Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
SABINE
(getauft am
15.02.2018)
Mitte
Februar waren in Europa zwei Druckgebilde maßgeblich für die Wetterentwicklung
verantwortlich. Im Osten lag Hochdruckgebiet DINO und im Nordwesten bei Island
befand sich das Tiefdruckgebiet RENATE. Dieses Tief hatte ein ausgeprägtes
Frontensystem unter anderem mit einer Kaltfront, welche sich über den
Ärmelkanal und die Azoren bis weit über den Atlantik zog. Infolge von Warmluft
aus dem Süden und der hinter der Kaltfront gelagerten Kaltluft kam es zu einer
Deformation an ebendieser. An einer solchen Wellenbildung entstehen
eigenständige Tiefdruckgebilde, von denen eines in der Prognose für den 16.02.2018
auf den Namen SABINE getauft wurde.
Am
16.02. wurde Tief SABINE um 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC entspricht, das erste
Mal auf der Berliner Wetterkarte analysiert und dargestellt. Es befand sich
kurz vor der nordspanischen Küste über dem Atlantik mit einem Kerndruck von
weniger als 1025 hPa. Durch die unterschiedlichen Luftmassen hatten sich eine
Kaltfront vom Kern aus gen Südwesten und eine Warmfront in nordöstliche
Richtung ausgebildet. Die Kaltfront maß dabei nur einige hundert Kilometer bis
sie in die Warmfront eines nachfolgenden unbenannten Tiefdruckwirbels überging,
während die Warmfront über die Biskaya bis an die Westküste Frankreichs
reichte, wo sie sich mit der Kaltfront der Zyklone RENATE II verband. An
ebendieser Küste gab es in den ersten 3 Stunden des Tages in Bordeaux 3 mm an
Niederschlag. Im nordspanischen La Coruña, was von der Warmfront zu Anfang des Tages
bereits gestreift wurde, kamen von 02 Uhr MEZ bis 05 Uhr MEZ ebenfalls 3 mm
zusammen, die sich mit dem Weiterzug der Zyklone SABINE über das Gebiet auf 25
mm in 12 Stunden bis 20 Uhr MEZ summierten.
Zum
nächsten Tag hatte sich Tief SABINE mit der Höhenströmung weiter nach Osten
verlagert und lag um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von unter 1020 hPa über
Bordeaux. Die nach Osten reichende Warmfront hatte sich in der Zwischenzeit von
der Kaltfront des Tiefs RENATE getrennt und zog sich über Frankreich und die
Alpenregion bis nach Kroatien und Bosnien und Herzegowina. Die Kaltfront
reichte indes in Richtung Südwesten über Spanien und Portugal bis auf den
Atlantik südlich der Azoren, wo sie dann den Charakter einer Warmfront annahm. Den
Durchzug der Kaltfront über der Iberischen Halbinsel machte sich neben
Niederschlägen von beispielsweise 6 mm innerhalb von 12 Stunden bis 20 Uhr MEZ
in San Sebastian und Tours auch an einem starken Abfall der Temperatur
bemerkbar. So sank die Tiefsttemperatur im spanischen Leon von 7,9°C am Vortag
auf 3,2°C oder von 9,2°C auf 6,6°C im portugiesischen Braganca.
Entlang der Warmfront kam es im Alpenraum zu Niederschlag in Form von Schnee.
Auf exponierter Höhe von 1670 m fielen auf dem La Dole 29 mm an Niederschlag in
12 Stunden bis zum Abend. Im weiter südlich gelegenen Genova in Italien gab es
zwar keinen Schnee, aber noch immer 7 mm Niederschlag im selben Zeitraum.
Auch
zum 18.02. war Zyklone SABINE weiter nach Osten gezogen und befand sich um 01
Uhr MEZ mit dem Kern, in dem ein Druck von ca. 1015 hPa herrschte, an der
französisch-italienischen Grenze nahe Nizza. Während die Warmfront noch immer
nach Osten über die gesamte Balkanhalbinsel ins Marmarameer verlief, zog die
Kaltfront schneller und befand sich dadurch nach Süden verlaufend über Korsika
und Sardinien bis sie einen Bogen über das Mittelmeer nach Südspanien
beschrieb. Die Nähe zum Kern machte sich insbesondere in Norditalien anhand der
Niederschläge bemerkbar. In der Nacht zum 18.02. fielen 26 mm bis 08 MEZ in
Florenz, sowie 12 mm im selben Zeitraum auf der Insel Palmaria.
Im nahe Rom gelegenen Civitavecchia gab es im
Tagesverlauf Regenmengen von 10 mm, die innerhalb von 6 Stunden bis 14 Uhr MEZ
fielen. An der französischen Küste wurden insbesondere zu Tagesbeginn starke
Böen von bis zu 75,6 km/h, also Sturmstärke, in Cap Cepet
erreicht, die mit dem Weiterzug des Kerns SABINE nachließen. Durch die Zugbahn gen Südosten wurden noch 57,6 km/h in Alistro in der Nacht zum Folgetag gemessen.
