Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
SAVERIO
(getauft
am 30.06.2017)
Ende Juni 2017 verlagerte sich ein
Tiefdruckgebiet von Neufundland über den Nordatlantik in Richtung Europa.
Aufgrund seines Einflusses auf das Wetter Mitteleuropas wurde dieses Tief am
30.06. auf den Namen SAVERIO getauft.
Um 01 Uhr MEZ des Tauftages befand
sich der Wirbel SAVERIO etwa auf Breite von Kopenhagen und auf Länge von
Angmagssalik in Grönland über dem nördlichen Atlantik mit einem Kerndruck von
ca. 1005 hPa. Das zugehörige Frontensystem bestand zum einen aus einer
Okklusion, die sich etwa 600 km nach Südosten bis zu ihrem Okklusionspunkt
erstreckte. Eine Okklusion stellt dabei eine Mischfront dar, welche durch das
Einholen der Warmfront und dem folgenden Anheben der warmen Luft am
Okklusionspunkt durch die Kaltfront entsteht. Dadurch besitzt die Okklusion
Eigenschaften beider Frontenarten. Die sich anschließende Warmfront führte
weiter nach Süden, während die Kaltfront nach Südwesten wies und sich nach
kurzem Verlauf mit der Warmfront eines nachfolgenden Wirbels verband.
Mit der westlichen Höhenströmung
verlagerte sich das Tief SAVERIO bis zum Folgetag weiter nach Osten und konnte
um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum südlich von Island und einem Kerndruck von
weiterhin ca. 1005 hPa analysiert
werden. Das Frontensystem veränderte sich dabei nur wenig und hielt seine
Ausprägung in Form einer Okklusion sowie einer nach Südosten weisenden Warm-
und nach Südwesten reichenden Kaltfront bei. Im Laufe des Tages griffen die
Ausläufer auf die Britischen Inseln über, wobei die Okklusion zu einem Großteil
auf Schottland Einfluss nahm und die Warm- sowie die Kaltfront über Irland und
Wales hinwegzogen. Die mit den Frontendurchgängen assoziierten Niederschläge
fielen jedoch schwach aus und sorgten lediglich für geringe Regenmengen von je
2 l/m² am Observatorium auf Valentia Island im Südwesten Irlands sowie in Machrihanish im Westen Schottlands. Im Bereich des
Tiefdruckzentrums konnten jedoch ergiebigere Summen registriert werden. Auf
seiner weiterhin östlichen Zugbahn passierte der Kern die Färöer-Inseln, wobei
in dessen Hauptstadt Thorshavn bis 19 Uhr MEZ innerhalb von 3 Stunden 11 l/m²
gemessen wurden.
Das Tief SAVERIO zog bis zum 02.07.
über das Seegebiet zwischen den Färöern und den Shetland-Inseln. Dabei
verstärkte es sich auf knapp unter 1000 hPa. Die Okklusion erstreckte sich über
die Nordsee in Richtung Süden und teilte sich über der englischen Ostküste nahe
der Stadt Boston in eine über London und die Bretagne verlaufende Warmfront und
eine über Cornwall nach Westen reichende Kaltfront auf. Entlang der Fronten
traten die Niederschläge weiterhin nur mit schwacher Intensität auf. Der dabei
einsetzende Regen über dem Nordwesten Frankreichs, den Niederlanden und dem
Nordwesten Deutschlands führte dadurch bis zum Morgen zu Mengen von lediglich 1
l/m² oder weniger. Im Bereich des Tiefdruckkerns konnten derweil erneut höhere
Niederschlagssummen beobachtet werden. Diese konzentrierten sich hauptsächlich
auf den Süden und die Mitte Norwegens, wobei 12-stündig bis 07 Uhr MEZ jeweils
10 l/m² in Afjord, Soknedal,
Kvithamar und Steinkjer
sowie 11 l/m² in Frosta zusammenkamen.
Bis zum Abend verlagerte sich das
Zentrum der Zyklone SAVERIO bis über das Grenzgebiet zwischen Norwegen und
Schweden im Süden Skandinaviens, wodurch sich das Regengebiet auch weiter nach
Osten ausdehnte. In Norwegen wurden dabei nochmals 14 l/m² in Nedre Vats, 18 l/m² in Furuneset
und 19 l/m² in Liarvatn gemessen. In Schweden konnten
hingegen 8 l/m² in Tännäs und 6 l/m² in Storlien verzeichnet werden. In Deutschland sorgte
währenddessen die Okklusion für weiteren schwachen Regen, der bis 19 Uhr MEZ
meist nur für wenige Zehntel Liter pro Quadratmeter bis maximal 3 l/m² in Werl,
Ummendorf oder Neuruppin sorgte.
Am 03.07. befand sich Wirbel SAVERIO
über Zentralschweden nordwestlich der Stadt Falun.
Der Kerndruck verblieb auf Vortagesniveau bei ca. 1000 hPa. Das Tief wies zwei
Okklusionsfronten auf, welche sich zum einen bis nach Nordschweden und zum
anderen bogenförmig über das Baltikum und Polen bis nach Prag erstreckten. Über
Bayern, Baden-Württemberg und Nordfrankreich nahm die Luftmassengrenze dann
Kaltfrontcharakter an, bevor sie an der Biskaya-Küste bei La Rochelle endete. Das
Hauptniederschlagsfeld lag erneut in Kernnähe, vor allem an dessen Westseite,
da es entlang der Skanden zu Staueffekten kam. Auch trat der Regen nun vermehrt
schauerartig verstärkt auf, was insgesamt in ergiebigeren Mengen resultierte.
