Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet SÜKRÜ

(getauft am 11.11.2011)

 

Im Verlauf des 11.11.2011 bildete sich an der Südflanke eines ausgeprägten Langwellentroges eine Wellenstörung aus, die in der Prognose für den Folgetag auf den Namen SÜKRÜ getauft wurde.

Am 12.11.2011 lag die Zyklone mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa über dem Ostatlantik auf der Höhe von Gibraltar. Seine Warmfront erstreckte sich über den Ostatlantik bis über Galizien. Die Kaltfront verlief in einem weiten Bogen bis über den zentralen Atlantik. Auf der Vorderseite der Zyklone wurde feucht warme Luft nach Norden transportiert, sodass in Andalusien örtlich nochmals ein Sommertag mit Temperaturen von mehr als 25°C beobachtet wurden, wie z.B. in Sevilla, wo mit 29°C sogar ein heißer Tag nur knapp verfehlt wurde. Die Stadt Porto im Norden Portugals meldete ein Maximum von 24°C.

Bis zum 13.11.2011 verlagerte sich der Wirbel SÜKRÜ unter deutlicher Verstärkung entlang der wettersteuernden Luftströmung in rund 5,5 km Höhe nach Norden. Die üblicherweise vorherrschende Bewegungsrichtung nach Osten war durch das starke, blockierende Hochdruckgebiet XENIA über Nord- und Osteuropa versperrt. Dies entspricht einer typischen, sogenannten Omegawetterlage. Der Wirbel SÜKRÜ lag daher nun mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa über dem Nordwestatlantik. Die Warmfront verlief über die Irische See, Irland, Großbritannien und die Nordsee bis sie über der Nordspitze Dänemarks in die Okklusion, d.h. eine Front mit Kalt- und Warmfronteigenschaften, eines unbenannten Tiefdrucksystems überging. Die Kaltfront erstreckte sich über den Golf von Biskaya, die Iberische Halbinsel bis vor die marokkanische Küste. Im Warmsektor, also im Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, stieg das Quecksilber verbreitet auf über 15°C, wie in London, Bournemouth und Brest mit je 16°C. Örtlich fiel dabei leichter Regen. Mit Durchzug der Kaltfront kam es vor allem in Portugal zu örtlich schweren Schauern und Gewittern, so fielen innerhalb von 12 Stunden in Porto 12 l/m². Im gleichen Zeitraum wurden in Monte Real 41 l/m² registriert. In der Nacht folgten weitere teils schwere Gewitter, so fielen innerhalb der nachfolgenden 12 Stunden in Cubo Carvoeiro 32 l/m², Sines meldete 35 l/m² Niederschlag. Am Tag war die Temperatur verbreitet auf über 20°C angestiegen, wie in Lissabon mit 21°C, Porto meldete ein Maximum von 23°C.
In den folgenden 24 Stunden verlagerte sich das Tiefdruckgebiet SÜKRÜ unter leichter Abschwächung der Höhenströmung, weiter nach Nordwesten und lag am 14.11.2011 mit einem Kerndruck von knapp unter 990 hPa über dem östlichen Nordatlantik auf der Länge von Island. Das Frontensystem des Wirbels umfasste nun eine ausgedehnte Okklusion, die sich vom Kern der Zyklone ausgehend in einem Bogen über den Nordatlantik bis südwestlich von Reykjavik erstreckte. Daran schloss eine Warmfront an, die über den Nordatlantik bis zu den Shetland-Inseln reichte. Somit befand sich das gesamte Frontensystem über dem Meeresgebiet des östlichen Nordatlantiks.