Durch
starken Hochdruckeinfluss des Hochs ENRIC konnte sich Tief SABINE nicht weiter
verstärken und trug deshalb auch am 19.02. einen Kerndruck von etwas unter 1015
hPa in sich. Der Kern lag an der Nordwestküste Siziliens. Nun nicht mehr direkt
vom Zentrum ausgehend gab es eine Okklusionsfront, also eine Mischfront, welche
Eigenschaften von Kalt- und Warmfront vereint, über die sizilianische Insel.
Kurz vor der tunesischen Ostküste ging sie dann in eine Kaltfront über, welche
durch Tunesien bis nach Algerien reichte. Etwas weiter nördlich des Kerns
befand sich zudem eine Warmfront über Italien und Griechenland, welche über der
Ägäis in den Charakter einer Kaltfront wechselte und an der türkischen Küste
zum Schwarzen Meer führte. Über die Nacht sammelten sich so bis 08 Uhr MEZ im
spanischen Grazzanise an der Warmfront 14 mm Regen in
12 Stunden an. Auch in Albanien kam es entlang der Front zu Niederschlägen von
etwa 10 mm in 12 Stunden bis 20 Uhr MEZ auf der Sazan
Insel. Das serbische Sjenica kam bei durchgängigem
Niederschlag auf 7 mm im gleichen Zeitraum, wobei dort der Niederschlag als
Schnee fiel und die Decke von 6 auf 12 cm anwachsen ließ. Etwas weiter
entfernt, in Tunesien in Kairouan, fielen noch 0,7 mm in 3 Stunden bis 08 Uhr
MEZ.
In
den folgenden beiden Tagen lag Tief SABINE ohne zugehöriges Frontensystem bei
Italien und konnte den minimalen Druck auf unter 1005 hPa verstärken. Nahe dem
Kern regnete es die beiden Tage fast ununterbrochen. Der Niederschlag, der mal
als Sprühregen und mal als Regen klassifiziert wurde, maximale 12 mm in 12
Stunden über Nacht in Pescara, akkumulierte 29,6 mm an beiden Tagen in Martina
Franca und 19,4 mm in 48 Stunden bei kühlen 7,6°C in Matera.
Insgesamt lagen die Temperaturen in Mittel- bis Süditalien im einstelligen
Bereich und reichten von maximalen 0°C in Campobasso bis 8,5°C in Catanzaro.
Erst
zum 22.02. konnte Zyklone SABINE wieder ein eigenständiges Frontensystem
zugewiesen werden, welches westlich des Kerns über Neapel als Okklusion begann
und sich in einem nordwärts um den Kern bog. Am Okklusionspunkt bei Bari
spaltete sich die Mischfront in die Warmfront nach Osten bis Sofia und die
Kaltfront gen Süden über das Ionische und das Mittelmeer bis nach Nordafrika
auf. Der Okklusionspunkt beschreibt in der Meteorologie dabei den Punkt, an dem
Warm- und Kaltfront zusammentreffen und sich die kälteren Luftmassen unter die
warmen schieben. Während im Warmsektor, also dem Bereich zwischen Kalt- und
Warmfront Temperaturen von 14,2°C in Marina Di Ginosa
und 16,1°C in Bar in Montenegro erreicht wurden, gab es 11,7°C in Cagliari und
nur 8,4°C in Serralta Di S. Vito im Bereich des
Kaltsektors. Im Zuge der Fronten kam es derweil zu Niederschlägen von etwa 4 mm
in 12 Stunden bis 20 Uhr MEZ in Mostar, welches in Bosnien und Herzegowina
liegt, durch die Warmfront und 9 mm im selben Zeitraum im italienischen Vigna di Valle.
Am
letzten Tag des Tiefs SABINE, dem 23.02., lag das Zentrum nahe Korsika. Die
kurze Okklusion startete über der Insel Korsika und ging bereits ein wenig
nördlich von Rom in die über das Adriatische Meer reichende Warmfront, sowie
eine nach Süden reichende Kaltfront bis an den Norden Siziliens, über. Zu
Beginn des Tages gab es bereits Niederschläge von 17 mm in 12 Stunden bis 08
Uhr MEZ in Trapani, gefolgt von 51 mm in 12 Stunden
bis 20 Uhr MEZ in Rimini nahe des Okklusionspunktes, die sich auf 80 mm am
gesamten Tag aufsummierten und von Gewitter begleiteten 47,6 mm in 24 Stunden
in Messina. Auch Capri erreichte 24-stündig noch 47,2 mm. Auch der
Temperaturgradient von Warm- zu Kaltsektor war gut zu erkennen. Während Bari
und Lecce maximale 16,5°C bzw. 15,4°C erreichten, kamen die Temperaturen in
Campobasso und Vigna di Valle nicht über 6,2°C und
8,3°C. Nachfolgend entwickelte sich entlang der Kaltfront des Tiefs SABINE
durch eine Wellenstörung ein weiteres Tiefdruckgebiet, was kommend in der
Region wetterbestimmend wurde. Im Tagesverlauf des 23.02. kam es so zur
Auflösung der Zyklone SABINE.