Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
SCHORSCH
(getauft am
16.09.2013)
Mitte des Monats
September entwickelte sich in einer Höhenströmung in 500 hPa, welche sich
ungefähr in 5,5 km Höhe befindet, eine Wellenstörung, die sich weiter zu einem
Tiefdruckgebilde intensivierte. Am 16.09. wurde in der Vorhersage für den
nächsten Tag dieses Tiefdruckgebiet auf den Namen SCHORSCH getauft.
Diese Zyklone zog
südlich von Grönland rasch nach Südosten und befand sich mit seinem kleinen,
aber intensiv ausgeprägtem Kern in der Nacht zum 17.09. ca. 1000 km südöstlich
von Island. Der Kerndruck des Tiefs lag zu diesem Zeitpunkt unter 995 hPa. Da
sich das Tief SCHORSCH in einer starken Höhenströmung befand, deutete dies auf hohe
Windgeschwindigkeiten in der betroffenen Region hin. Die lange Kaltfront der
Zyklone SCHORSCH erstreckte sich von ihrem Kern aus weit nach Südwesten über
den westlichen Nordatlantik bis zur Ostküste Nordamerikas und endete ca. 200 km
südlich von Washington. Die Warmfront verlief bogenförmig ca. 1500 km nach
Südosten und reichte bis ca. 400 km südwestlich vom Irland. Der Wirbel brachte
auch ergiebige Niederschläge mit sich. In Großbritannien, wie z.B. im
walisischen Sennybridge, fiel bis 18 Uhr UTC, was 19
Uhr MEZ entspricht, eine Niederschlagsmenge von 29 l/m2, im
französischen Dieppe an der Küste des Englischen
Kanals wurde eine Niederschlagsmenge von 24 l/m2 gemessen.
Mit dem Zustrom von kühler Meeresluft zog das Tief SCHORSCH im Laufe
des Tages schnell über die Britischen Inseln hinweg Richtung Mitteleuropa und
erreichte bereits in der Nacht zum 18.09. den Westen Deutschlands. Um 02 MESZ
befand sich das Zentrum des Tiefdruckgebietes SCHORSCH mit einem konstant
gebliebenen Druck nahe Köln. Aus diesem Kern gingen mehrere Fronten hervor. Zum
Einen bildete sich eine nach Nordwesten reichende rücklaufende Höhenokklusion
aus, also eine Mischfront, die die Eigenschaften sowohl einer Kalt- als auch
einer Warmfront aufweist. Eine Okklusion entsteht, wenn eine Kaltfront die
Warmfront einholt. Die Okklusion des Tiefdruckgebietes SCHORSCH überquerte
bogenförmig die Britischen Inseln, ihre Länge betrug
ca. 2500 km. Zum Anderen besaß der Wirbel bereits eine bestehende Kalt- und
Warmfont, die sich ebenso bogenförmig jeweils 2000 km nach Südwesten bis zur
Bretagne und 1000 km nach Südosten bis Lyon erstreckten. Während sich die
Zyklone nährte, fiel der Luftdruck an einigen Stationen in Mitteleuropa
innerhalb eines Zeitraumes von 3 Stunden teilweise um 5 hPa. An der
Südflanke des Tiefdruckgebiets bildete sich ein intensives Windfeld, dieses
sorgte für extrem hohe Windgeschwindigkeiten, die vorwiegend in höherliegenden
Orten, wie zum Beispiel den Alpen, teils mit orkanartigen Böen ausfielen.
Beispielweise wurde im schweizerischen Säntis, einer
ca. 2500 m über dem Meeresspiegel liegenden Station, um 08 Uhr MESZ
Spitzenböen von 135 km/h gemessen. Dies
entspricht Windstärke 12, dem höchsten Wert in der Beaufort Skala. Außerdem
fielen dort an diesem Tag 77 l/m2, eine enorme Menge an
Niederschlag, die sogar für diese Gebirgsregion ungewöhnlich hoch ist. Auf dem
Feldberg im Schwarzwald wurden auch Orkanböen registriert. Zeitgleich fielen in
dem Gebiet ebenso reichliche Regenmengen. Die Niederschlagssumme in der Hocheifel betrug bis zu 26 l/m2, im
Baiersbronn-Mitteltal im Schwarzwald sogar bis zu 46 l/m2 in nur 24
Stunden bis 08 Uhr MESZ. Nachdem das Tiefdruckgebiet SCHORSCH über Deutschland hinweg zog, begann es sich langsam abzuschwächen,
der Druckgradient und die Windgeschwindigkeit nahmen ab. Nichtsdestotrotz wurde
am 18.09. in der Datenreihe der Wetterstation Berlin-Tegel der niedrigste
Luftdruck mit 997,9 hPa seit 19.03.2013 verzeichnet.
Folglich lag am
19.09. um 0“ Uhr MESZ der um 5 hPa abgeschwächte Kern des Wirbels ca. 100 km nordöstlich von
Berlin entfernt. Das Frontensystem des Tiefdruckgebietes bestand aus einer Okklusionsfront,
die in einem ca. 400 km langen Bogen über Polen und Slowenien nach Süden verlief
und bei Wien in eine Kaltfront überging, die sich anfangs über die Alpen nach
Westen ausbreitete und sich anschließend über
Frankreich bis zum Golf von Biskaya erstreckte. Die Kaltfront des Wirbels
SCHORSCH löste über den Alpen weitere ertragreiche Niederschläge aus. In
der Region zwischen dem Allgäu und dem Berchtesgadener Land kamen gebietsweise
40 bis 55 l/m2 Regen in 24 Stunden zusammen.
Auf dem Münchener Flughafen wurden in Laufe von 24 Stunden dagegen 22 l/m2
Regen verzeichnet, jedoch betrug diese Menge ein Viertel der mittleren
monatlichen Niederschlagssumme für den Monat September. In dem fränkischen
Ebrach stieg der Niederschlagsbetrag auf 36 l/m2, dabei meldeten
mehrere Stationen in Österreich noch eine größere Menge. In einem Zeitraum von
12 Stunden sammelte sich im Niederschlagsmesser der Station Feuerkogel eine
Regenmenge von 55 l/m2. Ein Tag davor meldete die, unter dem
Einfluss des Tiefdruckgebietes SCHORSCH liegende Station
Stuttgart-Echterdingen, einen Luftdruck von knapp 1002 hPa. Am folgenden Tag,
als die Fronten des Wirbels bereits durchgezogen waren, wies das Barometer
dieser Station einen Luftdruck von über 1014 hPa auf.
Während im Süden Deutschlands in der
Nacht zum 20.09. immer noch ausgiebige Regenfälle, einhergehend mit Orkanböen
registriert wurden, lockerte im Norden des Landes vermehrt die Bewölkung auf.
Die Temperatur sank bei wolkenlosem Himmel gebietsweise unter 5°C oder nahm
sogar leicht negative Werte an. Beispielweise wurde in Barth, östlich von
Rostock, in dieser Nacht leichter Bodenfrost beobachtet, dies war für diese Region und diese Jahreszeit ein ungewöhnlich
seltenes Ereignis, da das mittlere monatliche Temperaturminimum des Monats
September für Rostock bei 11,1°C liegt.
Im Laufe des Tages
schwächte sich die wind- und niederschlagsträchtige Zyklone SCHORSCH so weit
ab, dass sie nicht weiter als eigenständiges Druckgebilde in der Berliner
Wetterkarte geführt werden konnte.
Geschrieben von
Anastasia Karb
Berliner
Wetterkarte: 18.09.2013
Pate: Gregor
Himmler