Lebensgeschichte
(getauft
am 23.11.2004)
Am 22.11. erreichte ein kleiner Tiefdruckwirbel (Kerndruck < 990 hPa) mit
der westlichen Höhenströmung den zentralen Nordatlantik. Vor allem seine
wetteraktive Kaltfront (Gewitter) war aufgrund der hoch reichenden
Quellbewölkung bereits sehr gut auf dem Satellitenbild zu sehen. Am Folgetag
erreichte der Wirbel mit der Höhenströmung ziehend den Nordostatlantik und
wurde in der Berliner Wetterkarte auf den Namen SIBYLLE getauft. Dank ihrer subtropischen
Herkunft konnte SIBYLLE nun auch Luftmassen subtropischen Ursprungs bis weit
nach West- und Nordwesteuropa einfließen lassen. So wurden am 24.11. um 01 MEZ
auf Irland 12°C, auf den Färöer Inseln 10°C und auf Island immerhin noch 7°C
gemessen, während zu gleicher Zeit in Deutschland verbreitet Nachtfrost
registriert wurde.
SIBYLLE
verlagerte ihr Wirbelzentrum mit der südwestlichen Höhenströmung weiter nach
Nordeuropa und lag am 25.11. in Höhe des Nordkap. Dort erreichte der
Tiefdruckwirbel dann auch insgesamt den Höhepunkt seiner Entwicklung mit einer
Nord-Süd-Erstreckung von ca. 2000 km. So streifte die Warmfront immerhin noch
den Norden Deutschlands, was auch dort in den küstennahen Nordseestationen zu
zweistelligen Temperaturen führte. Besonders beeindruckend ist aber eher die
Tatsache, dass zu gleichem Zeitpunkt am Nordkap (-2°C) ähnliche Temperaturen
herrschten wie in München mit -3°C.
In
der Folgezeit sorgte die stetige Abkühlung vom Boden her in diesen hohen
Breiten aber dafür, dass SIBYLLE sich nach und nach auffüllte und auch nicht
mehr überall frostfreie Nächte brachte. Dennoch war der Temperaturunterschied
am 26.11. mit -26°C in Perm (Ural) und -4°C in St. Petersburg immer noch
beachtlich. Auch am Folgetag setzte SIBYLLE den Weg nach Nordosteuropa unter
weiterer Abschwächung fort. Der Kerndruck stieg dabei von knapp unter 995 hPa
(27.11.) auf ca. 999 hPa zwei Tage später über dem Nordural an. Auch auf dem
Satellitenbild waren keine signifikanten Wirbelstrukturen anhand der Wolken
mehr zu erkennen, so dass am 30.11. SIBYLLE mit einem Kerndruck von <1005
hPa bereits im äußersten Nordwestasien auf der Berliner Wetterkarte analysiert
wurde.
Geschrieben am 08.12.2004 von Marcus Boljahn
Wetterkarte: 25.11.2004
Pate: Gregor Heller