In 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ fielen im norwegischen Fossmark
19 l/m², im schwedischen Hall-Häxasen 26 l/m² und in Vigra bei Alesund 35 l/m². Entlang
der Fronten kamen im selben Zeitraum hingegen 7 l/m² im lettischen Zoseni, 6 l/m² im weißrussischen Dokshitsy,
6 l/m² auf dem Kasprowy Wierch
in der West-Tatra und 5 l/m² auf dem Lysá Hora in
Tschechien zusammen. In Deutschland konnten noch in der Alpenregion
Niederschläge von bis zu 10 l/m² auf der Zugspitze und 11 l/m² in Chieming
registriert werden.
Das Tiefdruckzentrum des Wirbels
SAVERIO zog im Tagesverlauf nach Nordosten. Die mitunter schauerartig und
gewittrig verstärkten Niederschläge konzentrierten sich dadurch auf den Norden
Skandinaviens sowie auf den Südosten Schwedens und den Süden Finnlands.
Nennenswerte 12-stündige Mengen konnten aus dem norwegischen Losistua mit 16 l/m², dem finnischen Niinisalo
mit 22 l/m² und von der schwedischen Ostseeinsel Örskär
mit 31 l/m² gemeldet werden. Die Ausläufer des Tiefs SAVERIO kamen bis zum
Abend weiter nach Osten voran, wobei deren südlicher Teil gemäßigte und
subpolare Luftmassen nach Südosteuropa führte. Dort trafen diese auf heiße
Tropikluft über der Schwarzmeerregion, der Türkei und Griechenland, was in
kräftigen Schauern und Gewittern resultierte, welche bereits durch das
Frontensystem des Tiefs RASMUND mit mehreren Zentren über Russland in der
ersten Tageshälfte angestoßen wurden. Im serbischen Negotin
wurden dabei innerhalb von 12 Stunden 33
l/m² und im bulgarischen Mourgash noch 24 l/m²
gemessen. Der Schwerpunkt lag aber in Rumänien, wo beispielsweise 45 l/m² in
Bukarest und 48 l/m² in Rosiorii de Vede verzeichnet wurden.
Am 04.07. befand sich das Tief
SAVERIO um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum und einem Kerndruck von leicht
abgeschwächten 1005 hPa über der Ostsee nordöstlich von Stockholm. Vom Kern
führte zu diesem Zeitpunkt eine Warmfront nach Norden über Schweden und
Nordnorwegen. Die Kaltfront, welche über Finnland in der Höhe als Okklusion
analysiert wurde, verlief bogenförmig nach Südosten über Westrussland und die
Ukraine bis zu den Ostkarpaten. Das Tief SAVERIO wurde dabei durch den Wirbel
TILL mit Zentrum über Südschweden nach Norden und Nordosten abgedrängt und
übernahm auch dessen Einfluss auf Zentral- sowie einen Großteil von Ost- und
Südosteuropa. Die dem Tief SAVERIO zuzuordnenden Niederschläge beschränkten
sich an diesem Tag auf die Mitte und den Norden Skandinaviens, Finnland sowie
entlang einer Linie von Karelien über Zentralrussland bis zum südlichen Ural,
was den Verlauf der sich in diese Richtung ausbreitenden Luftmassengrenze
darstellte. Die höchsten 12-stündigen Niederschlagssummen lagen bei 13 l/m² im schwedischen Nikkaluokta, 16 l/m² im finnischen Pori, 18 l/m² im
norwegischen Skibotn, 31 l/m² in Kondopoga
in Karelien und ebenfalls 16 l/m² in Nozhovka
südwestlich von Perm.
Das Tief SAVERIO zog bei gleichbleibendem
Kerndruck bis über Nordfinnland, von wo am 05.07. eine Okklusion in
südöstlicher Richtung bis nördlich von Moskau ausging. Dort fand sie Anschluss
an die Warmfront eines unbenannten Wirbels östlich von Wolgograd. Außerdem
spaltete sich an diesem Anschlusspunkt eine weitere Warmfront von der Okklusion
ab und verlief bis über den Südural. Die Niederschläge intensivierten sich in
Form von Schauern vor allem über dem Norden Skandinavien, Finnland und Karelien
erneut. 12-stündig fielen in Granan in Schweden 23
l/m², 34 l/m² in Kenttärova bei Kittilä in Finnland und 38 l/m² an der
norwegischen Station Sihcajavri. In Russland konnten
derweil 26 l/m² in Padany, 25 l/m² in Kotlas und 45 l/m² in Kalewala registriert werden.
Das Tief SAVERIO verblieb bis zum
Folgetag in seiner Lage nahezu stationär über Karelien und wies um 01 Uhr MEZ
am 06.07. einen Kerndruck von etwa 1000 hPa auf. Der Zyklone konnte an diesem
Tag noch eine Okklusion zugeordnet werden, die sich vom Tiefdruckkern nach
Südosten erstreckte. Nochmals sorgte das Tief in Finnland, Nordskandinavien und
Karelien sowie auf der Halbinsel Kola für zweistellige Niederschlagsmengen in
Folge von teils kräftigen Schauern. Dabei konnten in Sodankylä 20 l/m², in Kiutaköngäs nördlich von Kuusamo 31 l/m² und im russischen Lowosero 22 l/m² verzeichnet werden.
Da sich über der südlichen Uralregion
ein kräftiger Wirbel aufbaute und weiter verstärkte, wurde das Tief SAVERIO
unter Abschwächung nach Norden gedrängt und löste sich im Tagesverlauf
schließlich auf. Daher konnte es am Folgetag nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben
am 07.09.2017 von Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 02.07.2017
Pate:
Saverio Dalpedri