Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet SCHEKIBA

(getauft am 06.07.2016)

 

Am 06.07.2016 lag ein bereits ausgeprägtes Tiefdruckgebiet über dem Nordatlantik. Mit einem minimalen Kerndruck von 995 hPa befand sich das Zentrum dieses Tiefs etwa 550 Kilometer südlich von Grönland. Das Frontensystem dieser Zyklone bestand aus einer Okklusion, welche durch wärmere Luftmassen in höheren Schichten und kältere Luftmassen in niedrigeren Schichten der Atmosphäre gekennzeichnet ist, die sich von der Ostküste Kanadas über den Nordatlantik erstreckte, bis sie sich ca. 800 Kilometer südlich von Island im sogenannten Okklusionspunkt in eine Warm- und eine Kaltfront aufteilte. Dabei erreichte ein Teil der Warmfront bereits die Westküste Irlands. Die Kaltfront zog sich währenddessen über den östlichen Nordatlantik nach Süden. Aufgrund einer prognostizierten Wetterwirksamkeit für Europa wurde dieses Tiefdruckgebiet in der Analyse der Berliner Wetterkarte vom 06.07.2016 auf den Namen SCHEKIBA getauft.

Im weiteren Tagesverlauf des 06.07.2016 verlagerte sich der Tiefdruckwirbel SCHEKIBA und dessen Frontensystem weiter nach Osten. Somit zog die Warmfront über Irland, brachte jedoch innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC, was einer Zeit von 20 Uhr MESZ entspricht, in dem im Norden von Irland liegenden Ort Malin Head nur 4 mm an Regen. Um 15 Uhr UTC lag die maximale Windgeschwindigkeit in dieser Stadt bei 64,8 km/h. Diese stürmischen Windböen der Stärke Beaufort 8 wurden durch die ebenfalls dort gemessenen höchsten Mittelwinde in ganz Irland erreicht. Diese lagen zur gleichen Zeit bei 50,4 km/h, entsprechend der Stärke Beaufort 7. Auch auf der westlichen Schottlandinsel Tiree wurden durch die Warmfront in 18 Stunden bis 24 Uhr UTC maximale Regenmengen von bis zu 14 mm registriert. In dem nordwestschottischen Ort Bealach na Ba wurden um 23 Uhr UTC sogar Böen bis 96,4 km/h gemessen. Das lag aber vor allem daran, dass die Messstation auf einer Höhe von etwa 800 Metern liegt.

Zu Beginn des 07.07.2016 hatte sich das Tiefdruckgebiet SCHEKIBA in zwei Tiefdruckkerne aufgeteilt. Der Tiefdruckwirbel SCHEKIBA I lag mit einem Kerndruck von knapp unter 1005 hPa ca. 700 Kilometer südlich von Grönland. Dessen Frontensystem, bestehend aus einer Okklusion, erstreckte sich ausgehend vom Tiefzentrum bis zur Ostküste von Kanada. Die Zyklone SCHEKIBA II befand sich mit einem fast identischen Kerndruck über dem östlichen Nordatlantik, ca. 550 Kilometer südlich von Island. Die Okklusion des Tiefs SCHEKIBA II verlief vom Zentrum des Tiefs bis zum Norden von Schottland und teilte sich dort in eine vorlaufende Warmfront, die sich über die westliche Nordsee erstreckte sowie in eine nachfolgende Kaltfront, die sich über die Westküste von Großbritannien bis über den Atlantik zog. Die höchsten Niederschlagsmengen wurden an diesem Tag in dem im Norden Schottlands liegenden Ort Skye gemessen. Innerhalb von 18 Stunden bis 24 Uhr UTC registrierte der Ort 28 mm Regen, wobei in den letzten 6 Stunden allein 20 mm gefallen sind, da sich zum Abend hin das Zentrum des Wirbels SCHEKIBA II dem schottischen Festland näherte. Aber auch in dem im Norden von Wales liegenden Ort Capel Curig wurden in den gleichen 18 Stunden noch Regenmengen bis 16 mm gemessen. In dem nordwestschottischen Ort Bealach na Ba wurden Windböen bis 100,1 km/h gemessen. Aufgrund der Lage in etwa 800 Metern war das dementsprechend die an diesem Tag höchste gemessene Windgeschwindigkeit. Am Nachmittag zog zudem die Okklusion über den Südwesten von Norwegen. In 6 Stunden bis 18 Uhr UTC wurden in dem Ort Hove bis zu 6 mm Regen verzeichnet. Auf der etwas östlicher liegenden Station Svenner Lighthouse wurden um 18 Uhr UTC auch noch starke bis stürmische Windböen der Stärke Beaufort 7 mit bis zu 61,2 km/h gemessen.

