Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet SIEGFRIED
(getauft am 31.03.2021)
Am 31. März 2021 wurde ein Tiefdruckgebiet über
Südskandinavien auf den Namen SIEGFRIED getauft. Es bildete sich als Wellentief
an einer Luftmassengrenze, die vom Tiefdruckgebiet RAMA über der Barentssee
ausging. Der Kerndruck des Wirbels SIEGFRIED lag bei unter 1015 hPa. Vom
Zentrum in der Gegend der norwegischen Hauptstadt Oslo ging eine Warmfront in
östlicher bis südöstlicher Richtung aus, die über dem nördlichen Weißrussland
in eine Kaltfront des Tiefs RAMA überging. Außerdem verlief vom Kern des
Tiefdruckgebietes SIEGFRIED in westlicher bis südwestlicher Richtung eine
Kaltfront über die Nordsee, um vor der Küste Schottlands in eine Warmfront
überzugehen, die zu einem unbenannten Tief über Nordirland gehörte. Dieses war
in die erwähnte Luftmassengrenze eingebettet, die sich über mehrere Tausend
Kilometer über den östlichen Nordatlantik zog, die zu Portugal gehörende
Inselgruppe der Azoren passierte und südwestlich der Kanarischen Inseln den von
der Berliner Wetterkarte abgedeckten Kartenausschnitt in südlicher Richtung
verließ. Tagsüber wurde im Zusammenhang mit dem Tiefdruckgebiet SIEGFRIED vor
allem in Südnorwegen und dem mittleren und südlichen Schweden zeitweiliger
Regen, teils auch Sprühregen, registriert. Bis zum Abend summierte sich der
Niederschlag in Gjerstad im Süden Norwegens auf 4 l/m² und an den schwedischen
Wetterstationen Berga südlich von Stockholm, Kilsbergen-Suttarboda in der
Provinz Örebro län und Blomskog in der Provinz Värmlands län fielen jeweils 5
l/m². In Virtsu im Westen Estlands kamen 2 l/m² zusammen. Gut zu sehen war die
Luftmassengrenze an der Höchsttemperatur. Während es im ostschwedischen
Gladhammar in der Provinz Kalmar län mit 17°C recht mild war, herrschte im etwa
250 km nordnordwestlich gelegenen Kloten eher kalte Luft mit 8°C vor. Nachts
verlagerte sich das zum Tief SIEGFRIED gehörende Niederschlagsgebiet über
Südskandinavien südwärts und erreichte am Morgen des 01. April den Norden
Brandenburgs, das nördliche Sachsen-Anhalt und den äußersten Nordosten von
Niedersachsen mit gelegentlichem Regen. Zur gleichen Zeit meldete die
Wetterstation Kosta im südschwedischen Småland leichten Schneefall, und am
Flughafen von Liepāja an der
lettischen Ostseeküste gab es Schneeregen. Während die 12-stündigen
Niederschlagsmengen bis zum Morgen des 01. April in Norddeutschland kaum
messbar waren, kamen im südschwedischen Växjö 8 l/m² zusammen. Im westlichen
Lettland verzeichnete Kolka sogar 9 l/m².
Mittlerweile hatte sich das Zentrum des
Tiefdruckgebietes SIEGFRIED bis ins zentrale Lettland verlagert. Dort, in der
Nähe der Hauptstadt Riga, lag der Kerndruck bei unter 1015 hPa. Nach Osten
erstreckte sich eine Warmfront bis in den Westen Russlands in der Gegend der
Oblast Smolensk und hatte dort Anschluss an eine Kaltfront eines unbenannten
Randtiefs des Wirbels RAMA über Nordrussland. Nach Westen zog sich vom Zentrum
des Tiefdruckgebietes SIEGFRIED eine Kaltfront über die Ostsee und Südschweden,
weiter über Dänemark und den Norden Schleswig-Holsteins sowie die Nordsee bis
nach Großbritannien, wo sie an der nordenglischen Küste der Irischen See in die
Warmfront eines unbenannten Tiefs nordwestlich der Britischen Inseln überging.
