Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet SABINE
(getauft am 25.04.2014)

 

Anfang der dritten Aprilwoche bildeten sich innerhalb eines ausgedehnten Tiefdruckkomplexes über dem Nordatlantik einige Bodentiefs. Eines davon wurde am 25.04. auf den Namen SABINE getauft.

Am Tauftag lag das Tief SABINE ca. 2500 km westlich der europäischen Küste über dem Atlantik und der Kerndruck betrug anfangs noch 1005 hPa. Vom Zentrum verliefen eine kurze Warmfront nach Süden und eine ebenfalls kurze Kaltfront nach Westen bevor sie in ein nachfolgendes Tiefdrucksystem überging.

Der Tiefdruckwirbel SABINE entwickelte sich rasch weiter und befand sich am nächsten Tag mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa nahe der Südspitze Irlands. Die Okklusionsfront, also eine Mischfront, in der die warme Luft in die Höhe gehoben wurde, verlief vom Kern aus in einem Bogen über die Südspitze Irlands bis Cornwall. Am Okklusionspunkt spaltete sich die Front in eine Warmfront, die bis über das Baskenland reichte und in eine Kaltfront, die etwas weiter westlich über Galicien hinaus auf den Atlantik verlief. Aufgrund der raschen Druckabnahme und des sich somit vergrößernden Druckgradienten konnte sich an der Südflanke von Tief SABINE ein Sturmfeld entwickeln, welches vor allem Irland und Großbritannien, teils auch die Nordwestküste Frankreichs, erfasste. Die stärksten Böen lagen z.B. im englischen Culdrose bei 85 km/h und entsprechen damit Windstärke 9. Außerdem brachte das Sturmtief auch einigen Niederschlag mit sich, so fielen z.B. im irischen Cork-Corcaigh 34 l/m² bis 18 Uhr UTC, d.h. 20 Uhr MESZ, innerhalb von 24 Stunden.

Bis zum nächsten Tag hatte sich das Tief nur wenig Richtung Südosten verlagert und befand sich mit seinem Kern nun über der Südwestspitze Englands. Der Kerndruck hatte sich dabei leicht abgeschwächt und betrug nun bei 995 hPa. Die Okklusionsfront verlief vom Kern aus in einem weiten Bogen über London, den Ärmelkanal, weiter entlang den Küsten der Normandie und Bretagne, schlug über der Biskaya nördliche Richtungen ein, reichte an der Südwestspitze Irlands und südlich der Shetlandinseln über die Nordsee und die Deutsche Bucht, bevor sie nahe Bremen in eine Kaltfront überging. Diese erstreckte sich über Deutschland, Norditalien, die Côte d’Azur und die Balearen bis zur Südspitze der Iberischen Halbinsel. Das Windfeld hatte sich deutlich abgeschwächt, allerdings regnete es immer noch teils stark. So kamen z.B. im norditalienischen Istrana 36 l/m² bis 18 Uhr UTC innerhalb von 24 Stunden zusammen. In Deutschland fiel der Großteil in einem Streifen von Südniedersachsen über das Rhein-Main-Gebiet und den Großraum Stuttgart bis zur Region Bodensee/Oberschwaben. Im niedersächsischen Bückeburg fielen bis 18 Uhr UTC innerhalb von 24 Stunden 56 l/m² und in Stuttgart/Schnarrenberg waren es 31 l/m² im gleichen Zeitraum.

Bis zum 28.04. verlagerte sich das Tief SABINE weiter in Richtung Südosten und befand sich mit seinem Kern über Norditalien und dem Golf von Genua, wo es bis zum nächsten Tag quasi-stationär verharrte. Der Kerndruck hatte sich weiter abgeschwächt und wies einen Druck von etwa 1005 hPa auf. Die Okklusionsfront verlief vom Kern aus bis über die nördlichen Apenninen, wo sich am Okklusionspunkt eine Kaltfront anschloss. Diese zog sich entlang des Dinarischen Gebirges, über das Ionische Meer und den Golf von Gabés weit über das tunesische Festland. Die Warmfront der Zyklone SABINE erstreckte sich dagegen wellenförmig über die Alpen, Süd- und Westdeutschland, Brüssel sowie den Ärmelkanal, die britischen Penninen und Schottland bis zu den Färöern.

Am 29.04. lag das Tief unverändert über dem Golf von Genua, jedoch war das Frontensystem mittlerweile nahezu vollständig okkludiert. Vom Kern zog sich eine Okklusion entlang der südlichen italienischen Alpen bis zum Golf von Venedig. Dort spalteten sich zwei weitere Okklusionsfronten ab. Die nördlichere beschrieb einen engen Bogen über die östlichen Alpen und weiter über München, Köln und Amsterdam, bevor sie über der Nordsee verwellte und bis zur Nordspitze Schottlands reichte. Die südlichere Okklusion verlief entlang des Dinarischen Gebirges und die Ägäis bis zur südwestlichen Türkei, wo sie in eine Kaltfront überging, welche einen Bogen über das Libysche Meer beschrieb und bis über das ägyptisch-libysche Grenzgebiet reichte.

Im Einflussbereich der Fronten gab es vor allem noch Niederschläge, die teilweise auch stärker ausfielen. Bis 18 Uhr UTC wurden z.B. im griechischen Preveza innerhalb von 24 Stunden 57 l/m² registriert.

Innerhalb der folgenden zwei Tage zog das Tief SABINE frontenlos unter Abschwächung über das bulgarische Sofia bis zu den südöstlichen Karpaten. Dabei ließ die Wetteraktivität zunehmend nach und der Wirbel löste sich schließlich bis zum 02.05. endgültig auf und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben von Philipp Zschenderlein

Berliner Wetterkarte: 26.04.14

Pate: Sabine H. (www.folienmarkt-online.de)