Bis zum 15.11.2011 erfolgte eine rasche Verlagerung des Tiefdruckgebietes nach Norden, das nun mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa südwestlich von Island über dem Nordatlantik lag. Dabei hatten sich zwei Kerne gebildet, ein Zeichen dafür, dass sich die Zyklone wahrscheinlich aufspalten wird. Die Fronten des Systems lagen im Wesentlichen weiterhin über dem Nordatlantik. Vom östlicheren Kern beschrieb eine Okklusion einen kurzen Bogen und ging über dem zentralen Nordatlantik auf der Breite der Nordspitze Schottlands in die Warmfront des Tiefs URANUS über. Vom westlicheren Kern reichte eine Okklusion bogenförmig bis zur Nordwestspitze Islands, wo sie sich in Warm- und Kaltfront teilte. Die Kaltfront verlief über Island und ging auf der Breite von Irland in die Warmfront von Tief THOMAS über. Die Warmfront beschrieb einen Bogen bis zur Südwestgrenze des Europäischen Nordmeeres. Durch den Wirbel SÜKRÜ wurde milde Luft nach Norden transportiert, sodass die Temperatur in Reykjavik auf 11°C stieg.

In den folgenden 24 Stunden spaltete sich das Tief endgültig auf. Der Kern SÜKRÜ I blieb dabei quasistationär, während sich der Kern SÜKRÜ II rasch nach Osten verlagerte und am 16.11.2011 über dem Nordmeer südwestlich von Spitzbergen lag. Beide Kerne besaßen dabei einen Druck im Zentrum von ca. 1005 hPa. Die Warmfront von Tief SÜKRÜ II reichte bis über Skandinavien und die Kaltfront verlief über den Nordatlantik bis vor die Südostküste Grönlands, wo sie in die Okklusion der Teilzyklone SÜKRÜ I überging.

Nachfolgend löste sich der Kern SÜKRÜ I vor Südgrönland liegend auf. Der Kern SÜKRÜ II hingegen verlagerte sich, der Höhenströmung folgend, rasch weiter nach Südosten und befand sich nun über der nordrussischen Stadt Archangelsk. Eine Okklusion verlief vom Kern südwärts und teilte sich östlich von St. Petersburg in Warm- und Kaltfront. Die Warmfront verlief südwestwärts bis südöstlich von Warschau. Die Kaltfront hingegen reichte bis auf halbe Strecke zwischen Jan Mayen und der mittleren Westküste Norwegens. Im Einflussbereich der Zyklone fiel bei Höchsttemperaturen um den Gefrierpunkt verbreitet etwas Schnee, wie z.B. in Moskau. Dabei konnte sich eine dünne geschlossene Schneedecke bilden. Nachts wurde verbreitet leichter Frost beobachtet, wie in Moskau mit -2°C.

Bis zum 18.11.2011 verlagerte sich Tief SÜKRÜ unter Verstärkung weiter nach Osten und lag nun mit einem Kerndruck von 995 hPa über dem Südural. Das Tief besaß eine rücklaufende Okklusion, die einige Hundert Kilometer nach Nordosten reichte und dort in die Okklusionsfront eines unbenannten Tiefs überging. Eine weitere Okklusion zog sich vom Kern nach Südwesten und teilte sich nordöstlich von Wolgograd in Warm- und Kaltfront. Die Warmfront beschrieb einen Bogen bis Kertsch am Schwarzen Meer. Die Kaltfront reichte bogenförmig bis kurz vor St. Petersburg. In seinem Einflussbereich fiel teils ergiebiger Schnee, sodass die Schneedecke dieser Region weiter anwuchs, wie z.B. in Perm auf 24 cm. Dabei stieg die Temperatur nur auf maximal -8°C. In der Nacht kühlte es aufgrund der schützenden Wolkendecke kaum ab, sodass eine Minimaltemperatur von -10°C beobachtet wurde.

In den folgenden 48 Stunden verlagerte sich der Wirbel SÜKRÜ langsam weiter nach Osten und zog am 20.11.2011 aus dem Analysebereich nach Osten ab und wurde fortan nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte geführt.

 


Geschrieben am 01.12.2011 von Tobias Mahnkopf

Berliner Wetterkarte 14.11.2011

Pate: Sükrü Aydogan