Zunächst regnete es im Bereich der Fronten des Tiefdruckgebietes SIEGFRIED vom
nordöstlichen Deutschland über Südschweden bis nach Litauen. An der polnischen
Ostseeküste und in deren näherem Hinterland wurden einige Regenschauer
beobachtet, so an den Wetterstationen Ustka, Łeba und Lębork in
der Woiwodschaft Pommern. In Litauen fiel der Niederschlag teils in flüssiger,
teils in fester Form. Schneefall trat unter anderem in Laukuva und Telšiai im
Binnenland auf. Nach Osten setzte sich der Niederschlag meist als Sprühregen
oder Regen, teils in schauerartiger Form, bis in den Norden Weißrusslands und
in den Westen Russlands fort. Mittags war die Kaltfront des Tiefdruckgebietes
auch im Mitteleuropaausschnitt der Berliner Wetterkarte zu erkennen und zog
sich in diesem vom nördlichen Polen über Deutschland von Brandenburg über
Rheinland-Pfalz bis nach Nordfrankreich. Zu diesem Zeitpunkt wurden im Raum
Hamburg hinter der Kaltfront knapp 10°C gemessen, während Berlin kurz vor der
Kaltfront auf etwa 17°C kam und in Süddeutschland vielerorts über 20°C, am
Oberrhein örtlich sogar fast 25°C registriert wurden. Nachmittags und abends
traten vom Osten Deutschlands bis nach Polen Regenfälle auf, wogegen vom
östlichen Litauen bis in den Norden von Weißrussland an einigen Wetterstationen
Schneefall gemeldet wurde. Abends entwickelten sich zudem vom südlichen
Weißrussland über die Ukraine bis nach Rumänien und in die Slowakei sowie in
Tschechien im Raum Prag einige Gewitter. Aus dem südpolnischen Zakopane und
Stropkov in der östlichen Slowakei wurden bis zum Abend 12-stündig jeweils 8
l/m² gemessen. Ebenso viel Niederschlag kam in Panevėžys in Litauen zusammen. Im polnischen Danzig, wo am Vortag noch 21°C gemessen worden waren, lag die Höchsttemperatur nur noch bei 13°C. Dagegen machte sich im ostweißrussischen Kaszjukowitschy
die Zufuhr relativ milder Luft mit einer Höchsttemperatur von 18°C gegenüber
10°C am Vortag bemerkbar. Am späten Abend und in der ersten Nachthälfte gab es
in den östlichen Karpaten teils kräftige Schauer und Gewitter, die allein
6-stündig im rumänischen Baia Mare und im ukrainischen Rachiw jeweils 23 l/m²
Niederschlag brachten. Regen, mitunter als Schauer, trat mit geringerer
Intensität vom Harz über das südliche Polen und den Westen der Ukraine sowie
das südöstliche Weißrussland bis nach Russland in den Raum Moskau auf. Etwa 160
km westlich von Moskau meldete die Wetterstation Gagarin in der Oblast Smolensk
nachts zeitweise mäßigen Schneefall, und noch weiter westlich gab es einige
Schneeschauer. Ab dem frühen Morgen schneite es auch in und um Moskau, während
über dem westlichen Rumänien weiterhin Gewitter aktiv waren und dazwischen
vielerorts Regenschauer auftraten. Etwa von Ostwestfalen bis nach Sachsen und
Nordbayern machte sich die Kaltfront des Tiefs SIEGFRIED auch in Deutschland in
Form von leichtem Regen oder Sprühregen sowie Schneeregen in höheren Lagen
Sachsens und Thüringens bemerkbar. Im russischen Naro-Fominsk südwestlich von
Moskau kamen in 12 Stunden 14 l/m² Niederschlag zusammen. Im westpolnischen
Zielona Góra in der Woiwodschaft Lebus lag die Tiefsttemperatur hinter der
Kaltfront bei 2°C, wogegen in der Nacht zuvor 14°C als Tiefstwert erreicht
wurden. Im Nordosten Deutschlands kam es in der Nacht zum 02. April
gebietsweise zu leichtem Nachtfrost, so auch am Berliner Flughafen Tegel mit -0,1°C.
Nun war das Zentrum des Wirbels SIEGFRIED mit einem
Kerndruck von unter 1005 hPa über dem südwestlichen Russland nahe der Grenzen
zu Weißrussland und der Ukraine zu finden. Von dort verlief einerseits eine
Warmfront in nordöstlicher bis östlicher Richtung über den Ural bis nach
Westsibirien und über den von der Berliner Wetterkarte abgedeckten Bereich
hinaus. Andererseits erstreckte sich vom Kern des Tiefdruckgebietes SIEGFRIED
eine Kaltfront nach Südwesten bis Westen bis ins nördliche Vorland der Ostalpen,
um mehr nach Nordwesten zu schwenken und bis vor die Nordwestküste Irlands zu
führen. Während die Kaltfront vor allem vom südwestlichen Russland bis nach
Rumänien Schauer und im letztgenannten Land auch Gewitter brachte, traten
weiter nordöstlich in Russland an der Warmfront häufiger Schnee, teils aber
auch Regen auf. Aus dem nordostukrainischen Konotop wurden bis zum Abend
12-stündig 14 l/m² Niederschlag gemeldet. Gorodez in der russischen Oblast
Nischni Nowgorod kam bei einer Höchsttemperatur von 3°C auf 13 l/m². Im etwa
200 km südsüdöstlich gelegenen Lukojanow in der gleichen Oblast war es dagegen
mit 12°C deutlich milder. Bis zum Morgen des Folgetages kam nachts 12-stündig
mit 13 l/m² im russischen Kirow in der gleichnamigen Oblast die größte Niederschlagsmenge
zusammen.
