Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet RUTH
(getauft am
06.02.2014)
In einer sehr kräftigen Höhenströmung in
einem Niveau von 500 hPa, das heißt in einer Höhe von ca. 5,5 km, bildete sich auf
der Breite von Boston südwestlich von Neuschottland ein Tief, welches am
06.02.2014 auf den Namen RUTH getauft wurde. Vom Zentrum des Wirbels erstreckte
sich eine Kaltfront, welche in südwestliche Richtung verlief, die dazugehörige
Warmfront wiederum verlief nach Südosten weit hinaus über den Atlantik. Der
Kerndruck betrug zum Zeitpunkt der Taufe 1000 hPa. Dieser sollte sich nach
Aussage des DWD in Offenbach allerdings binnen 48 Stunden auf unter 940 hPa
vertiefen. Radiosonden entlang der amerikanischen Ostküste ermittelten in 500 hPa
Windgeschwindigkeiten von über 100 kn. Dies spricht für eine hohe
Zuggeschwindigkeit des Sturmwirbels RUTH, welcher sich am Folgetag bereits in
einer nach Osten gerichteten Strömung südlich der Südspitze Grönlands über dem
Atlantik befand. Sehr kalte Luftmassen über Nordostkanada mit Höchsttemperaturen
von -29°C in Eureka oder -23°C in Fort Smith trafen
auf die weiter südlich gelegene Warmluft aus den Subtropen, so dass diese
Temperaturgegensätze besonders starke Tiefdruckaktivität hervorriefen, um diese
Druckunterschiede auszugleichen. Vom auf 960 hPa vertieften Kern des Wirbels
RUTH erstreckte sich in einem weiten Bogen über den Atlantik eine Kaltfront,
währenddessen die Warmfront nach Südwesten verlief.
Zum 08.02. hatte sich die Zyklone RUTH
weiter zu einem Orkanwirbel verstärkt, mit dem tiefsten Druck der Entwicklung von
945 hPa im Tiefdruckzentrum westlich von Irland und zog nun langsamer nach
Nordosten. Vom Kern der Zyklone RUTH verlief um das Zentrum im Uhrzeigersinn
eine Okklusionsfront, das heißt eine Front mit Eigenschaften von sowohl Warm-
als auch Kaltfront, über Nordirland, Wales und die Bretagne. Über der
nördlichen Biskaya nahm die Luftmassengrenze dann Kaltfrontcharakter an und
erstreckte sich über den Nordwesten Spaniens und weit über den Atlantik, um
dort in die Warmfront des Tiefs STEPHANIE überzugehen. Die Warmfront des
Systems verlief vom Golf von Biscaya bis zur Sierra de Gredos
in Spanien. Die Okklusion des Tiefs RUTH erreichte in der Nacht mit einem
schmalen Regengebiet schon den Westen Deutschlands, wobei teilweise an der Landesgrenze
Mengen von mehr als 5 Litern pro Quadratmeter fielen. Unter Abschwächung
verlagerte sich die Okklusionsfront weiter nach Osten und brachte dort
Niederschlagsmengen von kaum mehr als 1 Liter pro Quadratmeter. Nach Abzug der
Front stieg die Temperatur landesweit mit zeitweiligem Sonnenschein auf Werte
um 10°C. Nur im äußersten Westen und Nordwesten traten Böen der Stärke 8 auf,
während es an der Südseite des Orkantiefs RUTH im Süden von Irland und in
Cornwall zu schwerem Sturm kam, der in Böen vereinzelt Orkanstärke erreichte.
Erreicht der Wind auf der Beaufortskala Stärken von 11 bis 12, handelt es sich
um einen Orkan. Im Osten Englands meldeten mehrere Stationen 24-stündige
Regenmengen von mehr als 20 Liter pro Quadratmeter. Im irischen Valentia wurden 24 Liter pro Quadratmeter gemessen.
Am 09.02. lag der Kern der Zyklone RUTH
über Schottland, von wo sich die Okklusionsfront über das Europäische Nordmeer,
Südskandinavien, die Ostsee und den Osten Deutschlands bis über den Alpenraum
erstreckte und teilweise kräftige Niederschläge hervorrief. In Slowenien fielen
im Binnenland in einem Zeitraum von 6 Stunden maximal 34 Liter pro Quadratmeter
an der Station Nova Gorcia. An der Küste von
Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Kroatien fielen im gleichen Beobachtungszeitraum
10 bis 40 Liter pro Quadratmeter, in Tivat
beispielsweise 38 Liter oder in Dubrovnik 23 Liter.
Am Folgetag war die Zyklone bereits über
der norwegischen See angelangt. Der Kern füllte sich weiter auf, so dass der
Kerndruck nur noch bei 970 hPa lag. Die Okklusionsfront des Systems RUTH
erstreckte sich dabei über Nordnorwegen- und Schweden sowie über Finnland und
Russland bis zum Schwarzen Meer. Frontal fielen nur noch geringe Niederschlagsmengen
von maximal 2 Liter pro Quadratmeter, wie zum Beispiel an einer Station in
Minsk.
Am 11.02. erreichte die Zyklone RUTH mit
einem Kerndruck von 975 hPa das Nordmeer. Vom Zentrum des Tiefs verlief eine
Okklusionsfront in südwestliche Richtung, als auch nach Nordosten bis an die
Küste von Nordnorwegen. Zum Folgetag verlagerte sich das Tief weiter nach
Norden aus dem Bereich der Berliner Wetterkarte heraus und konnte daher nicht
weiter analysiert werden.
Geschrieben am 19.04.2014 von Natja Ruth Bublitz
Berliner Wetterkarte: 08.02.2014
Pate: Ruth Radeke