Im Laufe des 07.07.2016 löste sich das schwache Tiefdruckgebiet SCHEKIBA I jedoch auf und konnte somit nicht mehr am 08.07.2016 auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Aufgrund einer anhaltenden Westströmung in einer Höhe von etwa 5,5 Kilometern verlagerte sich die Zyklone SCHEKIBA II, die ab diesem Zeitpunkt nur noch als Tief SCHEKIBA bezeichnet wurde, weiter nach Osten. Mit einem minimalen Kerndruck von ca. 1000 hPa befand sich das Zentrum vom Tiefdruckgebiet SCHEKIBA nur noch etwa 100 Kilometer nördlich von Schottland. Dabei reichte eine Okklusion ausgehend vom Tiefzentrum über den Nordatlantik. Eine andere Okklusion erstreckte sich bogenförmig vom Zentrum über das Europäische Nordmeer, Norwegen bis nach Dänemark. Gerade zu Beginn des Tages, als das Tiefzentrum von Wirbel SCHEKIBA noch in der Nähe von Schottland lag, brachte es die höchsten Niederschlagsmengen in der größten schottischen Stadt. Es fielen somit in Glasgow in 6 Stunden bis 06 Uhr UTC noch 15 mm Regen. Ebenso betrug die Regenmenge in dem etwas südlicher liegenden Ort Spadeadam im gleichen Zeitraum 12 mm. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden wie am Vortag in dem im Nordwesten von Schottland liegenden Ort Bealach na Ba mit 96,4 km/h um 02 Uhr UTC gemessen. Ebenfalls um 02 Uhr UTC wurden in der westwalisischen Gemeinde Aberdaron Sturmböen der Stärke Beaufort 9 von bis zu 79,7 km/h erreicht. Im Laufe des Tages verlagerte sich die Okklusion, die sich über dem Nordatlantik befand, über Irland hinweg, sorgte aber für maximal nur noch 6 mm Regen in 18 Stunden bis 24 Uhr UTC. Die Okklusion, die sich über Norwegen erstreckte, brachte in dem im Süden liegenden Ort Innerdalen jedoch noch bis zu 29,2 mm über den gesamten Tag verteilt. Um 18 Uhr UTC wurden zudem noch starke bis stürmische Windböen der Stärke Beaufort 7 mit 54 km/h in dem im Süden Norwegens befindlichen Ort Torungen Fyr gemeldet.

Bis zum 09.07.2016 veränderte sich die Richtung, in die sich die Zyklone SCHEKIBA verlagerte. Das Tief SCHEKIBA drehte über dem Europäischen Nordmeer nach Nordwest und befand sich mit einem deutlich abgeschwächten Kerndruck von nur noch 1010 hPa über dem Osten von Island sowie dem Europäischen Nordmeer. Dabei hatte sich bereits das gesamte Frontensystem aufgelöst. Durch den Wirbel SCHEKIBA wurden an dem Tag auch keine wesentlichen Niederschlagsmengen mehr gemessen. Dennoch wurden noch hohe mittlere Windgeschwindigkeiten am Flughafen Keflavík im Westen von Island registriert. Diese erreichten um 9 Uhr UTC Geschwindigkeiten der Stärke Beaufort 5 von bis zu 38,9 km/h. Im Laufe des 09.07.2016 näherte sich von Westen jedoch ein stärkeres Tiefdruckgebiet, sodass sich das Tief SCHEKIBA allmählich auflöste und dementsprechend am Folgetag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 

Geschrieben am 29.07.2016 von Florian Ruff

Berliner Wetterkarte: 08.07.2016

Pate: Schekiba Behme