Am 03. April befand sich das Zentrum des
Tiefdruckgebietes SIEGFRIED etwa zwischen den Gebietshauptstädten Nischni
Nowgorod und Kirow in Russland. Der Kerndruck lag bei unter 1005 hPa. Von dort
ging eine Warmfront aus, die einen Bogen nach Nordosten bis Osten über den Ural
nach Westsibirien beschrieb und, mehr nach Südosten verlaufend, über den Rand
des von der Berliner Wetterkarte abgedeckten Gebietes hinaus reichte. Eine
Kaltfront führte vom Zentrum des Tiefs SIEGFRIED in einer Tiefdruckrinne nach
Süden bis Südwesten und ging etwa 500 km südöstlich von Moskau in eine
Warmfront über, die Teil einer verwellten Luftmassengrenze über Ost- und
Südeuropa sowie dem nordöstlichen Nordatlantik war. Nachdem vormittags eher
Schneefall im Einflussbereich des Tiefdruckgebietes SIEGFRIED auftrat, kam es
nachmittags vor allem am Ural und bis in die Gegend der Stadt Kirow zu Regen,
wogegen weiter südwestlich bis in das Gebiet der ebenfalls zu Russland
gehörenden Autonomen Republik Tschuwaschien Schnee fiel. Die höchste
12-stündige Niederschlagsmenge bis zum Abend gab es mit 13 l/m² in Tscherdyn in
der Region Perm auf der europäischen Seite des Ural, wo nach anfänglichen
kräftigen Schneeschauern zeitweise Regen fiel. Abends und in der Nacht ging der
Regen in Tscherdyn und an vielen anderen Orten, die vom Tiefdruckgebiet
SIEGFRIED beeinflusst wurden, wieder in Schneefall über. Die 12-stündigen
Niederschlagsmengen bis zum Morgen des 04. April lagen sowohl auf der
europäischen Seite des Ural als auch in Westsibirien und damit im asiatischen
Teil Russlands bei maximal 4 l/m².
Nun befand sich das Tiefdruckgebiet SIEGFRIED mit
seinem Zentrum etwa im Bereich der westlichen Region Perm und der noch weiter
westlich angrenzenden Teilrepublik Udmurtien mit einem gleichbleibenden Kerndruck
von unter 1005 hPa. Eine Warmfront führte von dort aus nach Norden bis
Nordosten und ging rasch in eine Kaltfront eines unbenannten Tiefs über dem
Ural über. Eine Kaltfront führte vom Kern des Tiefs SIEGFRIED nach Süden bis Südwesten
und ging ebenfalls rasch in eine Warmfront eines unbenannten Tiefs über der
russischen Oblast Samara über. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das
Tiefdruckgebiet SIEGFRIED in einer verwellten Luftmassengrenze über Russland
analysiert wurde und hauptsächlich Schnee, mancherorts auch Regen und in der
Spitze tagsüber 12-stündige Niederschlagsmengen im unteren einstelligen Bereich
brachte. In Krasnoufimsk in der Oblast Swerdlowsk und in Askino in der Republik
Baschkortostan, beide im europäischen Teil des Ural gelegen, fielen bis zum
Morgen des 05. April 12-stündig jeweils 8 l/m² Niederschlag.
Am 05. April lag das Tiefdruckgebiet SIEGFRIED mit
einem Kerndruck von unter 1000 hPa über dem nördlichen Ural. Nach Norden bis
Osten verlief eine Warmfront bis nach Nordwestsibirien, und in etwa südlicher
Richtung zog sich, ungefähr dem Gebirgszug des Urals folgend, eine Kaltfront,
die ebenfalls über den Rand des von der Berliner Wetterkarte abgedeckten
Bereiches reichte. Die Niederschlagstätigkeit, die tagsüber auf beiden Seiten
des Urals zu finden war, verlagerte sich in der Nacht zum 06. April mehr und
mehr nach Westsibirien. Weiterhin fiel teils Regen, teils wurde Schneefall
beobachtet. Bis zum Morgen des 06. April erreichte Leushi im Autonomen Kreis
der Chanten und Mansen/Jugra eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 10 l/m².
Mittlerweile hatte auch das Tief SIEGFRIED sein
Zentrum nach Nordwestasien verlagert und befand sich mit einem Kerndruck von
unter 1000 hPa über dem westsibirischen Vorland des nördlichen Urals. Von dort
führte eine Okklusionsfront, also eine Mischfront mit Warm- und
Kaltfronteigenschaften nach Osten bis Süden. Die Folge war kaltes Aprilwetter
mit Regen- und Schneeschauern bei einer Höchsttemperatur zwischen 2 und 8°C im
vom Tief SIEGFRIED beeinflussten westsibirischen Binnenland sowie leichtem bis
mäßigem Dauerfrost an den weiter nördlich gelegenen Küstenabschnitten mit
Ausnahme einiger tagsüber etwa 1°C temperierter Wetterstationen am Obbusen.
Am 07. April war das Tiefdruckgebiet SIEGFRIED zum
letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen.
Es befand sich etwas weiter östlich als am Vortag mit einem Kerndruck von unter
1010 hPa über Nordwestsibirien. Nach anfänglichem unbeständigem Wetter, das
durch nach Norden und Süden verlaufende Okklusionsfronten verursacht war,
setzte sich in Westsibirien hoher Luftdruck durch.