Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  RUDI

(getauft am 05.09.2005)

 

 

 

Am Montag, den 05.09.05, bildete sich an einer Luftmassengrenze, welche quer über die Iberische Halbinsel verlief, ein flaches Tiefdruckgebiet, welches auf den Namen RUDI getauft wurde. Schon am Tag seiner Namensgebung löste RUDI im Grenzbereich zwischen kühler Meeresluft und feucht-warmer Mittelmeerluft kräftige Gewitter mit teils sehr hohen Regenmengen aus. Beispielsweise fielen in Aurillac im Zentralmassiv [Frankreich] innerhalb von 12 Stunden ganze 121 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Die Bergstation in Aigoual in den Cevennen verzeichnete sogar 85 Liter in nur 6 Stunden. RUDI beeinflusste auch das Wettergeschehen in Südwestdeutschland, wo auf dem Feldberg [Schwarzwald] immerhin noch 2 l/m² in 24 Stunden registriert werden konnten.

Mit seinem Zentrum über dem Golf von Valencia angekommen, brachte der Tiefdruckwirbel RUDI auch am Dienstag [06.09.05] den nördlichen Mittelmeerländern wieder große Niederschlagsmengen. In 24 Stunden fielen in Nizza 57 l/m², in Montelimar 69 l/m², in Nimes 163 Liter und in Bezier-Vias sogar 174 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Die Station in Bezier-Vias konnte allein in einem 6-Stunden-Zeitraum erstaunliche 165 Liter vermelden. Heftige Niederschläge und Gewitterböen sorgten dafür, dass in einigen Provinzen Südfrankreichs der Strom ausfiel.

Der Tiefdruckwirbel änderte seine Position bis zum nächsten Tag nur wenig. RUDI lag mit seinem Zentrum auch am Mittwoch [08.09.05] über den Balearen [Golf von Valencia] mit einem Kerndruck von 1005 Hektopascal. Die wetteraktiven Fronten erstreckten sich nun jedoch schon über Korsika, Sardinien und Italien hinweg bis ins Adriagebiet. Bei den Wettermeldungen änderte sich wenig: So meldete Cap Camarat [bei Saint Tropez] 54,7 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in 24 Stunden, in Carcassonne im Luv der Pyrenäen waren es 36,8 Liter pro Quadratmeter und in Toulon 27 Liter pro Quadratmeter.
In 2 Tagen fielen in den südfranzösischen Departements Gard und Herault Presseberichten zufolge rund 400 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Das ist mehr als das Fünffache der in dieser Region im Mittel erwarteten September-Monatssumme. Kräftige Gewitter sind auch an der Adria-Küste aufgetreten, so meldeten Hercegnovi [Montenegro] 33 l/m² und die Insel Lastovo [Dalmatien] 19 Liter pro Quadratmeter in 12 Stunden.

Am Donnerstag befand sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels um 01:00 Uhr MEZ über der Bretagne [Frankreich]. RUDI war eingebettet in der Höhenströmung nach Norden gezogen. Südfrankreich plagte wieder die erhöhte Gewitter- und Schauertätigkeit, so wurde an der Wetterstation in Nimes/Garons innerhalb von 24 Stunden 196 Liter pro Quadratmeter gemessen. Damit sind dort innerhalb von nur 3 Tagen insgesamt 359 Liter Regen gefallen. In Cannes an der Mittelmeerküste fielen 24-stündig 112 und in Nizza 71 Liter pro Quadratmeter.

Die größte 12-stündige Niederschlagsmenge meldete die Station Civitavecchia [bei Rom] mit 91 l/m². Auch Slowenien und Kroatien wurden wieder von Gewittern und Starkniederschlägen erfasst; Rijeka meldete 84 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden.

Von der Höhenströmung nach Westen transportiert, lag RUDI am Samstag, den 10.09.05, um 01:00Uhr MEZ mit seinem Kern direkt über Berlin. Auf dem Weg dorthin konnte einiges an Niederschlag verzeichnet werden. Die Station Oy-Mittelberg registrierte 89 l/m² und in Ulm wurden in 6 Stunden 20 Liter gemessen. RUDI brachte aber nicht nur Niederschlag nach Deutschland, sondern auch die subtropischen Temperaturen seines Ursprunggebietes. In der Niederlausitz wurde daher an 2 Tagen in Folge die 30°C-Grenze überschritten.

Im Laufe des Sonntags [11.09.05] zog der Tiefdruckwirbel nach Polen ab und beendete somit die spätsommerliche Zeit in Deutschland. Vermehrt wurden um die 30 Liter Niederschlag im Osten Deutschlands verzeichnet bei Maximalwerten der Temperatur von 25°C. Mit nachlassender Niederschlagsaktivität  wanderte RUDI weiter ostwärts, ehe er sich am Dienstag im Bereich der Ukraine auflöste.

 


Geschrieben am 17.09.2005 von Ronny Büttner

Wetterkarte: 11.09.2005

Pate: Rudi Barth