Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet SACI

(getauft am 07.04.2020)

 

Auf der Rückseite des Tiefs RANIDIA bildete sich hinter einem sehr schwachen Hochdruckkeil Anfang April 2020 eine Zyklone aus, die anhand der Prognosekarte für den 08.04.20 um 14 Uhr MESZ auf den Namen SACI getauft wurde.

 

An diesem Tag um 02 Uhr MESZ lag der Kern der Zyklone SACI über dem Europäischen Nordmeer ca. 300 km vor der Küste Skandinaviens. Bei einem dortigen Luftdruck von knapp 1000 hPa befand sich die sehr kurze Okklusion unweit des Zentrums. Die Warmfront verlief leicht wellenförmig nach Osten über einer Länge von rund 550 km, wo sich anschließend eine Mischfront anschloss. Entlang der Warmfront stieg langsam Warmluft über vorlaufender kälterer Luft auf und es regnete stellenweise länger anhaltend ergiebig. So betrug die 12-stündige Regenmenge bis 08 Uhr MESZ in Hjartasen 26 l/m² oder in Laksfors 15 l/m². Die viel längere Kaltfront erstreckte sich vom Zentrum des Tiefs nach Südwesten bis zum nordöstlichen Atlantik in der Nähe von Irland. Dort ging sie in eine Warmfront über. Im Einflussbereich der Kaltfront bildeten sich gebietsweise Schauer, weswegen im genannten Zeitraum im schottischen Stornoway 7 l/m² und in Takle nördlich von Bergen 10 l/m² Regem fielen. Ein markanter Temperaturunterschied lag dabei an der Kaltfront vor. An der Nordwestflanke des Hochs LORIS wurde Luft aus Spanien bis nach Großbritannien und der Nordsee transportiert. Dort stieg die Temperatur auf bis zu 20,1°C in Leconfield oder 18,6°C im walisischen Hawarden. Hinter der Kaltfront waren es in maritimer Arktikluft nur 8,7°C in Trondheim und Lerwick sowie 8,3°C am schottischen Loch Glascarnoch. Zwischen tiefem Luftdruck über dem Nordmeer und dem Hoch LORIS über der Ostsee gab es einen ausgeprägten Druckunterschied, wodurch vereinzelt sogar Orkanböen bis 122 km/h an der südwestlichen norwegischen Küste auftraten.

 

Einen Tag später befand sich das Zentrum des Wirbels SACI rund 450 km östlich des Nordkaps. Mit einem Kerndruck von etwa 982 hPa hatte es sich in den vorangegangenen 24 Stunden deutlich verstärkt. Südwestlich des Zentrums war die Okklusion als Kaltfrontokklusion ausgeprägt, dort wurde also hinter der Front kältere Luft herangeführt. Diese Front verlief quer über dem Norden Skandinaviens bis zum östlichen Bereich des Europäischen Nordmeeres. Die Kaltfrontokklusion ging im Kern in eine Mischfront über, die im Bogen bis zum Weißen Meer reichte. Die dort anschließende Kaltfront erstreckte sich nach Südwesten über das südöstliche Finnland, Südschweden und Dänemark bis zur Nordsee. An dieser Front schob sich Kaltluft unter die vorlaufende wärmere Luft. Über Großbritannien schloss sich eine Warmfront an. Bedeutender Niederschlag fiel nur an der skandinavischen Küste im Bereich der Kaltfrontokklusion. Schauerartiger Regen mit Schnee vermischt reichte im genannten Zeitraum für 13 l/m² in Namsskogan und Harstad. Die Temperaturen stiegen auf beispielsweise 9,6°C in Riga, 10,4°C in Stockholm und 6,1°C in Trondheim. Weiter nördlich im Bereich des Kerns herrschte Dauerfrost bei einer Höchsttemperatur von -3,0°C in Naimakka. Da sich die Luftdruckunterschiede über dem Nordwesten Europas generell vergrößerten, wurden bei den Lofoten weiterhin schwere Sturmböen gemessen.

 

Da die Länge der Mischfront zunahm, bildete sich neben dem Tief SACI I mit dem Kern über der südlichen Karasee ein weiteres Tiefdruckgebiet SACI II am Okklusionspunkt aus. Dessen Zentrum lag am 10.04. um 02 Uhr MESZ bei Moskau und beide Zentren waren mit der Okklusion verbunden. Die Kerndrücke betrugen bei SACI I circa 984 hPa und bei SACI II knapp 1003 hPa. Entlang der Okklusion über dem Nordwesten Russlands wurde die Warmluft komplett vom Boden gehoben. In Uchta zum Beispiel wurden deshalb in 24 Stunden weniger als 0,1 l/m² Niederschlag bis 08 Uhr MESZ registriert. Etwas Regen fiel zudem an der Kaltfront. In Wyschni Wolotschok kamen in der Hälfte der Zeit 5 l/m² zusammen. Diese Kaltfront erstreckte sich in einem großen Bogen von Moskau über Österreich bis nach Belgien. Dort ging sie noch immer in eine Warmfront über. Die Warmfront der Zyklone SACI II verlief vom Okklusionspunkt südwestwärts bis nach Moldawien. Dabei stieg die Temperatur auf 0,7°C in Workuta und 7,1°C in Uchta an der Okklusion. Mit einströmender maritimer Polarluft wurden hinter der Kaltfront 10,6°C in Minsk, 10,5°C in Danzig und 11,0°C in Riga gemessen.

 

Mit einem Kerndruck von rund 999 hPa lag das Zentrum des Tiefdruckgebiets SACI am 11.04.20 um 02 Uhr MESZ über dem nördlichen Uralgebirge. Die Warmfront verlief von dort nach Osten Richtung Sibirien und die Kaltfront erstreckte sich zunächst parallel zum Uralgebirge und anschließend nach Südwesten bis in das Gebiet um Kasan. Dort schloss sich eine Warmfront an, die zum ehemaligen Tief SACI II gehörte. Im Einflussgebiet der Warmfront betrug die 24-stündige Regenmenge bis 08 Uhr MESZ in Novyj Urengoj beispielsweise 0,4 l/m² oder nur einzelne Regentropfen in Perm. Während im Warmsektor zwischen Warm- und Kaltfront bis zu 10,6°C in Chanty-Mansijsk erreicht wurden, waren es in Subpolarluft nur 5,6°C in Kirov hinter der Kaltfront.

 

Bis zum nächsten Tag stieg der Luftdruck im Einflussbereich des Tiefdruckgebiets SACI so stark an, dass sich selbiges aufgelöst hatte.