutlich markanter war der Temperatureinfluss der okkludierten Front auf
die Maximaltemperaturen in Polen und Tschechien. In Polen erreichten die
Maximalwerte meistens nur 15 bis 18°C, in Tschechien war es etwas wärmer bei
bis zu 20°C. Auf dem höchsten Berg des Riesengebirges, der Schneekoppe, lag die
Temperatur bei 8°C, wobei die gefühlte Temperatur deutlich kühler ausfiel, da
der Wind bis zu 61 km/h am Nachmittag erreichte. In den weiter östlich
gelegenen Ländern war die Anzahl der Niederschlagmeldungen nur sehr gering
ausgeprägt. Dafür handelte es sich jeweils um Starkniederschlagsevents, welche
durch Gewitter produziert wurden und dementsprechend ausfielen. In Întorsura Buzăului
vermeldete die Station innerhalb von nur einer Stunde 38 l/m². Zudem gab es ein
paar weitere Stationen, bei denen ähnliche Niederschlagsmengen auftraten,
welche allerdings auf mehrere Stunden verteilt waren.
Bis zum nächsten Tag hatte sich der Wirbel
ROSEMARIE bis nach Dresden verlagert mit einem Druck von unter 1025 hPa. Zudem
dehnte sich die okkludierte Front erheblich aus und verlief auf einer Länge von
ca. 2500 km aus dem Nordosten Italiens in einem Bogen über die Schweiz bis zum
Tiefdruckkern und weiter bis zum Schwarzen Meer. In den frühen Morgenstunden
bildeten sich weitere Gewitter im Norden Rumäniens, sodass die Stationen Cotnari und Botoșani
zwischen 35 und 40 l/m² innerhalb weniger Stunden registrierten. Des Weiteren
intensivierten sich die bereits am vorherigen Tag erwähnten konvektive
Niederschläge entlang des Grenzgebiets zwischen Sachsen und Tschechien. Aufgrund
der geringen Windgeschwindigkeiten, welche selbst auf dem exponierten
Fichtelberg nicht 6 Beaufort übertrafen, verhielten sich die Regenschauer fast
stationär, was die erhöhten Niederschlagsintensitäten erklärt. Auf dem erhöhten
Zinnwald-Georgenfeld vermeldete die Wetterstation 22,4 l/m² zwischen 0 und 2
Uhr MESZ. Im weiteren Tagesverlauf entwickelten sich dann über Ostösterreich
und Tschechien ein größeres Regengebiet, in welchem lokale Gewitter eingelagert
waren. Des Weiteren bildeten sich diverse Gewitter vor dem Regengebiet, da
durch dieses die notwendige Feuchtigkeit herangeführt wurde. Infolgedessen
registrierten mehrere Orte im Südosten Bayerns diverse Niederschläge, wobei die
Nachbardörfer Eging am See-Rohrbachholz und Saldenburg-Entschenreuth hierbei aufgrund der großen
Niederschlagssummen hervorstachen. Zwischen 15 und 19 Uhr MESZ fielen dort jeweils
bis zu 40 l/m², wobei alleine zwischen 16 und 17 Uhr MESZ 30 l/m gemeldet
wurden. Zusätzlich dazu waren die Höchstwerte insbesondere in Bayern unter dem
langjährigen Mittel für Ende Juni. Auf dem Großen Arber herrschten lediglich
12,5 °C und an der Zugspitze stiegen die Temperaturen nur minimal über den
Gefrierpunkt. Außerdem gab es entlang der Okklusion immer wieder Meldungen von
signifikanten Wetterzuständen, welche sich in Rumänien häuften. Da sich das
Hochdruckgebiet UTZ immer stärker ausdehnte und sich ein weiteres kleines
Hochdruckgebiet über Mitteleuropa entwickelte, löste sich das Tief ROSEMARIE am
Nachmittag auf und wurde somit auch nicht auf der Berliner Wetterkarte am
26.06. markiert.