Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ROSWITHA
(getauft am
15.10.2010)
An der Vorderseite eines Troges über der Labradorsee entwickelte sich am 13. Oktober in einer
Störung der Höhenströmung ein Tiefdruckgebiet, das im Verlauf des Tages entlang
dieser Strömung nach Nordosten bis vor die Ostküste Grönlands zog. So befand
sich der Kern dieses Wirbels am 14. Oktober nahe Angmagssalik
und hatte bereits ein Frontensystem ausgebildet. Da dieses Tief auf der
Rückseite eines weiteren, über Skandinavien liegenden Troges nach Europa zu
wandern schien wurde es für den Folgetag auf den Namen ROSWITHA getauft.
Am Morgen des 15. Oktobers (01 Uhr MEZ) befand sich das
Zentrum der Zyklone bereits vor Bergen an der Westküste Norwegens. Auf der
Rückseite des Tiefs hatte sich eine Okklusion (Mischfront mit Warm- und
Kaltfrontcharakter) ausgebildet, die nach Nordwesten verlief und an einen
zweiten Kern östlich von Island anschloss. Auf der Vorderseite verlief die
Warmfront über die Nordsee bis vor Dänemark, wo sie sich mit der Kaltfront des
voran laufenden Tiefdruckgebietes QUANNA verband. Die Kaltfront von ROSWITHA
erstreckte sich in einem Bogen über die Nordsee nach Schottland bis auf den
Atlantischen Ozean, wo sie sich der Warmfront eines nachlaufenden Tiefs
anschloss.
Bis zum Morgen des 16. Oktobers verlagerte der Wirbel
sein Zentrum nach Niedersachsen. Der Luftdruck im Inneren des Kerns betrug
dabei ca. 1010 hPa. Rückläufig befand sich weiterhin eine Okklusion, die jedoch
eher den Charakter einer Kaltfront aufwies. Sie erstreckte sich über die
Niederlande hinaus auf die Nordsee bis vor Schottland nahe der Orkney
Inselgruppe und sorgte über Norddeutschland und den Niederlanden für leichten
Regen und Windgeschwindigkeiten von knapp 40 km/h. Die Warmfront der Zyklone
verlief nach Südosten über Sachsen bis nach Tschechien, wo sie an die Kaltfront
QUANNAS anschloss. Die Kaltfront reichte weiterhin in einem großen Bogen über
den Westen Deutschlands nach Luxemburg und Nordfrankreich, sowie Cornwall im
Südwesten Großbritanniens bis nach Irland, wo sie ein nachfolgendes Tief
verband. Sowohl an der Warm- als auch an der Kaltfront kam es dabei zu leichten
Regen oder Nieselregen.
Am Folgetag zeichnete sich in der Höhenkarte von 500 hPa
ein deutlicher Kaltlufttropfen (Höhentief, das in warme Luftmassen vorstößt)
über dem westlichen Alpenraum ab. Daher bewegte sich das Tiefdruckgebiet
ROSWITHA nun nach Süden um die Westalpen. So lag der Kern des Wirbels am 17.
Oktober (01 Uhr MEZ) mit einem Luftdruck von 1005 hPa nahe Genua in
Norditalien. Auf der Rückseite war weiterhin eine Okklusion ausgebildet, die
bis in die Westalpen reichte. Auf der Vorderseite erstreckte sich die Warmfront
nach Osten über die Adria, Albanien, Bulgarien und das Schwarze Meer bis zum
Kaukasus. Die Kaltfront verlief dagegen in einem scharfen Bogen entlang der
Toskana über Sardinien und die Balearen bis auf die Iberische Halbinsel und
dann nach Nordosten auf den Atlantik, wo sie an das nachlaufende Tief SAPHIRA
anschloss. Dabei kam es nahe des Kerns und im Norden Griechenlands zu mehreren
Gewitter. Auf Korfu fielen innerhalb von 24 Stunden 93 Liter Regen pro
Quadratmeter. Auch Dubrovnik in Kroatien vermeldete 76 l/m²
binnen 24 Stunden und Florenz in Italien maß 40 l/m².
Bis zum Morgen des 18. Oktober wanderte der Wirbel weiter
nach Osten bis nach Griechenland. Das Zentrum lag mit einem Druck von über 1010
hPa über dem Norden des Landes. Die rückläufige Okklusion zog sich nach
Nordwesten über die gesamte Adria. Nahe des Kerns und entlang der Okklusion kam
es dabei zu weiteren Gewitter. Die Warmfront lag weiterhin östlich des Kerns
über dem Bosporus und dem nördlichen Anatolien bis zum Kaukasus. Die Kaltfront
erstreckte sich dagegen nun nach Südwesten über die Peloponnes auf das
Mittelmeer bis nach Libyen.
Am 19. Oktober verlagerte sich der Kern von ROSWITHA
wieder etwas nach Westen bis nach Süditalien und intensivierte sich dabei,
sodass der Druck im Inneren auf ca. 995 hPa absank. Vom Kern verlief eine
Okklusion nach Nordosten bis nach Albanien, wo sie sich in eine Warmfront, die wie
am Vortag nach Osten bis zum Kaukasus reichte, und eine weiterführende
Okklusion auf, die nach Süden in die Ägäis nördlich von Kreta reichte. Dort
spaltete sie sich erneut in eine Warmfront, die über das Ostmittelmeer bis in
den Norden Ägyptens reichte, und die immer noch weiterführende Okklusion auf,
die sich über das Mittelmeer bis an die Libysche Küste zog und dort in eine
Kaltfront überging. Nahe des Kerns gewitterte es weiterhin, während es entlang
der Fronten zu vereinzelte Schauern und nur selten zu Gewitter kam. Auf Korfu
und in Izmir in der Türkei wurden dabei aber erneut sehr hohe
Niederschlagssummen von über 60 l/m² in
24 Stunden gemessen. Auch in Bulgarien und Rumänien regnete es länger und
ergiebig.
Doch der zunehmende Okklusionsprozess und der sich
langsam auflösende Kaltlufttropfen sorgten dafür, dass sich die Intensität von
ROSWITHA verringerte. So blieb das Zentrum am 20. Oktober (01 Uhr MEZ) fast
ortsfest in der südlichen Adria. Dort kam es erneut zu einigen Gewitter. Eine
okkludierte Front zog sich nach Süden entlang der griechischen Westküste über
das Mittelmeer bis vor die libysche Küste.
Am 21. Oktober was ROSWITHA nicht mehr auf der
Wetterkarte als Tief gekennzeichnet.
Geschrieben am
18.11.2010 von Benjamin Siebert
Wetterkarte:
16.10.2010
Wetterpate: Roswitha Sczyrba